Saarland Grünen-Chef tritt nach Streit um Kandidatenliste zurück

Ralph Rouget bei Grünen-Landesparteitag am Sonntag.
Ralph Rouget bei Grünen-Landesparteitag am Sonntag.

Der Landesvorsitzende der krisengeschüttelten Saar-Grünen, Ralph Rouget, ist nur wenige Tage nach seiner Wahl zurückgetreten. Das bestätigte er der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Gründe dafür nannte er nicht. Zuvor hatten mehrere Medien über den Schritt berichtet. Die Co-Landesvorsitzende der Grünen, Barbara Meyer-Gluche, teilte mit, sie bedauere die Entscheidung Rougets. Der Rücktritt stehe „nicht im Zusammenhang mit unserer beider Zusammenarbeit oder unserem persönlichen Verhältnis.“ Darüber hinaus wolle sie sich erst am Montag äußern.

Rouget und Meyer-Gluche waren erst am vergangenen Wochenende auf einem turbulenten Parteitag zur neuen Doppelspitze gewählt worden. Unter anderem war auf dem Treffen auch die Kandidatenliste der Grünen für die Bundestagswahl aufgestellt worden.

Dabei war die Kandidatin für den ersten Platz, die bisherige Landeschefin Tina Schöpfer, in drei Wahlgängen durchgefallen. Gewählt wurde stattdessen Ex-Landeschef Hubert Ulrich. Zuvor hatte der Parteitag beschlossen, dass auch ein Mann für den Platz kandidieren könne. Dagegen wollen Mitglieder verschiedener Ortsverbände der Grünen im Saarland in einem Bündnis vorgehen. Die Partei ist derzeit nicht im saarländischen Landtag vertreten.

Unterdessen sorgte ein Videomitschnitt von dem Parteitag im Internet für Aufsehen. In dem etwa zweiminütigen Clip ist zu sehen, wie eine Politikerin der saarländischen Grünen, die für einen vorderen Platz auf der Landesliste zur Bundestagswahl kandidierte, bei drei Fragen zu bundespolitischen Themen wie Klimaschutz unsicher wirkt und keine konkreten Antworten parat hat. Im Internet wurde sie dafür kritisiert und zum Teil verspottet.

Die Bundesverteidigungsministerin und frühere saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) meinte auf Twitter, der Auftritt sei sicher alles andere als professionell. „Aber die Reaktionen darauf im Netz finde ich noch unprofessioneller und beschämend. Hier wird gerade ein Mensch kaputt gemacht.“

Meyer-Gluche betonte, das „bislang nur kommunalpolitisch engagierte Mitglied ohne Rhetoriktraining“ habe „erhebliches Lampenfieber und Nervenflattern“ gehabt. Der Umgang mit der Frau mache betroffen. Die Angriffe in den sozialen Netzwerken seien zum Teil entwürdigend.

Die Grünen im Bezirksrat Saarbrücken Mitte teilten ohne Nennung des Namens mit, ein Fraktionsmitglied sei nach Veröffentlichung eines Clips hämischen Kommentaren und Beschimpfungen ausgesetzt gewesen. „Auf eigenen Wunsch hat das Mitglied die Fraktion und den Bezirksrat verlassen.“ Der kritische Diskurs sei in einer Demokratie sehr wichtig, doch sei von persönlichen Angriffen abzusehen.

x