Country-Held Absturz: Vor 25 Jahren starb John Denver

 John Denver wie ihn seine Fans liebten.
John Denver wie ihn seine Fans liebten.

Spötter nannten ihn hierzulande den „Heino Amerikas“. Doch unzählige Fans liebten den US-Country-Star John Denver: für seine optimistischen Songs und die strahlende Art, mit der er sie vortrug. Er nutzte seine Popularität aber auch für sein Engagement gegen den Hunger in der Welt und gegen die Zerstörung der Umwelt. Am 12. Oktober 1997 verunglückte er tödlich, als er mit seinem Flugzeug südlich von San Francisco ins Meer stürzte – er war 53 Jahre alt.

An diesem Tag spielte John Denver mit Freunden Golf und freute sich auf eine Flugstunde mit seinem neuen Flugzeug. Die Leidenschaft für die Fliegerei hatte er von seinem Vater, einem Testpiloten der US Air Force, geerbt.

Laut Abschlussbericht der Verkehrssicherheitsbehörde Transportation Safety Board von 1999 hob Denvers Flugzeug um 17.12 Uhr von der Landebahn der Monterey-Halbinsel ab. Der Sänger - Pilot und einziger Passagier – absolvierte mehrere Übungsstarts und -landungen und flog dann in westliche Richtung. Im Funkverkehr mit der kalifornischen Flugsicherung deutete nichts auf Probleme hin.

Pilot im selbstgebauten Flugzeug

Um 17.28 Uhr stürzte Denvers experimenteller, von Amateuren gebauter Flugzeugbausatz unter den Augen zahlreicher Schaulustiger in der Nähe von Pacific Grove in den Pazifik. Es wurde nur 150 Meter von der felsigen Küste entfernt in nicht einmal zehn Meter tiefem Wasser gefunden. Nur wenige Minuten später wurde Denver tot aus dem Flugzeugwrack geborgen. Am Tag nach dem Absturz stellte der Rechtsmediziner im Monterey County fest, dass die Todesursache multiple stumpfe Gewalteinwirkung war.

John Denver besaß zwar die Fluglizenz, doch war die zum Zeitpunkt des Unfalls ausgesetzt, nachdem er zweimal wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen worden war. Die für die toxikologische Analyse nach dem Absturz entnommenen Proben schlossen jedoch Drogen und Ethanol in seinem Körper aus. Die National Transportation Safety Board stellte fest, dass die wahrscheinliche Unfallursache in Denvers unzureichender Planung und Vorbereitung vor dem Flug, dem geringen Treibstoffvorrat, dem schwer zugänglichen Griff zum Wechseln der Gastanks und den nicht gekennzeichneten Änderungen an dem selbstgebauten Flugzeug lag. Das Gremium fügte hinzu, dass auch seine mangelnde Erfahrung beim Manövrieren dieses speziellen Flugzeugtyps zu dem Unfall beigetragen hat.

Die Rocky Mountains und Frank Sinatra

Nach seinem Tod ordnete der damalige Gouverneur von Colorado, Roy Romer, an, dass alle Staatsflaggen zu Ehren des Sängers auf Halbmast gesetzt werden sollten. Am 17. Oktober fand in der Faith Presbyterian Church in Aurora, Colorado, eine Trauerfeier statt, die von Pastor Les Felker, einem pensionierten Luftwaffenangehörigen, geleitet wurde. John Denver wurde eingeäschert, und seine Asche anschließend in den Rocky Mountains verstreut – in den Bergen, die am engsten mit seinem Namen verbunden sind und die er immer wieder besang. Allein von „Rocky Mountain High“ wurden mehr als eine Million Singles verkauft. „Amerika hat in John Denver eine neuen Helden gefunden“, befand Frank Sinatra.

