Pirmasens Liebenswert, bunt, skurril

Für die Show des IntensivTheaters gab es Applaus im Stehen.
Für die Show des IntensivTheaters gab es Applaus im Stehen.

Eine düstere Straße in einer düsteren New Yorker Vorstadt in den sechziger Jahren. Wer hier lebt, hat kaum eine Chance, etwas aus seinem Leben zu machen. Doch mittendrin in einem kleinen alten Blumenladen beginnt erst ganz harmlos und dann heimlich unheimlich der Versuch der Eroberung der Welt: Dieses Szenario bot sich den Besuchern des Musicals „Der kleine Horrorladen“ am Samstag in der Pirmasenser Festhalle.

Der Versuch, Kunst und Kulinarik, Amateure und Profis zusammenzubringen - das ist den Machern des IntensivTheaters absolut gelungen. Das Foyer der Festhalle war zur erweiterten Bühne geworden. Mit kostümierten Statisten mit Bauchladen und Extrablatt, zur Inszenierung passendem Fingerfood und entsprechender Dekoration nahm man das Publikum ein Stück weit mit in die Geschichte. Sogar ein kleiner Kiosk im Stil dieser Zeit war aufgebaut worden. Ein auffallend junges Ensemble verzauberte die Zuschauer in bunter ebenso wie auch in trister Kostümierung. In den Hauptrollen gefielen Dennis Klein als schüchterner, verliebter Seymour in seinen abgewetzten Cordhosen, Martin Herrmann als der strenge, mürrische Mr. Mushnik und stimmgewaltig allen voran stöckelte Kristin Backes als Blondine im Minikleidchen als Audrey über die Bühne. Rouven Wildegger überzeugte ebenfalls in seiner Rolle als sadistischer Zahnarzt. Nicht zu vergessen die mächtige Pflanze „Audrey II“, deren „Gib’s mir“ und auch der Gesang mit der Stimme von Sebastian Weber sehr eindrucksvoll die Geschichte unterstrich. Liebenswert, bunt, skurril, schrill, manchmal auch klamaukig entführten die Darsteller das Publikum in das New York der 60iger Jahre. Hier wirkte nichts amateurhaft. „Der kleine Horrorladen“ präsentierte sich hier als wahres Meisterwerk mit fetzig-grooviger, rockiger, aber auch zum Teil wunderbar balladesker Musik. Dazu gab es eine tolle Bühnengestaltung, bei der auch immer mit dem passenden Licht gespielt wurde. Am Ende wurden die Akteure des IntensivTheaters am Samstagabend in der fast ausverkauften Festhalle mit lang anhaltendem Applaus im Stehen von einem begeisterten Publikum bejubelt. Der Blumenladen von Mr. Mushnik ist die Hauptkulisse des schwarz-humorigen, aber auch gesellschaftskritischen Musicals „Der kleine Horrorladen“ von Alan Menken und Howard Ashman. In der wahnwitzigen Geschichte geht es um bestialische Botanik. Hauptfigur ist der von Blumenhändler Mushnik aus dem Waisenhaus geholte und als Gehilfe gnadenlos ausgebeutete Seymour Krelborn, der heimlich in die Angestellte Audrey, die weibliche Hauptperson, verliebt ist. Audrey fühlt sich eigentlich zu Seymour hingezogen, ist aber mit dem sadistischen Zahnarzt Orin Scrivello liiert und glaubt, sie habe nichts besseres verdient. Als die beiden Angestellten wieder einmal vergeblich auf Kundschaft warten, eröffnet ihnen Mr. Mushnik, dass er den Laden schließen muss. Da schlägt Audrey vor, die „wahnsinnig tolle neue Pflanze“, die Seymour unter mysteriösen Umständen gekauft hat, ins Fenster zu stellen. Tatsächlich zieht die Pflanze, die der verliebte Botanikfan Seymour „Audrey II“ nennt, viele neue Kunden an, was den maroden Laden vor dem Ruin rettet. Doch die Pflanze kränkelt, woraufhin Seymour alles versucht, das Gewächs zu retten. Zufällig findet er heraus, wie er die Pflanze am Leben erhalten kann: Er füttert sie mit seinem Blut. Nun wächst die Pflanze plötzlich in einem irrsinnigen Tempo heran. Der Laden floriert und wird berühmt, weil die Schaulustigen bündelweise Blumen kaufen und Presse, Rundfunk und Fernsehen von Seymour und seiner außergewöhnlichen Pflanze berichten. Die Situation wird fatal, als Seymour nicht mehr in der Lage ist, genügend Blut für „Audrey II“ aufzubringen. Verzweifelt sucht er nach einer Lösung, als die Pflanze zu sprechen beginnt und einen verhängnisvollen Vorschlag macht: Seymour solle Audreys Freund, den Zahnarzt, töten. Das Unheil nimmt seinen Lauf.

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