Neustadt Uroma wie ein Uhrwerk unterwegs

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IGGELBACH. Obwohl sich die 84-jährige Gertrud Landbeck für „total unsportlich“ hält, marschiert sie seit über zehn Jahren täglich mit den Nordic-Walking-Stöcken durch Wälder und Auen. „Das hält mich fit“, sagt die energievolle Seniorin.

Wer rastet, der rostet. Gertrud Landbeck hat sich die alte Volksweisheit im Seniorenalter zur Lebensmaxime gemacht. Tagtäglich, bei Wind und Wetter, ist die 84 Jahre alte Wahl-Iggelbacherin mit ihren Walkingstöcken auf den Panoramawegen rund um das Walddorf unterwegs. „Es macht viel Spaß, ist gesund und hält fit“, sagt die rüstige Seniorin, die mit Sporttreiben früher überhaupt nichts am Hut hatte, wie sie schmunzelnd erzählt. Schon in aller Herrgottsfrühe, man kann die Uhr nach ihr stellen, ist Gertrud Landbeck auf den Beinen. Die ersten Sonnenstrahlen zu genießen, durch kristallglitzernden Neuschnee oder durch Morgentau benetztes Gras zu marschieren, das Wolkenspiel im Morgenlicht zu beobachten oder, so wie jetzt, sachte blühende Natur aus dem Winterschlaf erwachen zu sehen, ist für die Naturliebhaberin Erlebnis pur. Seit weit über zehn Jahre schon beginnt sie strammen Schritts ihren Alltag. Im gleichbleibenden Rhythmus der Bewegungen kämpft sie auch gegen rheumaartige Beschwerden. „Manchmal muss ich mich schon zwingen loszulaufen“, gibt sie zu. „Aber wenn die Kniegelenke auf wohlige Betriebstemperatur kommen, verschwinden Schmerzen und Blockaden“, sagt die Mutter von fünf Kindern, Großmutter von sechs Enkeln und zweifache Uroma. Rund um Iggelbach hat die flotte Achtzigerin vier unterschiedlich anspruchsvolle Strecken zwischen drei und sechs Kilometern als Tagespensum festgelegt. Bis zu eineinhalb Stunden ist sie morgens unterwegs. Auch im Urlaub seien ihre Walkingstöcke mit im Reisegepäck, betont Landbeck. In Ludwigshafen geboren und im Stadtteil Friesenheim aufgewachsen, fand die politisch interessierte Schwester des langjährigen und 2003 verstorbenen SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Hans Bardens in ihrer Jugend nie einen Anreiz zu sportlicher Betätigung. Bis auf Wanderungen durch den Pfälzerwald mit ihren Eltern war der kleinen Gertrud intensive und ausdauernde Bewegung egal. „Im Gymnasium stand ich im Turnunterricht absichtlich meist in der hinteren Reihe“, verrät die gelernte Bankkauffrau. Erst lange nach der Schulzeit weckte eine Heilgymnastikerin aus der Nachbarschaft ihr Interesse an einer Gymnastikabteilung. Es machte ihr Spaß, sie blieb dabei. Auch als Gertrud Landbeck mit ihrem Mann Richard (86) 1960 aus der Chemiemetropole ins ländliche Elmsteiner Tal zog, suchte sie im Laufe der Jahre Kontakt zu verschiedenen Gymnastikgruppen. Aus enger Verbundenheit zum Verein der Naturfreunde gab damals das mittlerweile sechzig Jahre miteinander verheiratete Paar eine sichere Existenz in der Großstadt auf, um das im Elmsteiner Ortsteil Harzofen gelegene Naturfreundehaus der Ortsgruppe Ludwigshafen hauptamtlich zu bewirtschaften. 32 Jahre lang, bis 1992, leiteten die Landbecks das 100-Betten-Haus. „Da ich am Gymnastiktreiben Interesse und Freude gefunden hatte, bot ich meinen Feriengästen manchmal entsprechende Kurse oder Gymnastikstunden mit Musik an“, erinnert sich die aktive Dame und begeisterte Köchin. Lust am Joggen und Nordic Walken bekam sie erst mit 60, als sie in Rente ging. „Ich wollte nutzen, was mir mein Lebensraum hier rund um Iggelbach bietet. Gute Luft und schöne Natur“, beschreibt Gertrud Landbeck ihren starken Willen, im Alter körperlich und geistig nicht zu rosten. Einmal in der Woche besucht sie zudem das Salinarium in Bad Dürkheim – „weniger zum Schwimmen, eher zur Wassergymnastik“. Seit einem schmerzhaften Sturz beim Joggen vor ein paar Jahren ist Gertrud Landbeck jetzt nur noch mit den Nordic-Walking-Stöcken unterwegs. Und das an jedem Morgen neu. Pünktlich wie ein Uhrwerk.

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