Neustadt Wintersturm und Eiseskälte

Neustadt. Mit klaren, frischen Tönen boten die hochkarätigen Musiker des „Concerto E-Quadro“ am Sonntagabend dem Winter Paroli, als sie in der Neustadter Stiftskirche die Besucher mit Kompositionen von Corelli bis Vivaldi im Gepäck mit auf eine Reise durchs „Weihnachtliche Barock“ nahmen.

Besonders viel Beifall bekam das Mannheimer Orchester für den letzten Programmpunkt, den „Winter“ aus den „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi. Geradezu dramatisch wird es hier im Allegro non molto, das mit einem Staccato-Septakkord beginnt, durch den Eiseskälte und Zähneklappern spürbar werden. Da lässt Orchesterleiter Diethard Laxa alle Instrumente bis zum Cembalo unter der Winterlast ächzen. Die virtuose Solovioline – gespielt von Hiroaki Furukawa, seit 1999 Mitglied der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz – unterbricht mit „erbarmungslosem Wind“, den er mit immer kräftiger werdendem Strich hervorruft. Im Largo spürt man dann förmlich die Wärme des Kamins. Nun lässt Laxa sein Ensemble „Kuschel-Töne“ anstimmen. Durch Zupfen an den Saiten imitieren die Streicher Regen, der an die Fensterscheiben prasselt. Der Gegensatz zwischen der Welt im Haus und der unwirtlichen Natur draußen wird deutlich. Im abschließenden Allegro scheinen Eisläufer ihre Kreise zu ziehen. In der Ferne tobt der Sturm hinter der geschlossenen Tür. Die wird plötzlich aufgerissen, und die Violinen lassen die Naturgewalt wieder in nächster Nähe losbrechen. Das Konzert begann mit dem Concerto grosso g-Moll, op. 6, Nr. 8 „Fatto per la Notte di Natale“ („Gemacht für die Nacht von Jesu Geburt“) von Arcangelo Corelli. Virtuos und lebendig zeigen sich hier Laxas Tochter Felicitas und Denise Hirschfeld auf den Violinen. Laxas Ehefrau Edith am Cembalo und Karin Farthing mit dem Violoncello sorgen ausdrucksstark für den barocken „Hintergrund-Sound“. „Der letzte Satz, die Pastorale im 6/8-Takt, macht den Titel zum Weihnachtsstück“, erklärt Laxa. Von nun an ist das gesamte Barockorchester im Einsatz. Bravourös und feinsinnig geschieht die Umsetzung des Concerto Pastorale G-Dur von Johann M. Molter. Musikalisch von besonderem Wert ist sicher die zweite Arie: Da gelingt es den Streichern, eine geheimnisvoll-mystische Stimmung heraufbeschwören, die auch im Publikum spürbar wird. Mitreißend artikulieren die Musiker dann die Sinfonie G-Dur von Georg Monn, einem Vorläufer der „Wiener Klassik“. Weil es in der Partitur den Untertitel „Weihnachtssinfonie“ trägt, passt das Concerto F-Dur von Giuseppe A. Paganelli bestens ins weihnachtliche Barockrepertoire – auch meisterhaft interpretiert vom gesamten Orchester. Auch beim Concerto „Polonnois“ G-Dur von Laxas Magdeburger Landsmann Georg Philipp Telemann begeistern die Musiker mit perfektem Spiel. Besonders beeindruckend sind der erste und dritte Satz. Viel Applaus gibt es auch für die Zugaben: Das Kinderlied „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ hat Laxa für das barocke Streichorchester umgeschrieben und auch eine Jazzfassung kreiert. Den Sprung in die Moderne bringt der erste Satz des „Concerto Grosso“ von Karl Jenkins. Dass die Ursprünge des Barockorchesters „Concerto E-Quadro“ in einer Musikschule liegen, ist hier wie insgesamt nirgends negativ zu bemerken. Der Auftritt in Neustadt war in jeder Hinsicht professionell.

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