Pirmasens Das Finale einer hochklassigen Jazz-Saison

Wenn die Dahner Jazzfreunde am Sonntag mit der „offenen Bühne“ ab 11 Uhr wie gewohnt im Alten E-Werk in der Pestalozzistraße auch die Saison 2013/14 mit einer Traditionsveranstaltung beschließen, dann liegt ein besonders erfolgreiches Jahr hinter den Musikenthusiasten. Nicht nur, dass ausnahmslos sehr aussagefähige Künstler in Dahn aufgetreten sind, der Verein hat sich spätestens im neunten Jahr seines Bestehens als profundester und beliebtester Veranstalter für Jazz in der Region etabliert.

Natürlich lässt sich Qualität nicht am Publikumszuspruch bemessen, es ist aber trotzdem bemerkenswert, wie in den letzten Jahren und ganz besonders in der abgelaufenen Saison sich die Besucherzahlen auf dem bislang höchsten Niveau eingependelt haben. Mittlerweile wird man im Alten E-Werk schon nervös, wenn sich am Sonntagmorgen nur knapp mehr als 100 Besucher einzustellen scheinen, was in dieser Saison nicht geschehen ist. Vielmehr ist es geradezu ein Wettlauf, noch einen Sitzplatz ergattern zu wollen. Wer erst gegen 10.30 Uhr einläuft, muss in der Regel stehen. Das dürfte auch am Sonntag so sein, wenn dieses Mal wieder, wie es gute Übung ist, die Hausband mit Benno Stoeckel (Gitarre), Martin Stoeckel (Bass-Gitarre), Dietmar Bäuerle (Schlagzeug) und Lothar Frary (Piano) zusammen mit musikalischen Gästen auf die Bühne geht. Der stets lockere Jam hat dabei eher den Charakter einer Familienfeier, allerdings die einer sehr großen Familie. Mit Liebe, Lust und Leidenschaft hatte das „Joscho Stephan Trio“ zum Saisonauftakt am 27. Oktober die Herzen der Dahner Jazzfreunde im Sturm genommen. Der deutsche Manouche-Jazz-Virtuose spielt auch international in der obersten Liga und steht längst gleichrangig neben einem Biréli Lagrène. Mit der Verpflichtung dieses Trios hatten die Jazzfreunde Dahn im beginnenden neunten Jahr ihres Bestehens ihrem Publikum eines der aufregendsten Konzerterlebnisse in ihrer an Höhepunkten reichen Geschichte beschert. Viel Freude hatte das Publikum auch an „Gretchens Pudel“ bei der Jazz-Soiree am 23. November. Das Quintett betrieb munteres Liedgut-Recycling im gut besetzten Alten E-Werk. „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, Franz Schuberts barmendes Winterreise-Lied „Die Liebe liebt das Wandern“ und eine fast rammsteinige Version von „Lauf, Jäger lauf!“ bescherten musikalisch intelligenten Jokus. „Nicole Metzger & French Connection“ kam am 19. Januar zum Jazzfrühschoppen, der dieses Mal als der Dahner Beitrag zum grenzüberschreitenden Mini-Festival „Jazz d′Hiver“ zusammen mit dem Relais Culturel Wissembourg veranstaltet wurde. Nicole Metzger, längst eine gute Bekannte in Dahn, bewies sittliche Reife in allen Geschmacksdingen und sang sich mit ihrer „Hymne à l′amour“ in die Herzen ihres Publikums. Die Hauensteiner Sängerin Jutta Glaser, die für den Jazzfrühschoppen am 16. Februar kurzfristig bei der kurpfälzischen Band „Pourquoi Pas Quintett“ eingesprungen war, bewies einmal mehr, das Jazz dann am schönsten ist, wenn die Musiker volles Risiko gehen. Glaser erwies sich einmal mehr als eine Jazz-Musikerin, die ihrer Band, sagt wo es lang geht. Über den Auftritt des „Huub Dutch Duos“ am 16. März sprechen die Dahner Jazzfreunde noch heute in den lobendsten Tönen. Was der Holländer Huub Dutch an Kübelbass, Trompete und Gesangsmikro zusammen mit seinem Pianisten Chris Oettinger auf die Beine brachte, war erstklassige Musik und bestes Showmenship. Eine wahre Wohltat für Auge und Ohr war das A-cappella-Quartett der „Les Brünettes“ bei der Jazz-Soiree am 5. April. Juliette Brousset, Stephanie Neigel, Julia Pellegrini und die als Schwangerschaftsvertretung für Lisa Herbolzheimer eingewechselte Friederike Merz ließen schon mit ihrem Eröffnungstitel „Here Comes The Sun“ die Sonne aufgehen. Das Quartett präsentierte schöne Stimmen, vollendete Harmonie und Sinn für das Vertrackte im Gefälligen. Der bei der jüngsten Mitgliederversammlung für weitere drei Jahre bestätigte Vorsitzende Holger Ryseck hat bereits Verpflichtungen für die kommende Saison auf seinem Programmzettel. Vom 27. bis 29. Juni geht in Weißenburg zunächst das Ramp’Art Festif im alten Burggraben über die Bühne. Geplant sind von Ende Oktober bis April wieder vier Jazz-Frühschoppen und zwei Soireen im Dahner Alten E-Werk. Die Bandvorauswahl wurde schon im letzten Sommer durch den Vorstand getroffen. „Es gibt weiterhin sehr viele Anfragen. Ein endgültiges Programm wird bis Juni zusammengestellt“, sagt Ryseck. Dieses Jahr wurden die Bands vor allem unter dem Gesichtspunkt ausgewählt, dass die Jazzfreunde im kommenden Jahr als Verein zehn Jahre alt werden. Daher gibt es auch ein Wiederhören mit Künstlern, die bereits in Dahn aufgetreten sind. Gebucht sind das „Bass Face Trio“ für den 12. Oktober und die „Hannah Köpf Band“ für den 15. November.

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