Neustadt Was ist Sitzball?

„Sitzball“ heißen nicht nur die riesigen, bunten Gymnastikbälle, die ihr vielleicht aus dem Sportunterricht oder vom Kinderturnen her kennt. Es ist auch der Name einer Sportart, und zwar einer der ältesten im Behindertensport. Sie wurde vor etwa 60 Jahren von Menschen erfunden, die im Zweiten Weltkrieg so stark verletzt wurden, dass ihnen ein Arm oder ein Bein fehlte. Aber auch Menschen ohne Behinderung können die Mischung aus Faust- und Volleyball spielen, um sich sportlich zu betätigen. Eine Mannschaft besteht aus fünf Spielern: Das sind zwei Schlag- und drei Abwehrspieler. Das zehn auf acht Meter große Spielfeld wird durch eine Leine geteilt, die in einem Meter Höhe befestigt ist. Gespielt wird mit einem Volleyball, den nur drei Spieler einer Mannschaft nacheinander mit der offenen Hand berühren dürfen, dann muss er auf die gegnerische Seite. Dazwischen zu Boden springen darf er nur ein einziges Mal. Das Spiel dauert zweimal sieben Minuten, und jeder Fehler ergibt einen Punkt für das gegnerische Team. Sind alle Spieler auf dem Feld, sieht die Anordnung von oben aus wie ein Dominostein, bei dem auf jeder Seite fünf Punkte sind. Gemütlich herumsitzen können die Spieler bei dieser Sportart aber nicht wirklich, auch wenn der Name des Spiels das vermuten ließe. Sobald der Ball auf die gegnerische Seite gespielt wird, muss das Gesäß zwar Bodenkontakt haben, aber das ist gerade für Spieler mit zwei gesunden Beinen oft gar nicht so leicht, da sie manchmal hochspringen wollen. Mit viel Kraftaufwand rutschen die Spieler stattdessen auf dem Feld hin und her, um den Ball zu erreichen. Damit alles gerecht zugeht, wird die jeweilige Behinderung vorher mit „Handicap-Punkten“ bewertet. Fehlt einem Spieler ein Bein, kann es zum Beispiel vier dieser einordnenden Punkte geben, während ein Spieler, der vielleicht nicht so gut Luft bekommt wie andere, einen oder zwei Punkte bekommt. Ab sieben „Handicap-Punkten“ Gesamtzahl darf eine Mannschaft bei Turnieren mitmachen. Erst seit kurzem dürfen auch Spieler mit null Punkten dabei sein – also Menschen ganz ohne körperliche Beeinträchtigungen. Sitzball ist eine anerkannte Mannschaftssportart im Deutschen Behindertensport (DBS) und nicht nur in Mitteleuropa, sondern auch in Afrika als Breiten- und Wettkampfsport vertreten. Deutsche Meisterschaften der Herren finden seit 1954 jährlich statt, bei den Damen seit 1974. Europäische Turniere gibt es seit den 1970er Jahren. Die Sportart wird in Deutschland von etwa 150 Mannschaften ausgeübt. (stbe)

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