Turnen TSG Haßloch: Warum Janoah Müller Chancen auf einen EM-Platz hat

Yanoah Müller zeigt ein freies Rad auf dem zehn Zentimeter schmalen Schwebebalken.
Yanoah Müller zeigt ein freies Rad auf dem zehn Zentimeter schmalen Schwebebalken.

Janoah Müller von der TSG Haßloch hat den Sprung zu den etablierten Athletinnen der Nationalmannschaft geschafft. Ihr Haßlocher Trainer erklärt, warum sie in der Mannschaft der TG Mannheim antritt.

Früher habe sie immer nach oben geschaut, jetzt kämen die kleinen Mädchen zu ihr und wollten Autogramme: Diese Nachricht hat Gerhard Liedy, Turntrainer der TSG Haßloch, am Montag von Janoah Müller erhalten. Er ist stolz auf die Turnerin: Die 16-Jährige aus Böhl-Iggelheim, die für die Mannschaft der TG Mannheim in der Ersten Bundesliga startet und im Einzel für die TSG Haßloch, gewann innerhalb des Bundesliga-Auftakts die Turn-EM-Qualifikation in Ketsch: Nach einem spannenden Wettkampf lag sie im den Kür-Vierkampf mit 51,95 Punkten vor Marlene Gotthardt (51,80) und Silja Stöhr (51,60) vorne.

Müller gewann nicht nur die EM-Qualifikation, sondern wurde auch Topscorerin des Wettkampfes. „Sie war an diesem Wettkampftag auch die beste Vierkämpferin unter allen Teilnehmerinnen“, betont Gerhard Liedy. „Damit ist Janoah die erste Haßlocher Turnerin, der dies gelang.“

Schwierigkeitsgrad gesteigert

Der Erfolg von Janoah beruht laut Liedy auf viel Trainingsfleiß, großer Konzentrationsfähigkeit und der Sicherung der neuen Schwierigkeiten an allen Geräten. Liedy: „Damit hat sie an den drei Geräten den Schwierigkeitsgrad über fünf Punkte gesteigert, was international für Erfolge notwendig ist. An diesem Tag ist ihr alles an allen Geräten gelungen.“

So erreichte sie für ihren Yurtschenko mit ganzer Drehung 13,30 Punkte und die dritthöchste Wertung. Am Stufenbarren steigerte sie ihren Schwierigkeitsgrad auf 5,20 Punkte, erhielt mit 12,65 Punkte die fünftbeste Wertung. Mit einer sicheren Übung am Schwebebalken „ganz ohne Wackler“ erturnte sie die drittbeste Wertung mit 12,95 Zählern. „Sie gehörte hier zu den zwei Turnerinnen, die als Abgang einen Doppelsalto zeigten“, hebt der TSG-Trainer hervor. Eine tolle Übung sei ihr am Boden gelungen, wo sie Höchstschwierigkeiten präsentierte und mit 13,05 Punkten die dritthöchste Wertung bekommen habe. Ihr Anfang begann mit einem Doppelsalto rückwärts mit ganzer Drehung. Eine Sprungbahn mit kombinierten Salti rückwärts und vorwärts mit eingelagerten Schrauben sowie am Ende noch einen Doppelsalto rückwärts gehockt folgten, was ihr nochmals zwei Zehntel als Boni einbrachte. Liedy: „Alle Salti wurden auch sehr sicher gestanden.“

EM in Rimini

Stolz sei Janoah Müller auf ihr Topscorer-T-Shirt, das die Siegerinnen bekämen. „Wie sie mir gesagt hat, bekommt dieses einen besonderen Platz in ihrem Zimmer“, erzählt der Haßlocher. „Nach dem vierten Platz in der ersten EM-Qualifikation und dem Sieg nun in der zweiten EM-Qualifikation dürfte es diese Woche der Deutsche Turnerbund nicht schwer haben, Janoah für die Europameisterschaften vom 29. April bis 5. Mai in Rimini in Italien zu nominieren.“ Weiter habe sie damit die Qualifikation zu den deutschen Meisterschaften, zu den Finals, am 7. Juni in Frankfurt erreicht und mit ihrer Punktzahl die weitere Nominierung im Perspektivkader 2025 und damit Mitglied der Nationalmannschaft. Mit dem Team der TG Mannheim belegte Janoah Müller „einen hervorragenden dritten Platz“. Liedy weiß, „dies war ihr bisher größter Erfolg“. Sie habe damit endgültig den Sprung zu den etablierten Turnerinnen in der Nationalmannschaft geschafft. „Wir in Haßloch können ihr keine Erste-Bundesliga-Mannschaft bieten. Sie muss aber als Spitzenturnerin in der Ersten Liga turnen“, erklärt Gerhard Liedy, wieso Müller in der Mannschaft der TG Mannheim antritt.

Zwischen der TSG Haßloch und der TG Mannheim besteht laut Liedy bereits seit den 1970er-Jahren eine Kooperation. Es seien schon sehr viele Turnerinnen der TSG Haßloch im Mannheimer Team angetreten: Amelie Föllinger zum Beispiel sei mehrfache deutsche Meisterin gewesen und Teilnehmerin an der Frauen-EM in Bern 2016, habe den Nachwuchsförderpreis des Landes Rheinland-Pfalz erhalten. Sie habe seinerzeit ebenfalls die Mannschaft der TG Mannheim in der Bundesliga unterstützt.

Die Haßlocherin Janoah Müller (rechts) im Topscorer-T-Shirt, links neben ihr ihre Teamkollegin Silja Stöhr.
Die Haßlocherin Janoah Müller (rechts) im Topscorer-T-Shirt, links neben ihr ihre Teamkollegin Silja Stöhr.
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