Pirmasens Dreibeinlaufen über 100 Meter

ZWEIBRÜCKEN. „Die Anmeldungen aus der ganzen Pfalz laufen sehr zahlreich ein, so dass eine starke Beteiligung zu erwarten steht.“ So verkündete die Presse vor über 100 Jahren ein Ereignis, das Zweibrücken zum Ort einer Premiere machte: Die Stadt der Rosen und Rösser war am 3. August 1902 auch die Stadt, in sich die pfälzischen Leichtathleten zu ihren ersten gemeinsamen Wettkämpfen zusammenfanden. Nur sechs Jahre nach den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit im Jahr 1896 in Athen.

Ausgerichtet wurde das Debüt vom Fußballklub Zweibrücken „auf dem kleinen Exerzierplatz“. Berichtet wird darüber in dem Buch „Leichtathletik in der Pfalz“ von Karl Theodor Thelen. Leichtathletik war zu jener Zeit ein Bestandteil des Fußball-Sports. Für den war auf Initiative des aus Duisburg zur Zweibrücker Firma Schlegel gekommenen Kaufmanns Emil Bückmann im November 1900 besagter FK, wahlweise auch FC genannte Verein, gegründet worden. Gegliedert war die Premiere in zwei Abschnitte. Gemäß der Zeitungsankündigung wurde der erste Teil „ab nachmittags 3 Uhr“ dem Sport gewidmet, der zweite Teil diente der „Unterhaltung abends ab 8 ein halb Uhr im Buchheitschen Garten“ (Anmerkung: Die Brauerei Buchheit war eine der Vorläuferinnen der Parkbauerei Pirmasens-Zweibrücken). Wegen seiner heute zumindest eigenartig anmutenden Ankündigung verdient der dem Sport vorbehaltene Teil der Premierenveranstaltung die Wiedergabe im Originaltext: Wer das das „Fußballwettspiel“ gewann und welche Mannschaften gegeneinander antraten, geht aus der Gesamtberichterstattung am Montag, 4. August 1902, ebenso wenig hervor wie das, was es mit dem Dreibeinlauf auf sich hatte. Den entschieden die Speyerer Halter/Fröblinger aber in 15 Sekunden vor den Zweibrückern Stierlin/Honeck in 16 Sekunden für sich. Buchautor Thelen merkt zu Honeck an: Der Zweibrücker Fußballspieler soll wiederholt gegen gute Bezahlung von Pirmasens ausgeliehen worden sein. Vom Fußballwettspiel ist nur übermittelt: Bavaria Speyer 3:0, Palatia Kaiserslautern 2:0, Bavaria Kaiserslautern 3:0, FC Zweibrücken 1:0. Vom Fußballzweikampf lediglich: Stierlin/Zweibrücken 0:5, Halter/Speyer 1:8, Fröblinger/Speyer 0:5, Marx/Zweibrücken 0:5, Bückmann/Zweibrücken 9:0. Im Fußballweitstoß siegte Mathes/Speyer mit 39 Metern vor Gink/Kaiserslautern (39 m), Halter/Speyer (38 1/2), Stierlin/Zweibrücken (36) und Dorner/Zweibrücken (32). Der Dreisprung sah Spieß/Speyer mit 9,52 Metern als Sieger vor Loth/Zweibrücken (9, 18 m). Die Wettlauf-Reihenfolge: Weil/Frankenthal 13 Sekunden, Seyboldt/Landau (13), Gink/Kaiserslautern (13 1/2) und Richter/Landau (13 1/2). Zum Schluss des Presseberichts, der auch den „eigenartigen Festzug der Fußballkämpfer von sieben Vereinen in ihren malerischen Kostümen“ erwähnt, wird resümiert: „Das gestrige Sportsfest, wie es hier noch nie gesehen worden ist, verlief in allen Teilen auf das Beste“. Beim Fest im Buchheitschen Garten seien „Diplome, Krönungen, Erinnerungsmünzen und Ehrenmützen“ überreicht worden.