Pirmasens Gesucht: Ein Mittel gegen die Alu-Sucht und etwas mehr Mut

IDAR-OBERSTEIN. Kein neuer Streich fürs Kuriositäten-Kabinett, kein Augenblicks-Versagen, das Anlass gegeben hätte, aufs Neue Bauklötze zu staunen: Die abenteuerliche Einwurf-Abseitsfalle“, die in Salmrohr Premiere gefeiert hat, ist abgehakt. Und weil sein Team nicht nur ganz wenig verkehrt gemacht, sondern eine Darbietung fast ohne Fehl und Tadel gezeigt hat, war Sascha Hildmann nach dem 0:0 bei seinem Ex-Club auch sichtlich guter Dinge. Die Laune ritt ihn, das Remis seines SC Hauenstein beim SC Idar-Oberstein „gerecht“ zu nennen.

Anstand und Höflichkeit haben neben guter Laune wohl zusätzlich etwas Wirkung entfaltet. Denn Hildmann hätte auch gern sagen können: Mist verdammter; wir müssen heut’ drei Punkte mitnehmen. Es wären wenig Widerworte laut geworden, so wie sich der SCH nach dem ärgerlichen, weil so unnötigen 1:4 beim FSV Salmrohr aufgerappelt und nun aufgetrumpft hat (die RHEINPFALZ am SONNTAG berichtete). Dass seine Elf die leidige Aluminium-Sucht (zwei Pfostentreffer an der Nahe nach den dreien an der Mosel) nicht los wird, in manchem Moment ein bisschen Bammel vor der eigenen Courage zeigt: Darüber hob kein Wehklagen an. Der Coach nahm’s sportlich. Freundlicher Applaus prasselte über beide Trainer herein, als Hildmann Seit’ an Seit’ mit Olaf Marschall erschien und zur Presse-Konferenz fast auf seinen alten Platz zugesteuert wäre. Viel Schulterklopfen war angesagt: Hildmann genießt auf den Höhen des Sportparks „Haag“ weiterhin viel Sympathie. Artig verteilten er wie Marschall Lob an Gegners Adresse . Der pensionierte Fußballgott indes rüffelte einen Journalisten der ortsansässigen Lokalpresse, weil der – ohne Vereinsbrille auf der Nase – mal eben wissen wollte, wie der Idar-Coach bei 2:9 Ecken für die Gäste und praktisch keiner echten Torchance für die eigene Elf denn von einer ausgeglichenen Partie sprechen könne. SCH-Spielleiter Heiko Magin hatte die Vorteile hingegen durchaus gesehen: „Das war stark, hat mir gefallen.“ Auch Guillaume Paul machte kein Hehl daraus: „Wir hätten das gewinnen müssen – wie in Salmrohr“, meinte der Kapitän. Dazu fehlte diesmal nur ein Treffer – und das wiederum lag auch daran, dass „uns manchmal vorn ein bisschen der Mut fehlt“, wie es Patrick Brechtel auf den Punkt brachte. Der Mut etwa, bei dem Mords-Rückenwind in Hälfte zwei öfter mal aus der Distanz abzuziehen. Das hatten die Gastgeber vorm Wechsel probiert, jedoch eher Fälle für den Fangzaun als für Keeper Raphael Marhöfer fabriziert. Brechtel („wir haben heute echt gut gespielt, und das gegen einen starken Gegner“) ließ besagten Mut jedenfalls nicht vermissen, machte auf Rechts Leben und trübte nur durch zwei Unaufmerksamkeiten vorm eigenen Tor in der Schlussphase eine sonst imponierende Leistung. Ganz stark am Samstag: Daniel Geiger. Großen Anteil daran, dass die Null stand, hatte auch der nach Krankheit zurückgekehrte Daniel Klück. Er räumte in Etage zwei und drei alles ab, hilflos hüpfen zumeist Andy Riemer und Nascimento Do Xavier gegen ihn an, unterbauten Klück fleißig – und wurden in schöner Regelmäßigkeit abgepfiffen. Der Idar-Anhang interpretierte dies als Parteiigkeit des Schiris, um fortan jeden Pfiff für die eigene Elf höhnisch-ironisch zu bejubeln. So weit war es noch nicht, als Schiri Nicolas Winter nach sage und schreibe 70 Sekunden Gelb zückte: Eric Veth war in Gegners Strafraum Paul Garlinski heftig in die Parade gefahren. Das zeugte von immenser Motivation des Stürmers, der mal wieder auflaufen durfte und dies mit einer engagierten, kämpferisch überzeugenden Vorstellung – zumindest 70 Minuten lang – dankte. Wer in den Krümeln suchen wollte, durfte drei Nackenhaar-Sträuber notieren: Torhüter Marhöfer probierte sich bei mächtig Gegenwind in Harakiri- Versuchen der Spiel-Eröffnung. Ums Haar hätte er die Hauensteiner Pannenserie doch noch fortgeschrieben.

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