Neustadt „Wanderbühne“ in Schloßstraße

Neustadt-Hambach. Als atmosphärische Freiluftbühne präsentiert sich die Hambacher Schloßstraße am ersten Adventswochenende mit zwei Aufführungen des Weihnachtsstückes „Auf, auf ... ins Licht zum Frieden“ am Samstag und Sonntag. Der Hambacher Erich Knoll hat dieses Szenentheater in acht Auftritten verfasst.

Gut 100 Akteure aus Hambach, Mußbach, Winzingen und Gimmeldingen wirken mit. Das Publikum wandert mit den Akteuren zu den Spielstationen entlang der Straße und in Winzerhöfen. Die faszinierenden Kulissen der acht Szenen, die eine 3000-jährige Geschichte der Friedensbotschaft umspannen, hat der Autor selbst entworfen und mitgebaut. Nach der gelungenen Premiere letztes Jahr im Herrenhof Mußbach erfordern und ermöglichen die Spielorte in der Hambacher Schloßstraße erweiterte Kulissen, die Erich Knoll mit Bernd Mohr und dessen Helfern dem Ambiente angepasst haben. Die erste Station an der Ecke Kirschgarten zeigt einen Tempelbau aus der Zeit 3000 Jahre vor Christus. Zwei martialisch anmutende Wächter gebieten Einhalt. Die Priesterin, begleitet von Dienerinnen und einem Schirmträger, begeht ihr Weihezeremoniell und schaut in die Zukunft. „Die Sterne werden mit auf dem Weg sein, begleitet vom heiligen Bruder, dem Mond.“ Alle Szenen werden von Armin Jung, Regisseur und Dekan der protestantischen Kirchengemeinde Neustadt, anmoderiert. Als roter Faden zieht sich die Sehnsucht der Menschen nach Frieden, Hoffnung und Erlösung durch die acht Szenen, die nach der Geburt Jesu mit der Huldigung durch die drei heiligen Könige enden. Der Posaunenchor Hambach-Winzingen unter Traugott Baur leitet mit dem Stück „Heilige Nacht“ zur nächsten Station über. Den Bläsern in langen Kutten und Überhängen folgt das Publikum in den Hof des Weingutes Naegele. Die fünf Meter hohe Zikkurat, eine Brücke zum Himmel symbolisierend, überragt eindrucksvoll die Szenerie: den Unterrichtsraum eines Tafelhauses in mesopotamischer Zeit. „Die Sterne lügen nicht“, erklärt der Schulmeister seinen Eleven nach einem munteren Wortwechsel. Die Zeit für einen neuen König sei gekommen und mit ihm die Hoffnung auf den Frieden. Schade ist gerade hier, dass der Platz vor der Bühne sehr eng ist, so dass man in mehreren Reihen steht und sich recken muss, um das Geschehen vor dem beeindruckenden Bühnenbau auf sich wirken zu lassen. Weiter geht es die mit Lichtern geschmückte Gasse hinauf, stets das illuminierte Schloss im Blick. Immer ein Stück voraus ist die Tontechnik, transportiert auf einem Traktorwagen, um an den nächsten Spielorten bereitzustehen. Das Konzept von Hauptorganisatorin Christine Mohr, die Bläsergruppe als lebendigen Wegweiser einzusetzen, bewährt sich. Die Musiker markieren die Zugänge zu den Spielorten mit weihnachtlichen Weisen, geschmeidig gespielt trotz klammer Finger bei gefühlten eisigen Temperaturen. Wunderschön fügt sich die gemauerte Kulisse als Hütte des Einsiedlers Bileam aus dem Alten Testament in den Hof des Weingutes Johann Müller ein. Mariä Verkündigung spielt auf dem Anwesen der „Mohre-Jule“. Wie bei allen Bühnenbildern zeigt sich die Liebe zum Detail. Das Haus ist mit Reisig und Zweigen geschmückt, die Bäume werden in die Szenerie einbezogen, Tonkrüge, Arbeitsstätten und gemauerte Bänke ergänzen das Ensemble, Kerzen und Fackeln setzen in der Dunkelheit Akzente. Munter geht es zu bei der Volkszählung an der Ecke zum Handwerkerpfad. Diese Szene benötigt keine aufwändigen Kulissenbauten. Römer, Germanen und Juden treffen bei der Volkszählung und Steuererhebung auf dem Marktplatz von Bethlehem aufeinander. Ein älterer Mann wird durchgewinkt, ab 65 Jahren sei man aus dem System raus, was das Publikum mit Lachen quittiert. Der hochschwangeren Maria und ihrem Verlobten Josef empfiehlt man Unterkünfte in der Stadt. Und so schließt sich die Herbergssuche im Weingut Schäffer an, die Pergola in der Eichstraße wird zum Hirtenzelt, und rund um den Geispitzbrunnen ist der Stall zu Bethlehem aufgebaut. Heimelige Atmosphäre unterstreicht das lebendige Spiel der Laiendarsteller. Einfallsreichtum haben die Hambacher in Kostüme und Requisiten investiert, allerorten stehen ehrenamtliche Helfer stehen bereit, um den Ablauf zu koordinieren. Das Hambacher „Chörle“ aus der Pfarrei St. Jakobus agiert bei der Herbergssuche und singt abschließend an der Krippe die Lieder „Lebensanfang hell und still“ sowie „Aus der Armut eines Stalles“. Mit von der Partie ist die Tanzgruppe der Trachtengruppe Mußbach, Hambacher Kinder überzeugen als Hirten - auch in Sprecherrollen. Das begeisterte Publikum singt das letzte Lied „Tochter Zion“ mit und spendet anhaltenden Applaus. Die Einladung, den Abend auf dem Hambacher Christkindlmarkt ausklingen zu lassen, nehmen viele gerne an. „Das Spiel sollte man jedes Jahr aufführen“, meinen Gäste. Dieser Wunsch ist Bestätigung für Organisatoren und Akteure, dass sie ihre Sache sehr gut gemacht haben.

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