Rheinpfalz Der Wald als Wertanlage

Würde der Mensch nicht eingreifen, wäre der Wald heute schon ein Buchenwald.
Würde der Mensch nicht eingreifen, wäre der Wald heute schon ein Buchenwald.

Der Geiselberger Gemeinderat entschied in der Ratssitzung am Mittwoch, dass die Holzvermarktung ab 1. Januar 2019 über den Forstzweckverband Holzland, dem Geiselberg angehört, erfolgen soll. Die Entscheidung über die Forsteinrichtung, die die Eckpunkte der Waldbewirtschaftung in den nächsten zehn Jahren festlegt, wurde vertagt.

Die SPD-Fraktion bemängelte, dass in der Tagesordnung nicht schriftlich vorgesehen sei, dass ein Beschluss über die Forsteinrichtung getroffen werden soll. „Das ist keine Voraussetzung, um abstimmen zu können“, erläuterte Bürgermeister Georg Spieß (WG Spieß). Er verwies darauf, dass ausreichend Zeit und Gelegenheit bestanden habe, sich damit zu befassen. Am 5. Februar habe Joachim Kuntz von der Zentralstelle der Forstverwaltung in Neustadt, der den Zustand des Geiselberger Waldes untersucht und auf dieser Grundlage die Forsteinrichtung für die kommenden zehn Jahre festgelegt hat, im Einstiegsseminar erläutert, um was es geht, erinnerte Spieß. Eingeladen gewesen seien die Beigeordneten und die Fraktionssprecher. Die SPD-Fraktion sei damals nicht vertreten gewesen. Am 18. Mai seien Kuntz’ Bericht und seine Empfehlungen an alle Ratsmitglieder verschickt worden. Aber wenn der Rat die Entscheidung vertagen wolle – das war mehrheitlich über die beiden Fraktionen hinweg der Fall –, werde das getan. Kuntz empfiehlt, bei der Waldbewirtschaftung in den kommenden zehn Jahren den jährlichen Zuwachs einzuschlagen: jeweils 1938 Festmeter, mit dem Schwerpunkt Buche (607 Festmeter) und Fichte (720), gefolgt von Kiefer (286) und Douglasie (200). Letztere seien auch wegen geleisteter Entastung wertvoll. Insgesamt sei der Geiselberger Wald ein schöner Mischwald in sehr gutem Zustand, bilanzierte Kuntz. Mit einem Holzvorrat von 268 Festmetern pro Hektar Wald – 300 Hektar Wald besitzt die Gemeinde – erreiche Geiselberg einen sehr hohen Wert, der etwa auch den Wert des Staatsforstes in Johanniskreuz übertreffe. „Bäume sind wie Kinder, die kann man nur in jungen Jahren beeinflussen“, sagte Kuntz. Wobei junge Jahre bei Bäumen 20, 30 Jahre bedeuten. Bei der Waldverjüngung solle das in erster Linie über die Naturverjüngung geschehen. Um der Eiche eine Chance zu geben, sollten viereinhalb Hektar Eichenpflanzungen vorgenommen werden. Das sei teuer, aber zukunftsorientiert. So hätten es auch die Vorfahren schon gemacht. Ohne menschliches Zutun wäre der Wald in Geiselberg ein Buchenwald. Buchen sind mit einem Anteil von 35 Prozent stark vertreten, gefolgt von Fichten/Tannen (26 Prozent), Kiefern (22 Prozent), Douglasien (7 Prozent) und Eichen (4 Prozent). In Geiselberg sei in den vergangenen Jahren das oberste Prinzip bei der Waldbewirtschaftung, den nachfolgenden Generationen etwas Wertvolles zu erhalten, eindeutig befolgt worden. Kuntz verwies auf die Leistungen für den Umweltschutz, weshalb zahlreiche geschützte Arten wie Schwarzspecht, Raufußkauz, Hirschkäfer und Neuntöter heimisch seien. Zudem sei der Geiselberger Forst ein Jagdparadies. Hier sei ein ständiger Dialog mit den Jägern nötig, um das Gleichgewicht im Wald zu halten. Das spiele zum Beispiel bei der Waldverjüngung eine große Rolle, denn es gelte, Verbissschäden im Rahmen zu halten. Es sei auch klar, dass eine Gemeinde mit ihrem Wald Geld verdienen wolle. In diesem Spannungsfeld habe er sich bewegt, als er die Empfehlung für den jährlichen Holzeinschlag in der Forsteinrichtung festgelegt habe, so Kuntz. Würde der Wald einem Privatbesitzer gehören, der davon leben muss, wäre dieser Hiebsatz deutlich höher ausgefallen.

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