Pirmasens Beim Friseur im Schützengraben

Evakuierung von Zivilisten.
Evakuierung von Zivilisten.

Die Ausstellung „Die Fotografie und der Erste Weltkrieg“ im Alten Rathaus ist noch bis zum kommenden Sonntag zu sehen. Seit dem 9. Mai zeigt die Ausstellung Dutzende Fotos aus dem Ersten Weltkrieg, einem der ersten Kriege, in denen das Medium Fotografie propagandistisch genutzt wurde. Ein Angebot, das jedoch wenige Pirmasenser annahmen. Gerade mal 165 Besucher zählt die Ausstellung bisher.

An der Qualität der gezeigten Fotografien und der Inszenierung der Ausstellung kann es nicht liegen: Im Alten Rathaus wurden die vielen Fotos so geschickt arrangiert, dass der Eindruck einer richtig großen Ausstellung entsteht. Die Auswahl der Fotos und Konzeption der Ausstellung haben die Fotografie-Profis des Straßburger Vereins „La Chambre“ übernommen. Die Pirmasenser Stadtarchivarin Heike Wittmer ergänzte die hochkarätigen Fotodokumente mit Objekten aus dem Archiv und Leihgaben von Pirmasensern. So finden sich in den Vitrinen Kriegsbilderalben, Postkarten, Aschenbecher mit Militäremblemen, Todesanzeigen von Gefallenen, ein Militärpass und Orden. Dazu kommen ein längerer Exkurs über die Fliegerangriffe auf Pirmasens und Hinweistafeln zum Verhalten im Angriffsfall. Im Ersten Weltkrieg war Pirmasens keine Frontstadt, da Elsass-Lothringen zum Deutschen Reich zählte. Jedoch fanden sich hier große Lazarette. Die von „La Chambre“ gelieferten Fotos stammen aus französischen Archiven und betreffen großteils das Kriegsgeschehen im Elsass. Zu sehen sind deutsche und französische Soldaten, deren Alltag in Gräben und Unterständen sowie Übungen. Viele Aufnahmen dürften gestellt worden sein wie die Bilder von der Entlausung oder beim Friseurtermin im Schützengraben. Eindrucksvoll sind die Luftaufnahmen von zerstörten elsässischen Dörfern und davor liegenden Schützengräben, wo sonst Felder zu finden waren. Die Zeppeline, mit denen diese Fotos geschossen wurden, sind auch auf einigen Bildern zu sehen. Obskure Waffentechnik wie eine pneumatische Haubitze und perverses Kriegsgerät wie die Gashaubitze entdeckt man ebenfalls auf den Aufnahmen. Leichen wurden im Ersten wie auch Zweiten Weltkrieg eher selten fotografiert. Nur auf zwei Fotos sind Tote abgebildet. Einer wird im tauenden Schnee sichtbar. Die Ausstellungsmacher des Vereins „La Chambre“ legten Wert auf die Darstellung von beiden Seiten des Schlachtfeldes. So posieren deutsche Soldaten vor einem Unterstand am Hartmannswillerkopf und französische Soldaten in ihrem Schützengraben. Die Ausstellung soll keine Erklärung des Kriegsgeschehens abgeben, betont Stadtarchivarin Heike Wittmer. Die Fotografie dieser Zeit, erste Farbbilder und Stereoaufnahmen sowie die Verwendung von Fotos zur Propaganda sind Gegenstand der Ausstellung. Das Thema interessiere wohl eher Fachleute, erklärt sich Wittmer den wenig berauschenden Zuspruch der Besucher. Bei der Ausstellung mit Gemälden von Ludwig Petzinger im vergangenen Jahr wurden mehr als doppelt so viele Besucher gezählt, was Wittmer mit den angenehmeren Sujets des Pirmasenser Künstlers erklärt. Öffnungszeiten Bis einschließlich Sonntag täglich von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt für Erwachsene beträgt 2,50 Euro. Schüler haben freien Eintritt. Die Eintrittskarte berechtigt zum Besuch der Ausstellung „Wald, Schloss, Schuh“ nebenan.

Französischer Soldat im Schützengraben in den Vogesen.
Französischer Soldat im Schützengraben in den Vogesen.
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