Dahn Gitarrist Alexander Sobocinski: „Wir sind passionierte Traveller“

Gitarrist Alexander Sobocinski hat Marion & Sobo mitgegründet.
Gitarrist Alexander Sobocinski hat Marion & Sobo mitgegründet.

Tanzende Drachen, ein Sprung ins kalte Wasser und Badewannen voller Bier – solche Themen bringt die Marion & Sobo Bandband zum Klingen. Gitarrist Alexander Sobocinski hat Christiane Magin verraten, warum das Reisen für die Band so wichtig ist und wie das musikalisch rüberkommt.

Marion Lenfant-Preus und Sie: Wie sind Sie sich begegnet?
Auf einer Jamsession im Café Göttlich in Bonn. Die habe ich viereinhalb Jahre organisiert. Dort sind mir viele großartige Künstler über den Weg gelaufen – und eines Abends kam Marion vorbei und wollte singen. Im Café Göttlich habe ich übrigens auch die anderen Musiker der Band getroffen. Irgendwann sind die alle dort erschienen. Deswegen weiß ich, welch großen Nutzen der ganze Stress damals für mich hatte. Jetzt habe ich ein großartiges musikalisches Netzwerk.

Seit wann spielen Sie zusammen?
Als Duett seit 2012, daher auch der Bandname Marion & Sobo. Dann haben wir immer häufiger Gastmusiker dazugenommen, bis wir festgestellt haben: Wir wollen aus Marion & Sobo eine Band machen mit Geige, Kontrabass und einer weiteren Gitarre – die gleiche Besetzung wie Django Reinhards Hot Club de France. Mit dem Album „Esprit Manouche“ war die Band schließlich geboren. Das war 2018.

Absolut unwiderstehlich sind Sie, heißt es. Wieso?
Das Unwiderstehliche ist ein Spiegel, den wir nach unseren Konzerten vorgehalten bekommen. Es ist das Feedback unseres Publikums. Deswegen glauben wir, dass es so ist. Außerdem gibt es eine Albumkritik, in der das steht. Das macht uns doppelt und dreifach glücklich.

In Ihrer Musik spiegeln sich Reisen und Sprachen. Wie geht das?
Wir sind passionierte Traveller. Menschen, Kultur, Natur: Wir lernen einfach gerne Neues kennen. Vor allem natürlich die Musik eines Landes, einer Region. Unser Fokus liegt auf den Menschen, aber auch auf der Musik.

Beschreiben Sie Ihren Musikstil.
Haha, das haben wir uns kürzlich erst gefragt, weil der sich immer wieder ändert. Im großen Ganzen machen wir akustischen Jazz und Weltmusik. Es gibt aber Untersparten wie etwa Chanson, was bei uns gar nicht wegzudenken ist. Das ist Marions Heimatmusik. Wir haben viele Lieder und Texte auf Französisch, aber moderner als Edith Piaf oder die alten Interpreten wie Jacques Brel. Ich würde uns in die Nouvelle-Chanson-Ecke einordnen.

Was tun Sie musikalisch dazu?
Das sieht man sofort an den Instrumenten. Wir haben Django-Reinhard-Gitarren und es gibt kein Schlagzeug – die gleiche Besetzung wie bei Django Reinhards Hot Club de France aus den 30er Jahren. Ich nenne die Musik dieser Sparte Gipsy Jazz.

Mit Charme, Humor und Leichtigkeit: Am Sonntag, 17. März, spielt die Marion & Sobo Band zur Frühlingsmatinee bei den Jazz-Freund
Mit Charme, Humor und Leichtigkeit: Am Sonntag, 17. März, spielt die Marion & Sobo Band zur Frühlingsmatinee bei den Jazz-Freunden in Dahn.

Wie entstehen die Songs?
Auf der einen Seite holen wir Klassiker ins Programm, auf der anderen Seite komponieren wir selber. Beide Seiten bilden eine Brücke: die Komposition und die Interpretation von Klassikern. Darüber hinaus finden wir es wichtig, uns weiterzuentwickeln und unsere eigene Charakteristik in die Musik mit einfließen zu lassen. So spiegelt sich das Moderne genauso wie die Interpretation in unserer Musik.

Gibt es ein Beispiel?
Auf dem aktuellen Album „Histoires“ gibt es den Song „Ménilmontant“, den wir mit unserem Arrangement interpretiert haben. Oder virtuose Stücke wie „Django’s Tiger“, ein Instrumentalstück von Django Reinhard mit sehr vielen Tönen. Dazu hat Marion einen Text geschrieben. Es gefällt uns besonders gut, wenn Interpreten und Komponisten sich vermischen.

