Neustadt Wie ein Missgeschick in die Charts führt

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Neustadt. Neun bis auf den letzten Platz ausverkaufte Veranstaltungen umfasste 2015/16 die erste Staffel von „Hits & Stories“, bei der der SWR3-Musikredakteur Werner Köhler, anknüpfend an die gleichnamige Reihe des Radiosenders, in Zusammenarbeit mit der Band „Pop History“ live auf der Bühne die oft fast unglaublichen Geschichten erzählte, die sich hinter bekannten Rock- und Pop-Songs verbergen. Ab 13. Januar nun führt der Musikexperte und „Beatles“-Fan sein Erfolgsprojekt in die zweite Runde und hat sich dafür den Neustadter Saalbau als Startplatz ausgesucht.

Das bisherige Konzept hat er beibehalten: Noch immer geht es darum, musikinteressierten Besuchern Hintergründe, die bis dato noch nicht ausreichend bekannt waren, zu rund 20 ausgewählten Stücken zu vermitteln. Die so vorgestellten Songs werden dann im Anschluss von „Pop History“ gespielt, und zwar verblüffend nahe am Original. Zu dieser Band zählen außer dem Sänger und Gitarristen Peter Kühne, den Sängerinnen Helen Foster und Stefanie Nerpel, den Gitarristen und Sängern Uwe Grau und Matthias Schärf und dem Bassisten Marc Julien auch zwei Neustadter Musiker: Alex Schaaf an Keyboard und Piano und Tim Kosack am Schlagzeug. Aber in der neuen Staffel wird es auch einige Änderungen geben. „Nach wie vor erzähle ich Geschichten über Lieder und Bands“, erzählt Köhler, „allerdings haben wir die Show nun optisch ein wenig aufgepeppt. Wir arbeiten jetzt mit Videoinstallationen oder projizieren Bilder von Musikern auf eine große Leinwand, wodurch natürlich ganz neue Eindrücke entstehen.“ Die Frage, ob er nicht befürchte, dass im doch recht großen Saalbau ein wenig von dem intimen Rahmen verloren gehe, den „Hits & Stories“ eigentlich braucht, verneint Köhler. „Ich glaube nicht, dass die Atmosphäre davon negativ beeinträchtigt wird“, sagt er, „John Fogerty, der ehemalige Frontmann der Gruppe ,Creedence Clearwater Revival’, hat einmal gesagt, dass es von größter Bedeutung sei, die letzte Zuschauerreihe im Saal mitzureißen. Das sei zwar schwierig, aber fast noch wichtiger, als die erste Reihe zu begeistern, da sich dort ohnehin die eingefleischten Fans aufhalten. Daran versuche ich mich zu halten.“ Die Idee zu der Show sei jahrelang in ihm gewachsen, berichtet Werner Köhler, dessen grenzenlose Liebe zur Musik aus jedem seiner Worte deutlich wird. 2014, beim Sommerfest des SWR in Mainz, hat er sie dann ohne größere Vorbereitung erstmals testweise umgesetzt und dabei an den Reaktionen seiner Zuhörer gemerkt, dass hier durchaus Nachfragepotential vorhanden ist. Mit den Musikern von „Pop History“ habe er dann schließlich auch noch die kongenialen Partner gefunden, um die Sache professionell zu gestalten, erinnert er sich. Köhler, der klassische Musik studiert hat, wird diesmal auch selbst am Klavier zu hören sein, zum Beispiel bei einer der interessantesten Geschichten die er in Neustadt erzählt. Dabei geht es um die Entstehung des von Dave Stewart geschriebenen „Eurythmic“-Klassikers „Sweet Dreams“, dessen Tonfolge ursprünglich eigentlich hätte umgekehrt laufen sollen. Aus Versehen kam aber alles ganz anders, und so wurde aus einem Missgeschick ein Welthit. Interessant ist auch die Story um den „Boomtown Rats“-Welthit „I Don’t Like Mondays“. „Rats“-Frontmann Bob Geldof hatte in den Nachrichten gehört, dass die 16-jährige Schülerin Brenda Ann Spencer an einem Montag mit einem Gewehr zwei Menschen getötet sowie neun verletzt und die Frage, warum sie so etwas Schreckliches getan hat, mit den Worten „I don’t like Mondays“ beantwortet habe. Aber auch deutsche Hits wie etwa Nenas „99 Luftballons“ nimmt Köhler in den Blick. Aber nicht alle Geschichten, die der 62-Jährige kennt, gibt er auch preis. „Mir geht es vornehmlich darum, über gute Musik zu reden. Wenn mein Insiderwissen dazu führen würde, ein schlechtes Licht auf die Macher derselben zu werfen, würde ich auf die Veröffentlichung verzichten“, sagt er. Angespannt sei er vor den einzelnen Vorstellungen noch immer, allerdings nicht mehr so sehr wie früher. „Ich weiß, dass es funktioniert, und das gibt mir die Sicherheit eine gute Vorstellung abzuliefern“, sagt er. Termin „Hits & Stories – die Show“ macht am kommenden Freitag, 13. Januar, 20 Uhr, im Neustadter Saalbau Station. Karten (23 Euro) gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen oder unter www.adticket.de. Einen Eindruck von Beiträgen der Reihe vermitteln die Podcasts auf der SWR3-Homepage. |hk

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