„Digitaler Spürhund“ Saar-Polizei bekommt „Cyberzentrum“

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Das Saarland will in den nächsten drei Jahren mehr als 25 Millionen Euro in die technische Infrastruktur der Polizei stecken. Dies sei laut Innenminister Klaus Bouillon (CDU) die bislang größte Investitionssumme in diesem Bereich. Mit Vertretern der Polizei und der Fachhochschule für Verwaltung (FHSV) stellte er am Mittwoch einen weiteren Baustein bei der Digitalisierung vor: „Er heißt „Cybercrime-Desktop“, aber ich finde „digitaler Spürhund“ besser“, sagte Bouillon. Zudem laufen Planungen für ein Cyber-Abwehrzentrum zu Schulungszwecken.

Auch die Polizei steht nach Ansicht des Ministers heute vor Herausforderungen in der digitalen Welt, an die man vor einigen Jahren nicht gedacht habe. „Das Tatmittel Internet nimmt weiter zu“, bestätigte Jürgen Paulus, Lehrbeauftragter für Cybercrime und digitale Ermittlungen an der FHSV. Und die Pandemie habe die Situation „wie in einem Brennglas verschärft“. Um dieser Entwicklung zu begegnen, habe man eigene Waffen entwickelt, zu denen auch der neue virtuelle „Cybercrime-Desktop“ zähle.

Cybercrime-Sachbearbeiter sollen mit diesem digitalen Werkzeugkasten eine umfassende Ermittlungsplattform erhalten, die eine lückenlose und gerichtsfeste Beweissicherung gewährleiste. Sie enthält unter anderem verschiedene Softwaretools, Rechercheportale und Web-Links, mit deren Hilfe man auch unsichtbar im Darknet ermitteln kann. Mit Hilfe einer „Datenwaschmaschine“ können die Daten ohne die Einschleusung von Schadsoftware ins Polizeinetz übertragen werden.

Nicht nur ausgewiesene IT-Experten bei der Polizei sollen mit dem neuen „Spürhund“ künftig umgehen können. Deshalb ist die digitale Plattform den Angaben nach besonders anwenderfreundlich gestaltet. Das Einsatzfeld reicht von Betrügereien und Enkeltrick-Methoden im Internet über Identitätsdiebstahl bis zu Cyber-Mobbing und Kinderpornografie.

Als „i-Tüpfelchen“ rund um das Thema Digitalisierungskampagne bezeichnete Bouillon Pläne für ein Cyber-Abwehrzentrum, das für vier bis sechs Millionen Euro direkt an der Fachhochschule gebaut werden könnte. Dabei handelt es sich um ein Schulungs- und Trainingszentrum, in dem Polizei-Anwärter schon parallel zu ihrer Ausbildung in den neuen technischen Möglichkeiten geschult werden können.

Laut Paulus seien moderne Formen des Lernens etwa mit digitalen Übungstatorten wichtig. „Da wird uns das zukünftige Cyber-Abwehr- und Trainingszentrum erhebliche Erleichterung bringen“, sagte er. Zudem gäbe es vielleicht eigene Forschungsmöglichkeiten. Nach Auskunft des Innenministers ist eine entsprechende Machbarkeitsstudie für das Cyberzentrum in Auftrag gegeben. Er hofft bis zum Ende des Jahres auf eine Entscheidung des Ministerrates. Die Kosten für die neue Einrichtung seien in den 25 Millionen Euro noch nicht eingeschlossen.

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