Die Landstraßen, die „Country Roads“, von denen John Denver sang, führten ihre Menschen nach Hause. In eine Welt, die sich rechtschaffene Pioniere erschlossen hatten. Eine Idylle, die nichts zu tun hatte mit den Highways, von denen andere Songwriter schrieben, die den amerikanischen Traum in Zweifel zogen. Deren Wege durchquerten verödete Siedlungen und endeten in bedrohlichen Städten. Denver jedoch dichtete den Himmel über dem Mittelwesten eine Spur blauer als er war. Der sanfte Barde war jedoch kein Opportunist. Er lebte seine Lieder, kletterte, wanderte, angelte. Sein Hit „Thank God I’m a Country Boy“ bewies, dass seine Sicht der Dinge durchaus üblich war im gelobten Land der unbegrenzten Möglichkeiten. John Denver selbst erlebte den Aufstieg vom kleinen Folkie zum wohlhabenden Sänger.

Ein realistischer Träumer

Dabei machte er sich keine Illusionen über das Showgeschäft. „Die Menschen kennen meinen Namen, sie kaufen meine Platten, ich bin mehr oder weniger eine stark gefragte Handelsware. Und solange die Nachfrage anhält, verdient sich eine ganze Reihe von Geschäftemachern mit mir eine goldene Nase.“ Doch der Star von heute kann schon morgen vergessen sein. Dessen war sich Denver bewusst, und irgendwie scheint ihm diese Vorstellung sogar gefallen zu haben. So träumte er schon von der Zeit nach der Musik, wenn er sich in seine geliebten Berge zurückziehen und ein beschauliches Leben führen würde. Es blieb ein Traum, denn John Denver starb, als die großen Hits zwar mehr und mehr ausblieben, ihm die Fans aber noch weltweit zu Füßen lagen.

Geboren wurde er am 31. Dezember 1943 als Henry John Deutschendorf. Schon als Teenager spielte er bei Parties auf der Gitarre. Sein Architekturstudium brach er ab, um sich ganz der Musik zu widmen. Zum Leben war das zu wenig. So jobbte er in Los Angeles als Zeichner, sang abends in Nachtclubs. Aufwärts ging es mit ihm als Musiker erst, nachdem er nach New York gezogen war. Hier wurde er der Lead-Sänger des Chad Mitchell Trios, und sein „Leaving On a Jetplane“, erreichte in der von Peter, Paul & Mary gesungenen Version den ersten Platz in den Charts. Als das Trio zerbrach, begann Denver solo zu singen, zunächst vor allem in Colleges und Bars. 1969 brachte er dann seine erste Single heraus: „Rhymes and Reasons“. Von nun an kannte seine Karriere für viele Jahre nur noch eine Richtung – nach oben, und das weltweit.

Ein kaiserlicher Fan

1981 war bei einem Konzert in Tokio der damalige Kronprinz Akihito unter den Zuhörern – es war das erste Pop-Konzert, das von dem späteren Kaiser besucht wurde. Im selben Jahr sang Denver mit Placido Domingo das Duett „Perhaps Love“, das in Europa recht erfolgreich war. 1985 tourte er als erster West-Star nach dem Kalten Krieg durch die Sowjetunion und bewarb sich drei Jahre später für einen Flug zur Raumstation „Mir“ – die Sowjets sollen zehn Millionen Dollar dafür verlangt haben – selbst für John Denver zu viel. Bei Auftritten in China 1992 erfuhr er, dass sein „Take Me Home, Country Roads“ dort das bekannteste westliche Lied war.

Der Karriereknick kam 1986, als sein Plattenvertrag nicht verlängert wurde. Der Countrystar zog sich immer mehr aus dem Musikgeschäft zurück und veröffentlichte nur noch gelegentlich unter seinem eigenen Label. Stattdessen engagierte er sich für den Umweltschutz und den Kampf gegen den Hunger. Er brachte sich in der Mensch/Delphin-Stiftung ein, wurde von Ronald Reagan mit dem Presidential World Without Hunger Award ausgezeichnet und gründete seine eigene Stiftung mit Namen Windstar.

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