Pirmasens Bei Wawi läuft’s

Die Modernisierung der Gläsernen Fabrik am Sommerwald wird konkret: Noch in diesem Jahr soll das Vorhaben vorgestellt werden. De
Die Modernisierung der Gläsernen Fabrik am Sommerwald wird konkret: Noch in diesem Jahr soll das Vorhaben vorgestellt werden. Der Umbau des Verwaltungssitzes auf dem Horeb läuft noch; im Frühjahr soll die nach Münchweiler ausgewichene Verwaltung dort wieder einziehen können.

Richard Müller ist offensichtlich gut gestartet. Im zurückliegenden Geschäftsjahr ist der Pirmasenser Süßwarenproduzent erneut kräftig gewachsen und liegt nun bei etwa 110 Millionen Euro Umsatz. Er sei sehr zufrieden mit diesem Jahr, stellte der neue Vorstand der Wawi Schokolade AG gestern bei der Vorstellung der Geschäftsentwicklung fest. Zufrieden ist der 29-Jährige aber auch mit dem Übergang in der Unternehmensleitung. Das funktioniere gut, sagt er mit Blick auf seinen Vater Walter Müller, der den Sohn im März als Nachfolger präsentiert hatte. Der Vater nehme sich zurück, lobt der Sohn – „er steht nicht täglich auf der Matte“. Walter Müller, der ab 1983 die Geschäfte führte, hat sich sogar schneller als gedacht aus dem Vorstand zurückgezogen: Seit August ist der Sohn dort allein. Die Wawi-Euro GmbH, vor allem für das Europa-Geschäft zuständig, führt Richard Müller bereits mit den bisherigen Geschäftsführern Alexandra Serret und Martin Sobotta. Insgesamt 17.000 Tonnen Schokoladenprodukte hat die Wawi-Gruppe weltweit im Geschäftsjahr 2017/18 (30. April) hergestellt – in acht Werken auf vier Kontinenten. Allein in der Produktion Münchweiler wurden etwa 8000 Tonnen Süßes hergestellt, vor allem Kuvertüre, aber auch Mischbeutel und natürlich Schokoreis. Auch hier seien sie gewachsen und mittlerweile an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt, stellt Richard Müller fest. Nach dem Bau einer neuen Lagerhalle 2016 ist eine weitere Vergrößerung derzeit jedoch kein Thema, wie Sobotta verdeutlicht: Jetzt gehe es vielmehr darum, die bestehende Produktion effizienter zu gestalten. Dazu wird im laufenden Jahr auch in Münchweiler weiter investiert. Dort werde die neueste Technologie an Kühlaggregaten installiert, so Richard Müller. Weiter vorangetrieben wird zudem die Automatisierung der Produktion. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der Fachkräftemangel sich bemerkbar macht. „Wir hätten gerne noch Maschinenführer“, stellt Richard Müller fest. Diese zu finden, sei aber schwieriger geworden, zumal das Berufsbild Schlosser dafür nicht mehr ausreiche; für die modernen Maschinen würden Mecha-troniker benötigt. „Mechatroniker würden wir gleich drei einstellen“, sagt Müller. In Münchweiler und am Firmensitz Pirmasens sowie in der Gläsernen Fabrik am Sommerwald beschäftigt Wawi rund 150 Mitarbeiter. Deutschlandweit sind es 350, weltweit rund 1100 Menschen. Zum Wachstum des vergangenen Geschäftsjahres beigetragen hat die Mitte 2016 mehrheitlich erworbene MKM GmbH - Manufaktur für Genießer in Burghaslach, die auf die Entwicklung und Produktion von Confiserie-Produkten als Eigenmarken für den Handel spezialisiert ist. Bei dieser Tochter, an der einer der früheren Gesellschafter noch einen 35-prozentigen Anteil hält und die seit 1. Oktober als Wawi Innovation GmbH firmiert, wird auch die Entwicklung neuer Kreationen für die Marke Wawi konzentriert. Allein 2018 seien 15 Konzepte für neue Produkte in Arbeit, so Müller. Investiert werden 2018 etwa drei Millionen Euro in der Südwestpfalz: in Pirmasens, wo der Firmensitz gerade umgebaut wird, und in Münchweiler in die Produktion. Konkret werden die Pläne für die Modernisierung der Gläsernen Fabrik; bis zum Jahresende, so Müller, würden diese vorgestellt. Auf das laufende Jahr blickt er positiv, wenngleich er beim Umsatz keine größere Steigerung erwartet. Zukäufe schließt er nicht aus, aber sie wollten „seriös wachsen“, betont er. Eine Möglichkeit sieht er in der Übernahme von Unternehmen, die keinen Nachfolger fänden. Apropos Nachfolge. Von Bord gegangen ist der vorherige Steuermann keineswegs. Er bleibe in beratender Funktion für Wawi tätig, sagt er, kümmere sich noch um Marke, Rohstoffe und China. Sein Haus behalte er hier, versichert Walter Müller, er werde pendeln zwischen der Schweiz, wo seine Tochter lebt, und der Südwestpfalz. Die neue Freiheit genießt der 66-Jährige tatsächlich: Am Nachmittag werde er dann mal Radfahren, kündigt er an.

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