RHEINPFALZ-Forum Sicherheit Experte: Polizei und Stadt müssen auf Ängste der Menschen eingehen

Franz-Josef Brandt gibt der Debatte am Donnerstagabend einen wissenschaftlichen Rahmen.
Franz-Josef Brandt gibt der Debatte am Donnerstagabend einen wissenschaftlichen Rahmen.

Die Sicherheitslage in einer Stadt wird nicht nur von den Zahlen einer Kriminalitätsstatistik bestimmt, sagt Ex-Polizist Franz-Josef Brandt. Verwaltung und Polizei müssten die subjektiven Ängste der Menschen erkennen und in der Präventionsarbeit darauf eingehen.

Um zu klären, ob Pirmasens eine sichere Stadt ist, müsste man erst mal wissen, was genau der Begriff bedeutet. Mit der Definition tut sich auch ein Experte schwer. „Ich kann Ihnen keine echte Antwort geben“, sagt Franz-Josef Brandt, der bis 2019 stellvertretender Polizeipräsident der Westpfalz war, heute das Innenministerium zum Thema urbane Sicherheit berät und der RHEINPFALZ-Einladung zum Forum gefolgt ist. Brandts Ziel am Donnerstagabend ist es, der Debatte in der Alten Post mit seinen Erklärungen einen wissenschaftlichen Rahmen zu geben.

Er weist darauf hin, dass Sicherheit „ein sozial konstruierter Begriff“ sei, geprägt von eigenen Ansichten, dem persönlichen Umfeld und der Gesellschaft, in der man lebt. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte verändere sich das Verständnis des Wortes. So galten früher Ehebruch und Homosexualität als Straftaten und waren relevant für das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung.

Mehr Angst

Dem Experten zufolge ist das Gefühl der Unsicherheit in der Bevölkerung in den vergangenen Jahren gestiegen. Das führt Brandt auf viele schnelle Veränderungen in der Gesellschaft zurück, ebenso wie auf internationale Krisen. „Generelle Ängste werden auf das Sicherheitsempfinden projiziert.“ Russlands Angriff auf die Ukraine, wirtschaftliche Sorgen, die Corona-Pandemie, Modernisierungsprozesse, die Klimawende, die Anpassungen erfordert – all dies löse in vielen Menschen Ängste aus. Brandt sieht zunehmende Spannungen in der deutschen Gesellschaft, die sich beispielsweise im Hass in den sozialen Netzwerken, der Gewalt im Sport und den Angriffen auf Politiker zeigten.

Generell unterscheidet der Experte zwei grundlegend verschiedene Aspekte: Die objektive Sicherheitslage ist geprägt von Zahlen, vor allem der Kriminalitätsstatistik, die zeigen soll, wie viele und welche Straftaten verübt werden. Brandt warnt aber, dass die Kriminalitätsstatistik nicht alles abbilde. So kann sie nur erfasste Straftaten aufzählen. Zudem tauchen manche Straftaten gar nicht in der Statistik auf, beispielsweise Verbrechen, die Deutsche im Ausland begehen, sowie ein Großteil der Straftaten im Verkehr. Außerdem würden die Zahlen durch polizeiliche Aktivitäten beeinflusst: Machen die Beamten einer Stadt mehr Drogenkontrollen, dann steigt in der Statistik die Anzahl der Drogendelikte, obwohl es vermutlich nicht mehr sind als zuvor.

Prävention wichtig

Dem gegenüber steht die subjektive Sicherheitslage, die „geprägt ist von Einstellungen, Empfindungen und Ansichten“. Brandt unterscheidet die emotionale Ebene (Wie sehr fürchten Sie sich in Pirmasens?) und die kognitive Ebene, die eine Risikoeinschätzung verlangt (Für wie wahrscheinlich halten Sie es, in Pirmasens Opfer eines Überfalls zu werden?). Dazu komme die verhaltensbezogene Ebene (Wie schützen Sie sich?).

Subjektive Ängste der Menschen dürften nicht vernachlässigt werden, mahnt der Experte. Die Polizei müsse sie in ihrer Präventionsarbeit aufgreifen. Zahlen, Daten, Empfindungen, gesellschaftliche Trends: Alle Aspekte zusammengenommen, ergäben ein Bild der Sicherheitslage in einer Stadt.

Zum Bericht über die ganze Debatte geht es hier.

Viele Bürger fühlen sich in der Fußgängerzone unsicher.

Wie sicher ist Pirmasens?

Seit der Kriminalpräventive Rat eine Umfrage zur Sicherheit in Pirmasens gestartet hat, vergeht kaum eine Woche, in dem das Thema nicht diskutiert wird. Alle Artikel zum Thema finden Sie auf unserer Themenseite "Wie sicher ist Pirmasens?".

An dieser Stelle finden Sie Umfragen von Opinary.

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