Pirmasens Pirmasens: Zirkus wehrt sich gegen schlechtes Image

Gestern im Circus Gebrüder Barelli: Ann-Katrin Bossert mit ihrer Kamel-Dressur.
Gestern im Circus Gebrüder Barelli: Ann-Katrin Bossert mit ihrer Kamel-Dressur.

Jahrzehnte ist es her, dass auch legendäre Betriebe wie Althoff und Krone in Pirmasens aufschlugen, und Scharen von Besuchern sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollten. Aller Widrigkeiten zum Trotz behaupten sich bis heute einige Traditionsbetriebe: Gestern war Premiere im Circus Gebrüder Barelli.

„Ich habe größten Respekt vor denen, die das noch durchziehen“, weiß mit Jakel Bossert der wohl größte Pirmasenser Circus-Fan um den rauen Wind, der heutzutage allen Zirkusunternehmen ins Gesicht bläst. Seit 25 Jahren kennt er die Familie Spindler-Barelli, die heute in Person der Brüder Franz und Timmy Barelli das in der Horebstadt angemeldete Unternehmen leitet. Schon lange bereichern sie mit ihren Nummern das Programm von Bosserts Landauer Weihnachtszirkus. Nun revanchierte er sich in seiner Heimatstadt auf besondere Weise: Gemeinsam mit Tochter Ann-Katrin, die mittlerweile einen eigenständigen Zirkusbetrieb produziert und auch die geplante Pony-Anlage in Niedersimten führen wird, wirkte Bossert selbst mit. Während sich die Tochter als geschickte und elegante Tier-Dresseurin bewies, trat Jakel Bossert als Kuhhirte mit den oberbayerischen Prachtexemplaren „Heidi“ und „Milka“ auf.

In Russland noch hoher Stellenwert

Akrobatik, Clownerie, Tierdressuren – ihr Programm haben die Barellis so zusammengestellt, dass die ganze Familie ihren Spaß hat. Und wenn einmal eine Änderung vonnöten ist, hilft es, dass die Branche eine kleine Welt für sich ist. „Man kennt sich untereinander, hilft sich aus. Und für den Nachwuchs gibt es eigene Artistenschulen“, sagt Bossert. Dass dabei viele Aktive aus Osteuropa kommen, hat seinen guten Grund: In Russland beispielsweise genieße der Zirkus als Kulturgut noch einen hohen Stellenwert. In Deutschland dagegen gebe es keinerlei Zuschüsse, vielmehr müsse man oft gegen ein schlechtes Image ankämpfen. „Da wurde uns schon viel Unrecht angetan, und auch die Trittbrettfahrer, die an den Haustüren um Geld für Tierfutter betteln, machen einem Zirkus zu schaffen. Ein Zirkus wird sowas nie tun, sondern finanziert das Futter ausschließlich mit seinen Tierschauen“, versichert Bossert und appelliert, solcherlei Machenschaften nicht zu unterstützen.

Tierdressuren polarisieren

Auch das Thema Tierdressuren polarisiert. Schon die Schulkinder würden aufgehetzt, die Zirkusdresseure pauschal als Tierquäler verunglimpft, obwohl zum Programm der Barellis beispielsweise keinerlei Wildtiere gehörten und darüber hinaus ständig ein Veterinär die Tiere überprüfe. Wer Zirkusluft mit Live-Musik im 36 Meter-Zelt schnuppern möchte, hat dazu heute und morgen bei jeweils zwei Vorstellungen um 15 und 19 Uhr sowie am Sonntag um 11 und um 15 Uhr Gelegenheit. Am Freitagmittag ist um 15 Uhr Familien-Nachmittag mit Sonderpreisen, am Sonntagmittag dürfen alle Mütter in Begleitung eines Kindes umsonst rein.

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