Pirmasens Breiter Querschnitt durch die Welt des Musicals

Wer zu jenen Musikliebhabern gehört, dem es durchaus einmal genügt, die bekanntesten Songs diverser und bekannter Musicals zu hören, der ist mit der Produktion „Best Of Musical – Star Nights“ im Grunde bestens bedient. Denn die Show, die am Freitagabend in der gut besetzten Pirmasenser Festhalle gastierte, versteht sich quasi als Nummernrevue und bietet einen breiten Querschnitt durch die Welt des Musicals.

Dies bedeutet, dass man sich bei der Produktion nicht nur auf zeitnah komponierte Musicals stützt, sondern bei der Programmzusammenstellung auch auf solche Werke zurückgreift, die vor allem die 50er Jahre geprägt haben. Dazu gehört dann ein kurzer Ausschnitt aus Leonard Bernsteins musikalischer Neu-Umsetzung der Romeo und Julia-Vorlage, die als „West Side Story“ bis heute ausgesprochen populär ist. Daraus ist das Duett „Tonight“ zu hören und das rhythmisch an lateinamerikanische Rhythmik angelehnte „Amercia“ – da überzeugt nicht nur der Chorgesang, sondern auch die schwungvolle Choreographie. Denn die gehört bei dem Song einfach mit dazu. Ebenfalls zur „alten Garde“ gehört „Mary Poppins“; hier werden die meisten wohl die Verfilmung mit Julie Andrews kennen. Daraus stammt der ausgelassene Tanz gut gelaunter Schornsteinfeger („Step In Time“) oder eben auch der bekannte Zungenbrecher „Supercalifragilistic...“, ein ganz spezielles Fremdwort, das die Nanny ihren beiden Schützlingen beibringt. Aus „My Fair Lady“ gibt es ein kleines Medley: „Es grünt so grün“ oder „Ich hätt’ getanzt heut’ Nacht“ sind längst Evergreens; gesungen wird hier die deutsche Version der Songs. Natürlich kommt keine Musical-Revue ohne Lloyd-Webber-Werke aus. „Jellical Ball“ aus „Cats“ gelingt als exakte Choreographie und natürlich darf die alte Katze Grizabella ihr melancholisches „Memory“ zum Besten geben. Dieser Song wurde zum Markenzeichen für Angelika Milster und war auch in dieser Interpretation durchaus überzeugend. Das Publikum einer solchen Nummernrevue muss schnell umschalten können: Da betritt das düstere „Phantom der Oper“ die Szene, schon im nächsten Moment „braust“ der „Starlight Express“ über die Bühne. Und gleich geht’s zurück in die Hochzeiten der britischen Rockband „The Who“: „Pinball Wizard“ gehört zu den bekanntesten Songs der Rockoper „Tommy“. In solch einer Show passiert es dann auch, dass einige der bekannten Udo Jürgens-Hits (aus „Ich war noch niemals in New York“) in direkten Kontrast zum ausgelassenen „Time Warp“ aus der „Rocky Horror Show“ treffen und dazwischen mit „Gold von den Sternen“ der wohl bekannteste Song aus dem Musical „Mozart“ angestimmt wird. Herausragend in der Show: Der „Hot Honey Rag“ aus „Chicago“ und die drei Songs aus „Les Misérables“, wo das Publikum besonders bei „Bring Him Home“ reichlich Applaus spendierte. Einziges Manko: Lautstärkemäßig hätte man hier durchaus etwas mehr Druck (besonders bei den rockigen Teilen) „fahren“ können. Dass nicht mit Live-Begleitmusik gearbeitet wird, ist angesichts der stilistischen Vielgestalt des Programms akzeptabel. Dafür arbeitet die Produktion mit geschickt und geschmackvoll arrangierten Projektionen für das jeweilige Bühnenbild – eindrucksvoll zu erleben beim „Cell Block Tango“.

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