Neustadt Wenn ein „Gebührenpflichtig“ fehlt

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Die ältere Frau steht etwas ratlos am Parkscheinautomaten an der Hetzelanlage. Muss sie oder muss sie nicht? Sie müsse nicht, klärt Kathrin Flick vom städtischen Tiefbauamt die Autofahrerin auf. Auch den gestrigen Montag über wurde die neue Parkraumbewirtschaftung nicht überwacht. Selbst in Zone 1 direkt um die Fußgängerzone gab es noch immer zu viele falsche oder fehlende Hinweise.

Kathrin Flick gehört an diesem Morgen zu einem mehrköpfigen Team, das prüfen will, wie weit die mit der Beschilderung beauftragte Firma übers Wochenende gekommen ist, Korrekturen der bisherigen Arbeit eingeschlossen. Alf Bettinger, Leiter der Abteilung Ordnung, Umwelt und Bürgerdienste, ist dabei, ebenso Markus Bulla vom Bauhof. Er und seine Kollegen haben noch eine Sonderaufgabe: Weil wegen der fehlenden Schilder die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft mit kostenlosem Parken bis 17. Januar geworben hatte, waren alle Automaten mit entsprechenden Hinweisen versehen worden. Die muss der Bauhof nun wieder entfernen. Die Gruppe startet in der Hindenburgstraße, Parkzone 3. Dort stimmt noch kein einziges Schild: Ausgewiesen sind die alten kostenpflichtigen Parkzeiten, der Samstag fehlt folglich ganz. In Exter- und Karl-Helfferich-Straße wird es besser. Der eine oder andere Hinweispfeil wäre noch gut, aber das sind Feinheiten – und ist kein Grund für Verkehrsteilnehmer, mit Erfolg Widerspruch gegen ein „Knöllchen“ einzulegen, wie Bettinger sicher ist. Kniffliger wird’s da schon am Alten Turnplatz gegenüber. Dort stimmen zwar Schilder und Zeiten, dafür fehlt ein Hinweis: Weil über allem ein eingeschränktes Halteverbotsschild prangt, muss zusätzlich informiert werden: „Ausgenommen Parkbuchten“. Hier zu verwarnen, wäre Bettinger wegen der Rechtslage noch zu heikel. Ähnlich sieht es später an der Hetzelanlage aus. Doch es sind nicht nur fehlende oder falsche Schilder, die das Team aus Ordnungs- und Tiefbauamt zum ersten oder wiederholten Mal auf die Mängelliste schreibt. „Das geht gar nicht“, sagt Alf Bettinger und zeigt an der Abzweigung von der Exterstraße auf das Schild „Heinestraße“. Es ist so weit unten an der Stange befestigt, dass Fußgänger ab 1,80 Meter Körpergröße Gefahr laufen, dagegen zu stoßen. Um die neuen Hinweise unterzubringen, hat die Firma das Straßenschild offensichtlich nach unten versetzt. „Das haben wir schon mal gerügt“, sagt Flick. Beim Marsch durch die Schütt gibt es wenig Grund zur Kritik. Wieder fehlen noch Pfeile, in welcher Richtung das Parken erlaubt ist – das wäre „nice to have“, also schön zu haben, sei aber nicht spielentscheidend, wie Bettinger feststellt. Dafür steht hier und dort noch durchaus Wichtiges aus: jene Schilder nämlich, die über die Gebührenpflicht informieren. Auf wenig Gegenliebe stößt auch die Beschilderung an der Stangenbrunnengasse, die Anwohnern vorbehalten ist: Das Schild besagt, dass teilweise auf dem Bürgersteig geparkt werden darf, doch ist nur das genaue Gegenteil erlaubt. „Das sollte eine Fachfirma eigentlich sehen“, ist sich die Gruppe einig. Noch gar nicht unterwegs waren die Arbeiter an Juliusplatz und Kunigundenstraße, „ausgerechnet in Zone 1“, so Bettinger wenig erfreut. Das Auge von Fachmann Markus Bulla hat derweil noch ganz andere Mängel erfasst. „Die Schildergrößen stimmen zum Teil nicht, die Schrauben sind zu kurz, es sind nur drei Gewindegänge über der Mutter“, meint er zu einem Schild am Bachgängel. Ebenso störend: dass einige Schilder mittig auf die Stangen gesetzt wurden statt nach links oder rechts. „Das wirkt jetzt kleinlich“, sagt Bettinger, tatsächlich aber komme es durchaus vor, dass Lkw solche Hinweise „abrasieren“. An der Hetzelanlage muss sich der Kontrolltrupp noch einer ganz anderen Herausforderung stellen. Ein Anwohner bezweifelt Sinn und Zweck des neuen Parkraumsystems. Was ihn besonders ärgert: Auf der Hetzelanlage ist Anwohnerparken nicht mehr erlaubt, er muss auf die Straßen ausweichen. Warum nicht Parkplatzsuchende von außerhalb auf die Straßen verwiesen würden, so seine Frage. Bettinger erklärt, dass die Hetzelanlage und andere Plätze Teil des künftigen Parkleitsystems für Ortsfremde seien. Und er verweist auf die geplante Informationsveranstaltung für Anwohner, sobald alle 600 Schilder korrekt installiert seien. Um das nicht zu verpassen, gibt ihm der Anwohner Name und Adresse für eine persönliche Einladung mit auf den Weg. Bettingers Fazit am Abend: Zone 1 wird ab heute (mit Hinweiszettel statt Protokoll) überwacht, in Zone 2 starten die Kontrollen im Lauf der Woche. Für Zone 3 gibt es noch keine Prognose. (ahb)

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