Pirmasens Ausstellung nimmt Schicksal Pirmasenser Juden in den Blick

Das Internierungslager Gurs befand sich im heutigen Departements Pyrénées-Atlantiques.
Das Internierungslager Gurs befand sich im heutigen Departements Pyrénées-Atlantiques.

Die Deportation von jüdischen Mitbürgern ist ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte. Die Nationalsozialisten deportierten viele Pfälzer in das französische Langer bei Gurs. Eine Sonderausstellung im Stadtmuseum geht auf Schicksale aus Pirmasens ein.

Vom 25. Februar bis 3. April besteht die Möglichkeit, im Stadtmuseum Altes Rathaus die Sonderausstellung „Gurs 1940“ zu besuchen. Die Ausstellung berichtet über die Deportation der badischen und pfälzischen Jüdinnen und Juden in das französische Internierungslager „Camp de Gurs“, nördlich der Pyrenäen. Neben den 37 Infotafeln der Ausstellung werden auf weiteren Tafeln auch Schicksale aus Pirmasens vorgestellt, die von Schülerinnen und Schülern aufgearbeitet wurden.

Offizielle Quellen sprechen von 6500 Menschen, die am 22. und 23. Oktober 1940 aus der Pfalz, Baden und dem Saarland in den unbesetzten Teil Frankreichs deportiert wurden. Vermutlich lag die Zahl noch höher. Die Deportation war eine der ersten organisierten Verschleppungen von jüdischen Deutschen aus ihrer Heimat. Initiiert von den regionalen, nationalsozialistischen Verantwortlichen, war für das sogenannte Gebiet „Saarpfalz“ der Gauleiter Josef Bürckel zuständig, weswegen auch von der „Wagner-Bürckel-Aktion“ gesprochen wird.

Die französischen Behörden leiteten die Transporte in das Lager, das im Herzen des heutigen Departements Pyrénées-Atlantiques liegt. Einigen der Deportierten gelang von dort die Flucht, mehr als Tausend starben in den kommenden Jahren aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen. Zwischen 1942 und 1944 organisierten SS und Polizei die Deportation der Internierten nach Auschwitz-Birkenau und Sobibor, wo fast alle ermordet wurden.

An diese Verbrechen und ihre Nachgeschichte erinnert die Ausstellung „Gurs 1940“. Sie bettet regionale Geschichte in deutsche, französische und europäische Abläufe ein und nimmt Betroffene, aber auch Täter, Umstehende und Nutznießende in Deutschland und Frankreich aus verschiedenen Perspektiven in den Blick. Aber auch die Gedenkarbeit, heute und in der Vergangenheit, wird dargestellt.

Bundespräsident als Schirmherr

Die Ausstellung der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz ist in Kooperation mit Partnern in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Frankreich sowie dem Auswärtigen Amt unter Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier entstanden. Leihgeber der Ausstellung ist der Bezirksverband Pfalz.

Einige der Pirmasenser Schicksale wurden von Schülern der Matzenbergschule und des Immanuel-Kant-Gymnasiums aufgearbeitet, die zum 80. Jahrestag der Deportationen an einem Workshop im Stadtarchiv teilnahmen. An zwei Tagen kamen die Schulkassen ins Neue Rathaus. Am ersten Tag stand eine Einführung in das Thema Gurs auf dem Programm. Anhand von Quellen erarbeiteten die Schüler den Ablauf der Deportation nach Gurs bis zu den Lagerbedingungen. Am zweiten Tag wurden die Schicksale recherchiert. Aus der Pfalz waren 827 Personen (483 Frauen und 344 Männer) für die Deportation vorgesehen, wie sich aus dem Buch von Roland Paul: „Pfälzer Juden und ihre Deportation nach Gurs“ ergibt.

Nach den gemeinsamen Recherchen des Arbeitskreises „Geschichte der Juden in Pirmasens“ und dem Pirmasenser Stadtarchiv wurden insgesamt 47 Pirmasenser Jüdinnen und Juden nach Gurs deportiert, darunter Mitglieder der in der Hauptstraße ansässigen jüdischen Familie Rauner, die Deportation und Ermordung zu erleiden hatten. Die Schicksale werden im Rahmen der Ausstellung auf gesonderten Plakaten vorgestellt.

Am Samstag, 5. März, findet – ebenfalls bezogen auf die Pirmasenser Schicksale – ein Vortrag von Roland Paul statt. Roland Paul ist der ehemalige Direktor des Instituts für Pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern und leitet heute am Institut die Arbeitsstelle „Geschichte der Juden in der Pfalz“. In seinem Vortrag geht er auf die Vorgeschichte und den Ablauf der menschenverachtenden Aktion ein und berichtet vom täglichen Leben im Lager. Der Vortrag beginnt um 18 Uhr und findet im Landgrafensaal des Alten Rathauses statt. Anmeldung sind bereits jetzt möglich unter den Telefonnummern: 06331 842299 und 842832.

Info

Das Stadtmuseum Altes Rathaus hat Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 2,50 Euro und berechtigt zum Besuch der Sonder- und Dauerausstellungen im Stadtmuseum. Schüler haben freien Eintritt. Aufgrund der derzeitigen Lage dürfen sich max. zehn Personen im Museum aufhalten. Damit die Kapazitätsgrenze nicht überschritten wird, sind Voranmeldungen für Besuchergruppen verpflichtend. Anmeldungen unter Telefon 06331-842299.

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