Pirmasens Effektvoller Gesang, populäres Repertoire

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Das Gesangs-Ensemble „Sacralissimo“ hat am Samstagabend Geschmack und Erwartungen des Publikums im ausverkauften Kulturzentrum „Alte Kirche“ in Vinningen voll getroffen. „Die Goldenen Stimmen aus Bulgarien“ gastierten wegen des großen Erfolges dort bereits zum zweiten Mal, jetzt mit ihrem Programm „Evening Of Song – Die schönsten Melodien“.

Der Bariton Dilian Kushev, der Tenor Bogdan Olaru und Manol Paskalev als Begleiter am Klavier hatten in der Tat ein auf höchsten Effekt angelegtes Repertoire ausgewählt. Lieder, die es einem ausgebildeten und technisch versierten Sänger gestatten, bereits allein mit seinem ungeheuren Stimmvolumen Eindruck zu machen. Das ist dem aus Bulgarien stammenden Kushev und dem gebürtigen Rumänen Olaru (Kushev: „… auf der anderen Seite der Donau geboren…“) fraglos und uneingeschränkt gelungen, selbst in der für ihre prekäre Akustik berüchtigten „Alten Kirche“. Der sonst so gefürchtete Nachhall hatte gegen den starken „Direktschall“ der beiden Stimmen schlicht keine Chance. Manchmal kommt es eben doch auf Größe an. Das Repertoire glich mit Liedern wie „Memory“ aus „Cats“, „Heut geh’ ich ins Maxim“, „Dein ist mein ganzes Herz“, dem „Wolgalied“, „Kalinka“ und den überwiegenden Pop-Songs im zweiten Teil mit „You Raise Me Up“, „Time To Say Goodbye“, „Don’t Let The Sun Go Down On Me“, „The Final Countdown“ oder „My Way“ einer „Greatest Hits“-Auswahl für solche Recitals, die – seit den „Drei Tenören“ – entsprechend befähigten Gesangssolisten ein dankbares Publikum sichern. Man täte Dilian Kushev und Bogdan Olaru aber sicher unrecht, reduzierte man ihre Darbietung auf den reinen Effekt mit dem Beigeschmack von Effekthascherei. Hier sind einfach zwei höchst professionelle Sänger am Werke, die zu keiner Zeit an die Grenzen ihrer technischen Möglichkeiten gelangen. Dass ihre Repertoire-Wahl eher den Weg des geringsten Widerstandes geht, ist ein Eindruck, der vor allem dem persönlichen Geschmack entspringt – und über den soll man ja nicht streiten. Was für die Gesangsstimmen gilt, darf auch der Begleiter am Klavier, Manol Paskalev, für sich in Anspruch nehmen: Auch er kommt bei den ausgewählten Begleitarrangements zu keinem Zeitpunkt an die Grenzen seiner Möglichkeiten. Dabei hat er die dienende Rolle in diesem Trio perfekt verinnerlicht, kleine solistische Kadenzen wie in „Granada“ zeigen, was für ihn pianistisch möglich wäre. Eine höchst angenehme Überraschung bescherte dann der Bariton Dilian Kushev im zweiten Programmteil, der ja vor allem Pop-Songs gewidmet war. Anders als viele seiner ebenfalls „klassisch“ ausgebildeten Kollegen ist er umstandslos dazu in der Lage, auf die ganz andersgearteten Techniken des sogenannten „Belting“ umzuschalten, wie sie in Pop und Rock weit verbreitet sind. Hier wird die Kopfstimme effektvoll mit der Bruststimme „gemischt“, um Druck und Ausdruck zu erzeugen. Kushev vermeidet damit den stets unfreiwillig komischen „Peter-Hofmann“-Effekt, wenn sich ein großer Wagner-Tenor mit all der Wucht der dort geforderten Technik an Pop- und Rockmusik versucht. Kushev hat zudem einen offensichtlich direkten Zugang zu dieser Musik, bringt gar die Fähigkeit zu einer recht authentischen Gospel-Phrasierung mit, wie sich beispielsweise bei Elton Johns „Don’t Let The Sun Go Down On Me“ oder Anastacias „I Ask Of You“ und mehr noch bei „One Last Cry“ von Brian McKnight nachvollziehen ließ.

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