Pirmasens Damit passen Bücherstapel in den Urlaubskoffer

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Seite für Seite umblättern, unter der Decke die Taschenlampe hervorholen, weil die Wörter ansonsten nicht mehr lesbar sind: Mit einem E-Book muss dieser Stress nicht sein. In der Stadtbücherei Pirmasens haben elektronische Bücher bereits im Oktober 2010 Einzug gehalten. „Wir waren eine der ersten Büchereien in Rheinland-Pfalz, die solche digitalen Bücher angeboten haben“, berichtet die Leiterin Ulrike Weil stolz.

Seit November 1988 arbeitet Ulrike Weil in der Stadtbücherei, 2001 übernahm sie die Leitung der Einrichtung. „Damals gab es natürlich noch keine E-Books“, sagt die 49-Jährige. „Aber genau das ist einer der Gründe, weshalb ich meinen Beruf so sehr liebe. Man hat nicht nur ständig mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun, sondern auch mit den verschiedensten Medien. So lerne ich immer wieder Neues dazu.“ Mittlerweile böten über 40 Büchereien in ganz Rheinland-Pfalz die E-Books an. Als Pirmasens damit anfing, waren es gerade einmal acht. „Es handelt sich um einen Verbund von verschiedenen Bibliotheken in Kooperation mit dem Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz“, erklärt Weil. Das Pirmasenser Bücherhaus habe über 90.000 Bücher aus Papier in den Regalen stehen und rund 33.000 elektronische Titel. Diese hohe Zahl an digitalem Lesestoff ergebe sich aus dem Verbundsystem. Damit sei es den Nutzern möglich, auf eine große Menge an E-Books zuzugreifen. Der elektronische Bestand ändere sich täglich, so Weil. Da jeden Tag neue Titel bestellt werden. „Jede Bibliothek, die dem Verbund angehört, ist für ein bestimmtes Ressort an Büchern zuständig. Ich beispielsweise betreue die Romane, Thriller und Krimis“, berichtet die Bibliothekarin und ergänzt: „Das ist schon ein großer Brocken, da die Nachfrage in diesem Bereich sehr groß ist.“ Weil entscheidet, welche Titel aus diesen Genres bestellt werden und sorgt dafür, dass dies auch immer mit dem zur Verfügung stehenden Budget zu vereinbaren ist. „Leider kann ich nicht immer alle Titel bestellen, die ich gerne möchte, da sich nicht alle Verlage an der digitalen Bereitstellung ihrer Werke beteiligen“, bedauert sie. Als positive Eigenschaften des elektronischen Buches gegenüber dem traditionellen Medium nennt Weil sein Gewicht, da ein E-Book-Reader mit 1000 Büchern unter 200 Gramm wiegt. Außerdem könne die Schriftgröße nach Belieben verändert werden. „Und wenn ihnen nachts um drei Uhr einfällt, dass sie noch ein Buch für den Urlaub brauchen, können sie es direkt über die Onleihe von zu Hause aus bestellen. Sie sind nicht wie beim gedruckten Buch auf die Öffnungszeiten der Bücherei angewiesen“, ergänzt die Leiterin der Stadtbücherei. Lesen könne der Nutzer die elektronischen Werke auf digitalen Endgeräten wie dem Computer, Tablet, Smartphone – oder eben dem E-Book-Reader. „Jedoch ist es nicht möglich, die Titel aus unserem Verbund mit dem Kindle-Reader von Amazon zu lesen, da dies der einzige Reader ist, der speziell für Amazon lizenziert ist und eben auch nur deren Dateien öffnen kann“, gibt Weil zu bedenken. Die Nachfrage nach digitalen Büchern sei in Pirmasens schon recht hoch, sagt die Büchereileiterin. „Sie könnte aber besser sein.“ Viele Leser fahren zweigleisig, nutzten sowohl gedruckte als auch elektronische Medien. Und es seien nicht wie oft vermutet die jungen Leute, die sich der digitalen Titel bedienen, sondern vor allem die Menschen mittleren Alters und die Senioren. „Gerade die Älteren müssen dann nicht extra in die Bücherei kommen, sondern können sich ihre Titel bequem von zu Hause aus bestellen“, gibt Weil eine mögliche Erklärung. Sie selbst nutze die Onleihe vor allem für Zeitungen, Kochbücher und Reiseführer. Ihre Prognose für die Zukunft fällt trotz der digitalen Datenflut recht positiv für das Traditionsmedium aus: „Die elektronischen Medien werden sicherlich zunehmen, aber die gedruckten Bücher trotzdem nicht verdrängen. In den nächsten 20 Jahren wird das sich die Waage halten. Was danach kommt, wird sich zeigen.“

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