Pirmasens „Boom Chicka Boom“

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Gefühlt stand bei Johnny Cashs legendären Auftritten im Folsom State Prison und San Quentin State Prison zusammen weniger Sicherheitspersonal herum als am Samstag in der ehemaligen Pirmasenser Hauptpost beim Johnny-Cash-Tribute-Konzert der Band „Downwind“. Trotz der in Teilen nicht immer sehr sensiblen Aufpasser in Schwarz hatten die mehr als 400 Besucher Spaß an einem klasse Konzert mit einer superb aufspielenden Band, die sich ganz der Musik des „Man in Black“ verschrieben hatte.

Das im Hinterkopf war es sinnig, dass „Downwind“ mit dem „Folsom Prison Blues“ begann, in dem Cash bekannte, er habe einen Mann in Reno erschossen, nur um ihn sterben zu sehen. Macho-Sprüche, klar, aber mit dem rhythmischen „Boom Chicka Boom“ der Gitarrenbegleitung bis heute das Markenzeichen der meisten Cash-Songs. Die Band – obwohl mit Volker Pfeifer (Chorgesang, Gitarre, Blues-Harp), Marc Müller (Schlagzeug, Percussions), Gerd Schlick (Gesang, Gitarre), Mark Schlick (Gesang, Gitarre, Blues-Harp) und Stephan Eberle (Chorgesang, Bass) mit routinierten Musikern besetzt – hatte sich wirklich eine Titanenarbeit auferlegt, als sie das Cash-Programm für den Samstagabend erarbeitete. Die oft langen und nicht immer einfachen Texte mal beiseite gelassen, ist Cashs Musik alles andere als leicht zu spielen, gerade wegen ihrer vermeintlichen Einfachheit. Jedes Instrument hat seine ganz klar zugeordnete Funktion und ist im Arrangement stets deutlich zu hören. Niemand kann sich verstecken, jeder falsche Ton oder Einsatz wird sofort hörbar. „Downwind“ hat das alles hinbekommen – und das, obwohl die kaum mehr als drei Wochen Zeit hatte, ein mehr als 20 Song starkes Repertoire einzuproben.Klar, dass Mark Schlick – ganz in Schwarz mit ebenso schwarzer Gitarre – die Rolle Johnny Cashs zu übernehmen hatte. Nur ganz wenige Sänger in unserer Region kommen mit dem tief timbrierten Bass-Bariton Cashs so gut zurecht wie Schlick. Dennoch bleibt Schlick immer Schlick und wird nie zum lächerlichen Cash-Kopisten. Ganz offensichtlich wurde das bei „I Walk The Line“ mit seinen ständigen Tonartwechseln einmal quer durch den halben Quintenzirkel. Viele Sänger fürchten das tiefe „E“ in diesem Song, Schlick hat das parat. Und so hat diese Band eben auch nicht nur die Songs der „American Recordings“ auf der Setliste, darunter das verstörend schmerzliche „Hurt“, sondern auch Klassiker wie „Jackson“, das Cash zusammen mit seiner Frau June Carter Cash einspielte. Die Sängerin Jennifer Heumach übernimmt selbstbewusst diese Parts und ist kein verschüchtertes Häschen. Als Vorgruppe spielte die Band „2 Of Us“ von Klaus Reiter und Kristina Gaubatz, die ihr Repertoire – mit einigen Freiheiten – aus der Flower-Power-Ära gewann. Ein idealer Einstieg auf einen großartigen Konzertabend, der ohne die massiv Security-Präsenz noch schöner gewesen wäre.

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