Berlin Mehr als 29.000 Anträge auf Einsicht in Stasi-Akten

Am 29. Dezember 1991 trat das Stasi-Unterlagen-Gesetz in Kraft. Wenige Tage später konnten Anträge auf Einsicht in die Akten der
Am 29. Dezember 1991 trat das Stasi-Unterlagen-Gesetz in Kraft. Wenige Tage später konnten Anträge auf Einsicht in die Akten der ehemaligen DDR-Staatssicherheit gestellt werden.

Nach der Auflösung der Stasi-Unterlagenbehörde im Jahr 2021 hält das Interesse an den Akten aus der DDR-Zeit unvermindert an. Im vergangenen Jahr gingen beim nun für die Unterlagen zuständigen Bundesarchiv insgesamt 29.064 Anträge von Bürgerinnen und Bürgern auf Akteneinsicht ein, wie am Mittwoch aus Daten der Behörde hervorging. Damit blieb die Zahl im Vergleich zu 2021 nahezu unverändert, als es 30.603 Anträge gegeben hatte.

7574 Mal wurden im vergangenen Jahr Akten für Sicherheitsüberprüfungen, Überprüfungen von Mitarbeitern im öffentlichen Dienst sowie Rentenangelegenheiten herangezogen, wie es weiter hieß. In 2242 Fällen sei es um Anträge auf Rehabilitation ehemals politisch Verfolgter und Wiedergutmachung gegangen. Zuerst hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) über die Zahlen berichtet.

Teil des Bundesarchivs

Das Stasi-Unterlagen-Archiv ist seit Juni 2021 Teil des Bundesarchivs. Dort stehen über 111 Kilometer Schriftgut aus den Beständen der Staatssicherheit für die Recherche zur Verfügung. Davon wurden 51 Kilometer bereits von der Stasi archiviert und sind personenbezogen zugänglich. Weitere 60 Kilometer wurden 1990 unsortiert in den Büros der Stasi gefunden und sind inzwischen zu 94 Prozent erschlossen. Seit 1991 wurden laut Bundesarchiv insgesamt 3,4 Millionen Anträge auf Akteneinsicht gestellt.

Das weiter große Interesse an der Akteneinsicht zeige „eindrucksvoll, dass dieser Teil unserer Geschichte bis in die Gegenwart hineinwirkt“, sagte die SED-Opferbeauftragte des Bundestages, Evelyn Zupke, den RND-Zeitungen. „Viele Menschen setzen sich erst jetzt, im höheren Lebensalter, mit ihrer eigenen Biografie näher auseinander - oft bei Renteneintritt oder weil Kinder und Enkel danach fragen.“

Auch die Anfragen zur Rehabilitierung seien weiterhin „auf einem hohen Niveau“, sagte Zupke. „Für die politischen Häftlinge sind die Stasi-Akten häufig Zeugen des begangenen Unrechts. In den Verfahren zur Rehabilitierung liefern die Akten meist die wichtigsten Belege für das, was geschehen ist. Die Täter schweigen. Aber die Akten sprechen.“

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