Pirmasens Ein Juwel unter den Orgeln

Nach der Restaurierung erstrahlt die Bobenthaler Orgel wieder in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild.
Nach der Restaurierung erstrahlt die Bobenthaler Orgel wieder in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild.

Jahrzehntelang fristete die Orgel der katholischen Kirche St. Michael im südwestpfälzischen Bobenthal ein Schattendasein. Zum Glück. Denn auf diese Weise blieb ein 200 Jahre altes Instrument nahezu im Originalzustand erhalten. Zu ihrem runden Geburtstag spendierte ihr die örtliche Kirchengemeinde eine umfassende Restaurierung. Das außergewöhnliche Instrument zeigt sich nun als einzigartiges Juwel in der südwestdeutschen Orgellandschaft und lockt hochrangige Organisten an.

Nach dem Orgelbausachverständigen des Bistums Speyer, Christoph Keggenhoff, der bei der feierlichen Indienststellung vor wenigen Wochen die Tasten und Pedale bediente, gibt am Samstag, 17. Juni, 20 Uhr, der Domorganist des Kölner Doms, Winfried Bönig, ein Konzert an der Bobenthaler Orgel. Und am Samstag, 27. August, ist an gleicher Stelle der bekannte Münchner Konzertorganist Christian Brembeck zu hören. Der hat auch eine CD von der Bobenthaler Orgel eingespielt, die an diesem Abend präsentiert wird. Aber was macht den Zauber dieses Kleinods aus? Darauf hat Orgelbaumeister Johannes Rohlf aus Neubulach, dessen Werkstatt mit viel Liebe zum Detail die Restaurierung vornahm, eine klare Antwort: „Welche historische Orgel darf schon über viele Generationen mit ihrer ursprünglich vom Erbauer kreierten Stimme bis in unsere Gegenwart hinein erklingen? Es ist viel eher üblich, dass jede neue Generation ihre eigene Vorstellung an eine Orgel heranträgt, so dass die Begegnung mit einer unveränderten historischen Orgel nur sehr selten gegeben ist“, so seine Ausführungen bei der Wiederindienststellung. Dass bei der Restaurierung beispielsweise auch Zeitungsseiten aus dem 18. Jahrhundert, die zum Abdichten der Pfeifenlöcher dienten, gefunden wurden, und sich so die Restaurierung zu einer echten Zeitreise gestaltete, machte die Begegnung nur noch intensiver. „Auch wir Orgelbauer gerieten in den Bann dieses Instruments und haben keine Mühe gescheut, sein ursprüngliches Erscheinungsbild wieder herzustellen“, gestand Rohlf. Ihr historisches Meisterwerk zu verdanken haben die Bobenthaler einem Vorderpfälzer. Wendelin Ubhaus arbeitete in der Kirrweilerer Orgelbauerwerkstatt Seuffert, die 1770 von Johann Ignaz Seuffert, dem ältesten Sohn des Würzburger Hoforgelmachers und Begründer der Seuffertschen Orgeldynastie, Johann Philipp Seuffert, gegründet worden war. Parallel dazu durfte Ubhaus auch eigene Orgeln bauen. Drei davon sind heute noch erhalten: die in Bobenthal sowie die Instrumente in der protestantischen Kirche von Duttweiler und der katholischen Kirche von Niederlustadt. Der Tag der Fertigstellung der Bobenthaler Orgel ist übrigens genau überliefert – dank eines Zettels, der bereits vor einigen Jahren in der Windlade der Orgel gefunden wurde und neben dem Namen von Wendelin Ubhaus auch das Datum des „24ten März 1817“ trägt. Orgelbaumeister Rohlf befand im Abschlussbericht der Restaurierung: „An der handwerklichen Ausführung dieses Orgelbaus wird deutlich, dass Ubhaus sich nicht in unwesentlichen Details verloren hat, dass er das Notwendige solide aber ohne Umwege und Pedanterie verwirklichte. Stellagen und Halterungen für die Orgelteile ganz einfach gezimmert, nimmt die Feinheit der Arbeit zu, je weiter sie sich dem Pfeifenwerk nähert“. Die Orgel wurde noch für den etwas kleineren Vorgängerbau der heutigen Bobenthaler St. Michaelskirche gebaut. Bei der Erweiterung der Kirche im Jahre 1879 wurde die Orgel durch den Speyerer Orgelbauer Schlimbach abgetragen, eingelagert und nach Fertigstellung der Kirche wiederaufgestellt. Die Anschaffung eines neuen Instrumentes unterblieb damals – glücklicherweise – aus Geldmangel. Somit konnte das Instrument bis in unsere Tage überleben. Die Ubhaus-Orgel ist ein einzigartiges Zeugnis dafür, wie vor zwei Jahrhunderten ein schlichtes, nur einmanualiges Instrument konzipiert wurde, das, so Rohlf, „ganz der Aufgabe zur klanglichen Mitgestaltung einer feierlichen Messe gewidmet ist“. Benötigt wurde hierfür „ein gesundes Grundregister“, das zusammen mit dem Principal und dem Octavbass den Gemeindegesang begleiten kann. Für Sologesänge des Priesters oder Kantors während der Messfeier werden unterschiedliche Register benötigt, die mit stillerem Klang auch den Hintergrund von Gebeten unterlegen können. Für diese Aufgaben bietet die Orgel mehrere Flöten- und Streicher-Stimmen. Für den feierlichen Ein- und Auszug hält die Orgel zwei zusätzliche kräftige Register bereit, eine vierfache Mixtur mit einem Terzchor im Manual und eine originale Posaune im Pedal, die dem Klang Kraft und Fülle verleihen. Insgesamt zählt die Bobenthaler Ubhaus-Orgel zwölf Register, neun im Manual und drei im Pedal. Info Der Eintritt ist frei, Spenden erwünscht.

x