Pirmasens Die Vororte auf Unwetter vorbereiten

Diese Wiese am Eingang zum Gersbachtal könnte viel Wasser im Falle eines Starkregens aufnehmen. Ein Wall zum Ort hin wäre noch n
Diese Wiese am Eingang zum Gersbachtal könnte viel Wasser im Falle eines Starkregens aufnehmen. Ein Wall zum Ort hin wäre noch nötig, damit die Wassermassen nicht unkontrolliert in das Dorf schießen.

Rund eine halbe Million Euro müsste die Stadt in dutzende kleinere Projekte stecken, um die Vororte besser für Starkregenereignisse zu wappnen. Wobei ein 100-prozentiger Schutz nicht möglich ist. Vor allem Niedersimten hat es nötig.

40 Pirmasenser waren zur Abschlusspräsentation in die Festhalle gekommen, wo Vertreter des Büros IPR-Consult aus Neustadt die Ergebnisse vieler Begehungen in den Vororten präsentierten. Bürgermeister Michael Maas hätte sich eine größere Resonanz in der Bevölkerung gewünscht, auch weil der Hochwasser- und Starkregenschutz viel Mithilfe der Bürger braucht. Thorsten Sorg von IPR-Consult erinnerte denn auch an die Rechtslage: „Jeder ist verpflichtet, geeignete Vorsorgemaßnahmen zu treffen“, betonte der Planer und nannte als Beispiel die Rückstauklappen der Hauskanalisation sowie kleine Schwellen oder Mäuerchen, um Wasser den Weg in die Häuser zu versperren. Die Schadensausmaße werden in Zukunft größer sein, als früher bei Gewitterregen üblich, mahnte Bürgermeister Maas und verwies auf das Unwetter im Ahrtal, das an diesem Tag auch Pirmasens hätte treffen können. Das Unwetter bog rechtzeitig vor der Stadt ab in Richtung Norden und ging nur 200 Kilometer entfernt runter.

So wie die Bürger selbst mit Einzelmaßnahmen vorsorgen müssen, so sollten auch die Vororte mit mehreren kleineren Projekten für mehr Sicherheit im Fall der Fälle sich vorbereiten. In Erlenbrunn beispielsweise sollte ein neues Regenüberlaufbecken gebaut werden, um die Niedersimter zu schützen. In Fehrbach sorgen sich die Planer um die Senke im Bereich Dorfbrunnen, wo mit Schwellen in der Fahrbahn das Wasser in das Hopfental abgeleitet werden könnte. Oder im Pirmasenser Weg, wo der Bordstein abgesenkt werden sollte, um Wassermassen aus den Steiggärten in ein Tal abzuführen.

Mulden auf Feldern und Wiesen anlegen

Die Gersbacher sehen gleich mehrere Senken im Ort wie beispielsweise in der Windsberger Straße, wo ebenfalls die Straße angepasst werden müsste oder in der Denkmalstraße im Straßenraum für eine bessere Ableitung potenzieller Wassermassen zu sorgen sei.

Auf Feldern und Wiesen sollten in bestimmten Bereichen Mulden angelegt werden, um Wasser zu halten, empfiehlt Christian Langhauser, ein weiterer Planer von IPR-Consult. Am Molkenbrunner Hof bei Winzeln oder bei Windsberg könnten so Probleme im Ort verhindert werden. Was Uwe Bißbort, Landwirt aus Windsberg anders sieht. „Es gibt Wetterlagen, da hilft nichts mehr in Windsberg und Niedersimten“, findet Bißbort. Die Äcker könne der Landwirt dann bearbeiten wie er will und Mulden anlegen, die Regenmassen würden trotzdem in die Dörfer schießen.

Verheerende Schäden in Niedersimten möglich

Größtes Sorgenkind der IPR-Planer ist Niedersimten. Felsalbe und Mutterbach könnten bei einem größeren Gewitter sehr schnell über die Ufer treten und verheerende Schäden anrichten. Gerade in Niedersimten seien die Bürger gefordert, betonte Langhauser. Illegal errichtete Brücken über den Bach müssten weg und Holzstapel oder Komposthaufen in Bachnähe umgesetzt werden. Sonst drohe sich das Wasser aufzustauen. Langhauser sieht aber auch in Seitentälern Potenzial zur Rückhaltung der Wassermassen. Im Verlauf der Mühlbachstraße oder Finsterbachstraße könnten mit kostengünstigen Wällen Flächen geschaffen werden, auf denen sich sehr große Wassermengen zurückhalten ließen. Auch die große Wiese am Gersbachtal böte sich für solch einen Rückstau an. Die Kosten dafür bezifferte Langhauser auf weniger als 10.000 Euro pro Wall. Dazu empfehlen die Planer eine Pegelmessstation im Mutterbach, die schnell die Niedersimter auf ihren Handys über eine gefährliche Hochwasserlage informieren könnte. 8000 Euro würde diese Anlage kosten.

Am teuersten werden die Schutzmaßnahmen in Windsberg. Hier sorgte ein Gewitterregen schon für volle Keller. Entsprechend motiviert sind die Windsberger. Für die Hochwaldstraße empfehlen die Planer eine Kastenrinne, um das Wasser zur Seite abzuleiten. Auch sollte ein früherer Regenüberlauf reaktiviert werden, was mit 175.000 Euro am teuersten wird. Zudem müssten auf dem Parkplatz der Sängerhalle Mulden angelegt werden, um kleinere Gewitterregen aufzufangen.

Im Frühjahr soll das Vorsorgekonzept im Stadtrat beschlossen werden, kündigte Bürgermeister Maas an. Dann könnten Zuschüsse beantragt werden und für September will Maas mit der Umsetzung starten, die wahrscheinlich erst in drei Jahren fertig sein wird. Kleinere Maßnahmen sollen aber noch vor der nächsten Gewittersaison im Mai angegangen werden.

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