Wer komponiert? Wer textet? Was wird erzählt?
Marion und ich komponieren. Marion textet, manchmal auch mit befreundeten Künstlern. Dabei geht es oft um Liebe wie in unserem neusten Titel „Amour Surpreme“, das Herstellen von Leichtigkeit in einer Beziehung, Nostalgie, auch mal darum, aus einer Gedankenblase herauszukommen wie in „Nur eine Sekunde“. Alle Themen bekommen eine Portion Humor dazu.

Französisch, deutsch, polnisch: Welche Sprachen gibt es noch?
Romanes, die Sprache der Sinti und Roma, Altalbanisch und auch Argentisch-Spanisch. Mit ihrem großen Interesse für Sprachen und Ihrer Sprachvielfalt hat sich Marion in der Band sehr aktiv gemacht. Das schlägt sich in den Liedern nieder. Ein Lied habe ich für sie auf Polnisch geschrieben und ihr geholfen, die Worte richtig auszusprechen und zu singen. Das klappt prima. Die vielen Sprachen sind für uns ganz wichtig.

Wenn Sie in unterschiedlichen Sprachen singen, gibt es da Übertitel auf der Bühne?
(Lacht) Nein. Einige Titel moderieren wir an. Bei anderen bleibt alles mystisch im Verborgenen. Man kann nicht über alles sprechen. Dafür gibt es Booklets. Aber was wir spüren oder denken, wenn ein Lied erklingt, das sagen wir schon.

Welche Vorbilder haben Sie außer Django Reinhard noch?
Da gibt es ganz viele: moderne Gitarristen wie Pat Metheny und Julian Lage oder traditionelle Musiker wie Joscho Stephan und Stocholo Rosenberg, ein holländischer Sinti-Gitarrist. Für Marion ist das auf jeden Fall Ella Fitzgerald. Sie hat nicht nur großartig Jazz gesungen, sondern ist ein Meilenstein des Scat-Gesangs. Diese Tradition hat Marion mit unserer Musik verknüpft. Sie scatet sehr gerne und verhält sich wie ein Instrument.

Was ist das Besondere an Ihrer Musik?
Dass wir eine Stilistik spielen, die eigentlich instrumental ist. Bei uns wird sie zu gesungener Musik. Durch die Texte haben wir eine ganz spezielle Komponente. Außerdem kommt der Rhythmus bei uns von den Gitarren. Er wird mit der rechten Hand auf der Gitarre produziert. Das Sahnehäubchen ist, dass wir als Reisende immer nach neuen Eindrücken und Klängen suchen. Auf unserem Album, das im Mai erscheinen wird, gibt es zum Beispiel eine spanische Rumba, kombiniert mit einem französischen Text.

Waren Sie schon mal bei den Jazzfreunden?
Nein, das ist unser erstes Mal, und wir freuen uns riesig darauf.

Wie sind Sie auf den Club aufmerksam geworden?
Durch befreundete Künstler, die ich gut finde. So steht eine neue Reise an – nach Dahn im Pfälzerwald. Wer weiß, wie der Ort uns inspiriert.

Info

Die Jazz-Freunde veranstalten am Sonntag, 17. März, 11 Uhr, im Alten E-Werk in Dahn, Pestalozzistraße 13, eine Frühlingsmatinee mit der Marion & Sobo Band, die Charme, Humor und Leichtigkeit zu versprühen verspricht. Karten gibt es nur an der Tageskasse, Reservierung ist nicht möglich.

Zur Band: Sobo & seine Band

Marion & Sobo, das sind Marion Lenfant-Preus (Gesang, Gitarre), Alexander Sobocinski (Gitarre), Stefan Berger (Kontrabass) und Ingmar Meissner (Violine). Das Herz der Band aus Bonn sind die französische Sängerin Marion Lenfant-Preus und der polnische Gitarrist Alexander Sobocinski, genannt Sobo. Inspiriert durch seinen Gitarrenlehrer, entdeckte Sobo mit Anfang zwanzig seine Leidenschaft zum Jazz. Darauf studierte er Jazzgitarre an der Hogeschool voor de Kunsten im niederländischen Arnheim bei Frank Siechmann und Bernhard Reinke, das er 2008 mit Diplom abschloss. Musikalisch wichtig ist es der französisch-deutsch-polnischen Band, Musik über Grenzen, Sprachen und Schubladen hinweg zu kreieren. Das Ergebnis: ein eigener moderner Stil aus vokalem Gypsy Jazz, globaler Musik und Chanson. Was seit 2018 Fakt ist: Ihre Besetzung gleicht Django Reinhards Hot Club de France und der ist Sobos großes Vorbild.

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