Pirmasens Aardman-Studios

Es gibt auch Trickfilmmeisterwerke jenseits von Hollywood und Disney. Das beweisen aktuell wieder die britischen Aardman-Studios, deren neue Komödie „Shaun das Schaf“ startet. Im Windschatten großer US-amerikanischer Trickfilmstudios haben sich die kauzigen Briten zu einer legendären Institution entwickelt. Gegründet wurde Aardman in den Siebzigern von Peter Lord und David Sproxton; 1985 stieß der Animationskünstler Nick Park zu ihnen. Park, der bereits an der Filmschule an „A Grand Day Out“, dem ersten Abenteuer des später berühmten „Wallace & Gromit“-Paares bastelte, konnte seinen Knetfiguren-Kurzfilm bei den Aardman-Studios fertigstellen. Erste Berühmtheit erlangte die Firma, die ihren Sitz in Bristol hat, durch Parks Hühnchen-Animation im Videoclip zu Peter Gabriels Hit „Sledgehammer“. Im Laufe der Jahre perfektionierten die Aardman-Studios die sogenannte Claymation-Technik, bei der Figuren aus Plastilin-Knetmasse minimal bewegt, jeweils in Einzelbildern gefilmt und diese zum Film zusammengesetzt werden. Für „Creature Comforts“, den Kurzfilm, der auf der Clipreihe für das britische Fernsehen beruht, bekam die Firma ihren ersten Oscar. Seither sind alle Aardman-Filme entweder für den Oscar nominiert oder damit ausgezeichnet werden. Lange Zeit waren die Kurzfilme über die Abenteuer von Wallace & Gromit, eines superintelligenten Hundes und seines beschränkten Herrchens, das Aushängeschild von Aardman. Mit „Hennen rennen“ („Chicken Run“) im Jahre 2000, dem ersten Langfilm, arbeitete das Studio erstmals mit der US-amerikanischen DreamWorks-Trickfilmschmiede zusammen. 2005 folgte der erste W&C-Langfilm „Wallace & Gromit und die Jagd auf das Riesenkaninchen“. Doch die folgenden Filme floppten an der Kinokasse: „Flutsch & Weg“, in der die Knetmännchenanimation durch digitalen Trickfilm ersetzt wurde; die ebenfalls computeranimierte Trickfilmkomödie „Arthur Weihnachtsmann“ und auch „Die Piraten!“, wiederum in Claymation-Technik hergestellt. Mit der „Shaun das Schaf“-Serie, seit 2008 in über 100 Ländern ausgestrahlt, darunter in Deutschland bei der „Sendung mit der Maus“, kehrte Aardman zu den Wurzeln zurück und produzierte erneut einen Hit. Der reale „Shaun“ ist eine zwölf Zentimeter große Figur in mehrfacher Ausführung samt zwölf verschiedenen Mündern. Der Dreh erfolgte im Schneckentempo von sechs Sekunden Film pro Tag. (chy)

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