Pirmasens Ein Kämpfer für den kleinen Dorfverein

HAUENSTEIN. Solche Männer sind wie ein Weihnachtsgeschenk für einen Verein: Markus Kuntz war Jugendspieler und -trainer, Aktiver in der ersten Mannschaft, war bereits als 22-Jähriger Vorstandsmitglied und hat nach und nach mehr Verantwortung übernommen: 14 Jahre (1984 bis 1998) war er Vorsitzender des SC Hauenstein, seither ist er als engagierter und eloquenter Geschäftsführer, seit 1997 auch in der Verbandsarbeit auf höchster Ebene tätig. Am Weihnachtstag 1954, heute vor 60 Jahren, wurde er geboren.

Kuntz’ Karriere begann nicht beim SCH. Mit dem Fußballspielen kam er als Zehnjähriger beim Nachbarn TV Hauenstein, der gerade eine Fußballabteilung gegründet hatte, in Berührung. Die Familie war bei den „Turnern“ daheim, deshalb führte der Weg des Jüngsten von drei Brüdern auch zunächst zum Haberdeich, bald darauf aber zu den Blauweißen am Needing, wo er blieb, fast 50 Jahre bisher, wo er immer auch die Richtung des Vereinsschiffs mitbestimmte. Er hat den Tiefpunkt des SCH miterlebt: den Absturz in die B-Klasse im Jahr 1978. „Aber damals waren in der Jugendarbeit bereits die Strukturen grundgelegt, die zum Durchmarsch in Verbands- und Oberliga führten“, sagt er. Und die drei Jahre in der Regionalliga (1994 bis 1997), damals die dritte Liga, sieht er als „dreijährigen Höhepunkt der Vereinsgeschichte“: „Unfassbar“ nennt er das 2:2 der Blauweißen an der Essener Hafenstraße gegen Rot-Weiß Essen vor 15.000 Zuschauern oder die unvergessenen Spiele gegen Alemannia Aachen auf dem Tivoli beispielsweise oder gegen Arminia Bielefeld. Spieler wie Thorsten Frings, Thomas von Heesen oder Roger Schmitt, der heutige Trainer von Bayer Leverkusen, liefen gegen den SCH auf. Der SCH hat in der Regionalliga manchen Großen geärgert. Den größten Sieg aber trug man im zweiten Jahr der Zugehörigkeit zur Regionalliga davon. Vor dem Schiedsgericht des DFB setzte man durch, dass der Dorfklub in der Klasse verbleiben konnte, für die er sich sportlich qualifiziert hatte, die er aber nach dem Lizenzentzug für den 1. FC Saarbrücken verlassen sollte. Was dann nicht geschah: Die Krawatte, die Markus Kuntz bei diesem historischen Sieg des SCH über den mächtigen Verband getragen hatte, war jahrelang im Sportheim als Trophäe der besonderen Art zu bestaunen. Kuntz dient nicht nur seinem Verein als Geschäftsführer, als Stadionsprecher oder als Berichterstatter im Amtsblatt und in der Stadionzeitung. Als gewählter Vertreter der Vereine der Oberliga ist er Mitglied des Präsidiums des Fußball-Regionalverbandes Südwest, war 2006/07 Mitglied der DFB-Kommission, die die Spielklassenstrukturreform auf den Weg brachte. Und er hat als Delegierter an fünf DFB-Bundestagen teilgenommen, zuletzt 2013 in Nürnberg. Seit 1997 ist der SCH in der Oberliga zu Hause. „Für mich ist es eine Sensation, dass der SCH seit so vielen Jahren in dieser Liga spielen kann“, sagt Kuntz und beklagt „null Unterstützung“ durch die Kommune. „Wir leisten beispielhafte Jugendarbeit und einen riesigen Beitrag für Hauensteins Bekanntheit und damit auch für den Fremdenverkehr“, konstatiert Kuntz und bedauert: „Es kommt aber nichts zurück.“ So kämpfe man seit Jahren für die Realisierung eines Kunstrasenplatzes, der unabdingbar sei, damit im Winter ein geordnetes Training der Aktiven und der zahlreichen und erfolgreichen SCH-Jugendteams möglich wird. „Wir sind da klar im Nachteil gegenüber Vereinen, die auf kommunalen Sportstätten trainieren und spielen können.“ Mit Blick auf den Nachbarn FKP stellt er fest: „Wer weiß, wo ,die Klub’ heute stünde, hätte die Stadt auf der Husterhöhe nicht das tolle Sportzentrum hingestellt.“ Der SCH habe dagegen „Sportstättenbau und -unterhaltung zu stemmen, was uns bis an die Grenzen belastet und ohne Sponsoren nicht möglich wäre.“ Die mangelnde Unterstützung durch die Politik sorge schon „für ein gerüttelt Maß an Enttäuschung“. Trotzdem: Den „kleinen Dorfverein“ sieht Markus Kuntz, der in Grünstadt lebt, weil er dort als Lehrer tätig ist, mit Präsident Carl-August Seibel, mit Jürgen Lejeune und Heiko Magin und zahlreichen „guten Leuten“ im Vorstand gut aufgestellt. Es müsse gelingen, noch mehr Engagierte in die Verantwortung zu bringen. Und vor allem: Nachholbedarf sieht er im Bereich Marketing: „Dieser Bereich liegt brach.“ Wichtig für die Zukunft sei die Kooperation mit dem TVH, der, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung, Kooperationen mit weiteren Vereinen der Region folgen müssten.

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