Pirmasens Für den lieben Gott auf Tour

Cornelia Vongerichten engagiert sich in der Pirmasenser Lutherkirche.
Cornelia Vongerichten engagiert sich in der Pirmasenser Lutherkirche.

Gegensätzlicher könnten ihre Betätigungsfelder kaum sein: Cornelia Vongerichten steht unter der Woche hinter der Metzgereitheke, sonntags hält sie ein- bis zweimal im Monat Gottesdienste. „Ich bin für den lieben Gott auf Tour“, sagt sie gegenüber der RHEINPFALZ.

Vongerichten ist Fleischermeisterin und seit 26 Jahren in vierter Generation Inhaberin der traditionsreichen Metzgerei Vogt in der Pirmasenser Fußgängerzone neben dem Alten Rathaus. Ihr Urgroßvater hat den Betrieb vor etwa 135 Jahren gegründet. So wurde sie dazu erzogen, dass es beruflich nichts anderes als die Metzgerei gibt. Folglich lernte Vongerichten in der Fleischerschule in Heidelberg die Produktion von Fleisch und Wurst, aber nicht das Schlachten. Auch für den Verkauf und das Herrichten von Platten für den Partyservice wurde sie geschult. Heute darf Vongerichten selbst ausbilden. Durchs Elternhaus religiös geprägt, war sie oft in der Lutherkirche und besuchte als Zuhörerin die öffentlichen Sitzungen des Presbyteriums. Eines Tages sprachen sie Dekanin Waltraud Zimmermann-Geisert und Pfarrer Wolfdietrich Rasp von der Lutherkirche an, die Leute für das Lektorenamt suchten. „Das Wort Gottes weiter zu tragen, ist mir wichtig“, erklärt Vongerichten. Das Presbyterium stimmte zu, und so begann die Fleischermeisterin im November 2011 die einjährige Ausbildung zur Lektorin oder Laienpredigerin beim missionarisch-ökumenischen Dienst der Landeskirche. Jeweils für drei Tage ging es nach Enkenbach-Alsenborn oder Klingenmünster, und in Gruppen traf man sich in der Lutherkirche. Schließlich wurde Vongerichten in einem Segnungs- und Sendungsgottesdienst in Klingenmünster zur Lektorin ernannt. Ein- bis zweimal im Monat setzt das evangelische Dekanat Pirmasens nun Vongerichten in wechselnden Gemeinden als Lektorin ein. Sie hält Sonntags-Gottesdienste ohne Abendmahl, wobei Predigttext, Lieder, Lesung und Psalmen vorgegeben sind. Die Kunst bestehe darin, die Texte so an die Kirchenbesucher zu vermitteln, als wäre es die eigene Predigt, sagt Vongerichten. Man müsse sich schon mal einer einfachen Sprache bedienen, damit die Gottesdienstbesucher es verstehen, hat die Lektorin erkannt. Drei bis fünf Stunden investiert sie in die Vorbereitung, das Einlesen in die Predigt und den Ablauf des Gottesdienstes, der in jeder Gemeinde leicht verschieden ist. „Man bekommt so viel zurück von den Menschen, die man trifft. Das gibt mir Kraft für die ganze Woche“, sagt Vongerichten über ihr Ehrenamt. Ihr gefallen auch das Miteinander und die gemeinsamen Fortbildungen der Lektoren. Ehrenamtler und Pfarrer seien eine große Familie. Ihre Familie unterstütze sie. Ihr Ehemann, den sie bei der Lektoren-Ausbildung kennenlernte, übt das gleiche Ehrenamt aus. So geht sonntags jeder in eine andere Kirche, um Gottesdienst zu halten. Für etwa drei Jahre war Vongerichten im Presbyterium der Lutherkirche engagiert, bis sie wegen der Heirat nach Lemberg zog, wo ihr Mann Presbyter ist. Nebenbei hilft sie bei Kirchenfesten in der Luthergemeinde und kümmert sich um ihre 87-jährige Mutter und die Familie.

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