Pirmasens Pirmasens: Große Nachfrage im Winzler Viertel

Modernes Wohnen im Quartier: Am vierten Patio-Gebäude wurde Richtfest gefeiert.
Modernes Wohnen im Quartier: Am vierten Patio-Gebäude wurde Richtfest gefeiert.

Von elf Wohnungen im Patio-Gebäude der Diakonie nur noch drei zu vermieten

Pfarrer Norbert Becker, der als Theologischer Vorstand der Diakonie das Patio-Projekt maßgeblich mit angetrieben hat, sprach beim gestrigen Richtfest von einer „Patio-Bewegung“, die entstanden sei. Was wohl dem Grundgedanken des Projektes entsprechen dürfte, das nur als Hilfestellung für einen neuen Gemeinsinn gedacht war und nicht zur „Bespaßung“, so Becker. Das erste Patio-Haus der Diakonie mit neun Wohnungen, in dem seit Januar schon die ersten drei Mieter wohnen, wird in den nächsten Wochen komplett gefüllt sein, während nebenan noch die Arbeiten für die nächsten elf Wohnungen laufen. Vor allem die Penthouse-Wohnungen mit Dachterrasse seien gleich weg gewesen, berichtete Isabell Berthold von der Diakonie. In den Patio-Häusern der Diakonie finden sich Wohnungen mit 60 bis 90 Quadratmeter Grundfläche. Die Architektur hat viel Licht in die Wohnungen gelassen. Alle Fenster reichen tief hinab zum Boden. Alle Bäder haben eine begehbare Dusche. Mehrere der Wohnungen entsprechen der Norm für Rollstuhlfahrer. Im ersten Haus findet sich auch das Wohncafé, in dem gestern mit der Einweihung bereits das erste Fest gefeiert und die Tauglichkeit als Begegnungsstätte getestet wurde. Pfarrer Becker erinnerte in seinem Grußwort an Berichte über eine neue Ministerin gegen Einsamkeit in Großbritannien. Eine solche Stelle könnte auch in Deutschland und auch in Pirmasens nötig sein, da viele Alleinstehende kaum mehr als einmal pro Woche mit einem anderen Menschen reden können. In Pirmasens gebe es über 50 Prozent Single-Haushalte. Hier setze der Patio-Gedanke für ein neues Miteinander in einem Quartier an, so Becker. In der Vergangenheit sei allzu oft das Gemeinsame auf der Strecke geblieben, in einer Gesellschaft, die das Individuelle bis in letzte Details ausreize. Wie der Patio-Gedanke schon funktioniert, zeigt der Patio-Laden in der Winzler Straße, wo vor Weihnachten 40 Mieter des Quartiers gemeinsam eine Weihnachtsfeier organisiert hatten, berichtete Bauhilfe-Geschäftsführer Ralph Stegner. „Das war ein wunderbarer Nachmittag“, schwärmte er. „Ideen, die gut sind, werden nicht schlechter, wenn sie lange verfolgt werden“, verteidigte Oberbürgermeister Bernhard Matheis die lange Vorlaufzeit für das Patio-Projekt, das schon vor 15 Jahren mit ersten Ideen angedacht wurde, aber erst jetzt richtig Fahrt aufnimmt. Die vier neuen Wohnblocks, zwei der Bauhilfe und zwei der Diakonie, seien mit ihrer Architektur am Menschen orientiert, so Matheis. Hier entstehe eine moderne Form des Wohnens für die Herausforderungen der Demografie. Wie es mit Patio weitergehen wird, skizzierte Pfarrer Becker. Das zweite Patio-Haus der Diakonie werde 2018 noch fertig. Und für dieses Jahr erwartet Becker auch den Ausbau der Winzler Straße inklusive des Patio-Platzes, der die Diakonie-Häuser mit den Bauhilfe-Häusern verbinden soll. Für Herbst hofft Bauhilfe-Chef Stegner auf die Einweihung des neuen Nachbarschaftstreffs, der dann den Patio-Laden ablösen wird. Weitere Wohnblocks für Patio-Mieter kann es auch noch geben. Laut Stegner gebe es neben den Diakonie-Häusern noch ein freies Baufeld. Aktuell sei kein weiteres Gebäude geplant, erklärte Stegner, der es jedoch grundsätzlich als sinnvoll erachtet, hier weiterzumachen. „Die Nachfrage ist da“, so Stegner, was Pfarrer Becker bestätigen kann.

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