Berlin Neues Jahr 2024 wird erwartet – „Nacht der Repression“?

Szenerie am Brandenburger Tor kurz nach 18 Uhr.
Szenerie am Brandenburger Tor kurz nach 18 Uhr.

Angespannt geht Deutschland in die Silvesternacht. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner kündigte am Sonntagabend ein hartes Vorgehen bei Randale an. „Heute ist die Nacht, wenn's denn notwendig ist, die Nacht der Repression, wo der Rechtsstaat sich versuchen wird, durchzusetzen“, sagte der CDU-Politiker beim Besuch einer Polizeiwache in Berlin-Neukölln. In der Silvesternacht vor einem Jahr hatte es bundesweit Ausschreitungen und Angriffe auf Polizisten und Rettungskräfte gegeben, besonders betroffen war Berlin.

Schon Stunden vor Mitternacht kommt es zu einem Zwischenfall in der Nähe des Alexanderplatzes in Berlin-Mitte mit Hunderten Beteiligten. Nach Angaben der Polizei wurden aus einer Gruppe von rund 500 Menschen Böller geworfen. Die Polizei habe die Gruppe am Neptunbrunnen auseinandergetrieben und auf Feuerwerk kontrolliert, teilte die Polizei auf der Onlineplattform X (vormals Twitter) mit. „Aus einer ca. 200-köpfigen Gruppe, die sich an den Rathauspassagen aufhielt, wurden unsere Einsatzkräfte mit Pyro beschossen“, hieß es weiter. Insgesamt habe es im Stadtgebiet bis etwa 21 Uhr rund 20 Festnahmen gegeben, sagte eine Polizeisprecherin.

Mehr Verdächtige in Gewahrsam nach Kölner TerroralarmIn Köln sagte der Polizeipräsident bei einer Pressekonferenz, der mutmaßlich geplante Anschlag habe mit einem Auto verübt werden sollen. Es habe sich herausgestellt, dass der schon an Heiligabend in Gewahrsam genommene Tadschike Teil eines größeren Netzwerkes sei. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte, die etwa 1000 Polizisten, die an Silvester rund um den Dom im Einsatz seien, täten alles, um die Sicherheit der Feiernden zu gewährleisten. Die Polizei hatte Hinweise auf einen geplanten Islamisten-Anschlag auf den Kölner Dom erhalten, der sich auf Silvester bezog. Unter massivem Polizeischutz zelebrierte Kardinal Rainer Maria Woelki dann am Sonntagabend die gut besuchte Silvester-Messe.

Zurückhaltung in HochwassergebietenFür viele Menschen in den Hochwassergebieten fiel die Silvesterparty diesmal buchstäblich ins Wasser. Die Innenministerin des schwer getroffenen Bundeslandes Niedersachsen, Daniela Behrens, rief wegen der angespannten Hochwasserlage dazu auf, zurückhaltend mit Silvesterfeuerwerk umzugehen. Die Feuerwehren und Rettungsdienste seien genug beschäftigt, sagte die SPD-Politikerin in Verden.

Australien, China, Südkorea haben schon 2024In weiten Teilen der Welt begann 2024 schon Stunden vor der deutschen Mitternacht. In Sydney erleuchtete vor der weltberühmten Kulisse von Harbour Bridge und Opernhaus um 14 Uhr MEZ eine Mega-Lichtershow den Himmel. Bis zum deutschen Abend war dann auch schon in Japan, Südkorea, Singapur, Taiwan, China, Indien und Dubai das Jahr 2024.

Berlin ist im „Ausnahmezustand Silvester“Mit einem Großaufgebot bereiteten sich Polizei und Feuerwehr in Berlin vor. Laut Polizeipräsidentin Barbara Slowik war es in der Hauptstadt einer der größten Einsätze in den vergangenen Jahrzehnten.

Als besonders gefährlich stellte sich auch wieder privates Feuerwerk heraus. Die Berliner Polizei teilte etwa mit, ein 40-Jähriger habe beim Zünden einer Signalrakete im Ortsteil Kaulsdorf eine Hand verloren. Unmittelbar nach der Zündung sei die Rakete in seiner Hand explodiert. Bei einer Durchsuchung sei weitere Pyrotechnik bei ihm gefunden und beschlagnahmt worden.

Auch erste Angriffe auf Einsatzkräfte und Passanten wurden in Berlin schon bekannt. Neben dem größeren Einsatz am Neptunbrunnen wurde beispielsweise ein geparkter Einsatzwagen der Polizei mit einer Kugelbombe beschossen - die Polizisten seien zu diesem Zeitpunkt aber in einem Haus im Einsatz gewesen, teilte die Polizei mit.

Vor der ohnehin in Berlin immer unruhigen Silvesternacht hatte sich die Situation noch einmal verschärft durch den Gaza-Krieg nach dem Terroranschlag der islamistischen Hamas auf Israel. Schon in den vergangenen Wochen und Monaten hatte es immer wieder Demonstrationen gegeben. Aus Sorge vor Straftaten hatte die Berliner Polizei eine für die Silvesternacht angemeldete propalästinensische Demonstration in Neukölln verboten.

Brennpunktbereiche und PartyDie Polizei definierte mehrere Brennpunktbereiche, darunter Nord-Neukölln. Zudem gab es Böllerverbotszonen, etwa am Alexanderplatz. Auch am Brandenburger Tor war privates Feuerwerk verboten. Dort stieg wieder die traditionelle Silvesterparty, die das ZDF live übertrug. Erstmals seit der Corona-Pandemie war wieder ein Höhenfeuerwerk um Mitternacht vorgesehen, neu war auch eine Eintrittsgebühr von zehn Euro. . Trotz vereinzelter Schauer und hoher Sicherheitsvorkehrungen strömten Zehntausende auf das Gelände, anders als in den Vor-Pandemiejahren war aber noch Platz. Nach Angaben der Veranstalter wurden bis zum frühen Sonntagabend 45 000 Tickets verkauft, die Party war für bis zu 65 000 Menschen ausgelegt.

Ganzer Globus erst am 1.1. um 13 Uhr im neuen JahrInsgesamt dauert es 26 Stunden bis der ganze Globus ins neue Jahr gerutscht ist. Amerikanisch-Samoa, das nur 220 Kilometer östlich von Samoa auf der anderen Seite der Internationalen Datumsgrenze liegt, wird das letzte Land sein - zwölf Stunden nach Deutschland. Um 13.00 Uhr MEZ am 1. Januar folgen dann nur noch zwei unbewohnte Inseln.

Große Silvester-Überraschung in DänemarkEine große Überraschung anderer Art gab es in Dänemark: In Kopenhagen kündigte Königin Margrethe in ihrer 52. Neujahrsansprache an, Mitte Januar abzudanken. Übernehmen soll dann ihr Sohn Frederik - er wird dann König Frederik X, seine Frau Mary wird Königin. Dänische Medien bezeichneten die Ankündigung als „absolut historisch“. Unter den Schaulustigen, die sich auf dem Schlossplatz vor Schloss Amalienborg versammelt hatten, brach nach der Ankündigung spontaner Applaus aus. Margrethe hatte stets betont, bis zum Tod auf dem Thron bleiben zu wollen - bis sie nun an diesem 31. Dezember für die große Überraschung sorgte.

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