Pirmasens Einmal kräftig rütteln

Ein gar seltsames Duo war in den vergangenen Wochen unter anderem in Fehrbach unterwegs. Mit einem Minibagger wurde Straßenlaternen eine Manschette angelegt und ein Kollege guckte ganz wichtig auf seinen Computer. Ein Mast nach dem anderen war auf diese Art und Weise an der Reihe. Standsicherheitsprüfungen sind das. Und mit dem Verfahren soll der gesamte städtische Mastbestand geprüft werden, immer und immer wieder. Während Kommunen im Kreis allerorten über ausufernde Standards bei Brandschutz und Verkehrssicherung klagen, wird in Pirmasens die Stadtverwaltung ohne Zwang von ganz alleine aktiv. Die jetzt zu beobachtenden Standsicherheitsprüfungen gibt es schon seit 2004. Jedes Jahr lässt sich die Stadt das 25.000 Euro kosten, womit inzwischen also stolze 250.000 Euro für die Standsicherheit von Laternenmasten aufgelaufen sind. Wie gesagt, nur zur Prüfung. Eine Richtlinie, wonach Straßenlaternen auf ihre Standsicherheit geprüft werden müssten, gebe es nicht, ist aus dem Rathaus zu hören. Weil jedoch immer wieder ein Mast gefunden worden sei, der akut umsturzgefährdet war, sah sich die Verwaltung zum Handeln gezwungen. In der Innenstadt war gar ein Mast von ganz alleine umgefallen – zu Schaden kam dabei niemand, wie das Presseamt versicherte. Ein Spezialunternehmen wurde engagiert, das mit Minibagger und Prüftechniker den Pirmasenser Laternen zu Leibe rückt und ganz akkurat an den Laternen rüttelt, was per Computer genau ausgewertet und dokumentiert wird. „Mittels eines Kleinbaggers wird eine Last auf den Mast ausgeübt und die Verbiegung des Mastes gemessen“, erklärt das Presseamt das Verfahren. Wenn der Mast sich nur kaum biegen lässt, gibt das Fachunternehmen eine Garantie von fünf Jahren auf die Laterne. So ein Fachunternehmen ist beispielsweise „Roch Services“ und das sieht in ganz Deutschland erheblichen Bedarf für die Mastprüfung. 3,3 Prozent aller Straßenlaternen seien akut umsturzgefährdet, habe eine Studie von „Roch Services“ ergeben. Also von 100 Straßenlaternen können jederzeit mehr als drei zu jeder Tages- und Nachtzeit umfallen, den daran pinkelnden Hund erschlagen, Autos verbeulen oder gar den fließenden Verkehr blockieren. In Pirmasens wurden durch die computergesteuerten Rüttler laut Presseamt auch drei Masten entdeckt, die „sofort“ ausgebaut werden mussten. Gefahr war im Verzug. Die „Überwachung der Standsicherheit“ ist gut organisiert. Das Stadtgebiet wurde in fünf Überwachungsgebiete eingeteilt, mit je etwa 1100 Masten. 6200 Masten soll es in Pirmasens und den Vororten geben. Jedes Jahr werden in einem Bereich etwa 400 Maste mit dem Bagger-Techniker-Team geprüft und der Rest von städtischen Mitarbeitern per Augenschein. Der städtische Angestellte guckt sich also das Ding mal genau an, ohne Gerüttel, Computer und Dokumentation. So wie das früher auch ging. Wenn die Firma mit ihrem computergesteuerten Rüttler nach fünf Jahren mit allen städtischen Bezirken durch ist, kann die Prüferei wieder von vorne losgehen, da ja nur für fünf Jahre Garantie gegeben wird. Das Geschäftsmodell ist schlicht genial.

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