Dahn Evelyn Blaich spürt in ihrer Kunst der abgelaufenen Zeit nach

Evelyn Blaich hat eine Vorliebe für die Farbe Blau.
Evelyn Blaich hat eine Vorliebe für die Farbe Blau.

„Rückblick“ ist der Titel der letzten Einzelausstellung im Jubiläumsjahr des Dahner Kunstvereins. Noch bis zum 22. Oktober sind 36 Werke der südpfälzischen Künstlerin Evelyn Blaich im Alten Rathaus zu sehen.

Der vergangenen Zeit nachspüren: Das hat sich die gebürtige Ostpreußin Evelyn Blaich zur Aufgabe gemacht. Was passiert innerhalb eines bestimmten Zeitfensters, etwa wenn ein Zebrastreifen „abgelaufen“ ist? Wie lange muss ich bei klirrender Kälte ausharren, um den Moment des perfekten Sonnenuntergangs mit der Kamera festhalten zu können? Es sind viele Überlegungen und kluge Gedankengänge, die in die Arbeiten von Blaich einfließen. Die Eindrücke, die sie gesammelt hat, münden in einen „Arbeitsflow“, sagt sie. Dieser bringe immer neue Aspekte hervor. Und so entstehen ganze Serien eines Themas.

Ihre Werke, die vor allem ihre große Liebe zum Blauton in allen Variationen zeigen – gut erkennbar in einem Triptychon – laden zum Verweilen ein. Denn die 80-jährige Künstlerin malt nicht nur, sie schafft durch Pigmente wie Sand unterschiedliche Strukturen.

Das Vorbild Henri Matisse

Die gelernte Mikrobiologin, die seit 50 Jahren ihrer Leidenschaft frönt, ließ sich an der Ruhr-Universität Bochum von Hans-Jürgen Schlieker aus- und weiterbilden und besuchte Kurse in Salzburg sowie an der Landauer Uni. Stets auf der Suche nach neuen Techniken, beschäftigte Evelyn Blaich sich nicht nur mit Malerei und Fotografie, auch Grafiken und Plastiken entstanden unter ihren Händen. Gesundheitliche Probleme zwangen die stets aktive Künstlerin vor einiger Zeit, kürzerzutreten. Im Gespräch mit der RHEINPFALZ sagt sie aber, dass dies für sie kein Grund für Pessimismus ist. Vielmehr nimmt sie sich ein Beispiel an Henri Matisse, der aufgrund einer Krebserkrankung in seiner Beweglichkeit eingeschränkt war, aber nie aufgegeben habe.

Der Natur gibt die Künstlerin, die im südpfälzischen llbesheim lebt, viel Raum. Ob es sich um den rostroten Herbstwald handelt, die Arabesken von trockenen Rebranken im Weinberg oder die Lava eines aktiven Vulkans. Immer ist im Hintergrund der Faktor Zeit erkennbar. Sie hinterlässt Spuren. Wie beim Fixierspray, das Evelyn Blaich benutzt. Als die Dose im Lauf der Zeit defekt wurde, kam kein Sprühstoß mehr, sondern nur noch kleine Tropfen. Schon war in den Augen der Künstlerin eine neue Technik geboren. Barbara Blum, die bei der Vernissage in die Ausstellung einführte, erzählte, dass die 80-Jährige ihr verraten habe, dass sie Rost liebe. Durch das reduzierte Fixierspray entstand ein Kunstwerk, das „richtig rostig“ wirke.

Angetrieben von der Neugier

Es ist die Neugier, die Evelyn Blaich antreibt, „alles auszuprobieren, was sich fühlen, greifen und erfahren lässt“ – so hat es Barbara Blum formuliert. Blaichs Arbeiten können somit als Metapher für Existenzielles verstanden werden und knüpfen an die Tradition abstrakter Malerei des 20. Jahrhunderts an, die zum absoluten Bild tendierte.

Erwin B. Hoffmann, der Vorsitzende des Kunstvereins Dahn, zeigt sich von der Präsentation der Arbeiten im Alten Rathaus total begeistert: „Hier kann man Kunst einfach genießen“, sagt er. „Rückblick“ ist die letzte Einzelausstellung im Jubiläumsjahr des Dahner Kunstvereins, der dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen begeht. Das Jahresprogramm beschließt die traditionelle Aktion, bei der die Mitglieder ihre eigenen Werke zeigen. Die Mitgliederausstellung läuft vom 12. November bis zum 10. Dezember.

Info

Die Ausstellung „Rückblick“ mit Werken der Südpfälzerin Evelyn Blaich im Alten Rathaus in Dahn, Marktstraße 7, ist donnerstags und sonntags, jeweils von 15 bis 18 Uhr, geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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