Neustadt Streit um Geothermiekraftwerk

Die Nachricht hat vorgestern eingeschlagen wie eine Bombe. Noch am Vortag hatte sich der Kraftwerksbetreiber außerstande gesehen, Anfragen zum Erdwärmekraftwerk in der Eutzinger Straße zu beantworten, vorgestern dann die Mitteilung, dass es schon in Kürze wieder in Betrieb genommen werden soll. Davon war selbst die Stadt Landau als Miteigentümerin – die Energie Südwest hält noch zehn Prozent – völlig überrascht. Laut Daldrup-Pressemitteilung geht die Geox GmbH, die Betreibergesellschaft des Geothermiekraftwerks Landau, sicher davon aus, dass die Bodenhebungen, die im März zum Abschalten des Kraftwerks geführt haben, auf eine „Leckage an einer Dichtung am Bohrlochkopf der Injektionsbohrung (in ca. 3 Meter Tiefe)“ zurückzuführen sind. Das habe das Landesamt für Geologie und Bergbau (LGB) Rheinland Pfalz in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Geysir Europe/Geox festgestellt. Das LGB vermute, dass dies Undichtigkeit bereits seit mehreren Jahren bestanden habe. Dieser Umstand habe „aller Voraussicht nach“ die Hebungen, Bodenverschiebungen und Risse in Landau im Bereich des Kraftwerks begünstigt. In Absprache mit dem LGB arbeite Geox an der Wiederinbetriebnahme des Kraftwerks. Dazu sollen die Schäden in der Bohrung behoben und die Sicherheit für den weiteren Betrieb erhöht werden. Die Geysir Europe geht dabei von Reparaturkosten in Höhe von zwei bis drei Millionen Euro aus. Um das Kraftwerk künftig sicherer betreiben zu können, sollen zudem eine verbesserte Überwachungs- und Meldetechnik sowie andere Sicherheitssysteme gegen Leckagen zum Einsatz kommen. Außerdem würden weitere Teile der Anlage modernisiert. Von Dritten, wie zum Beispiel Nachbarn des Kraftwerkes, gemeldete Schäden seien gering und würden von der Haftpflichtversicherung des Betreibers geprüft. Über diese Mitteilungen zeigte sich vorgestern Abend im RHEINPFALZ-Gespräch Geologiedirektor Thomas Dreher vom Landesamt für Geologie und Bergbau völlig überrascht. Nach wie vor sei von einem zweiten Leck in bis zu 500 Meter Tiefe als Ursache der Bodenbewegungen auszugehen, und das müsse erst noch gefunden werden. Die dafür erforderliche Sondierungsbohrung sei nicht verzichtbar, so Dreher. Er äußerte daher auch massive Zweifel an dem von Unternehmensseite geplanten Zeitplan. Und dann müsse dieses Leck auch noch verschlossen werden. Das sei auf mehrere Arten möglich, aber in jedem Fall aufwendig. Das Vorpreschen des Unternehmens kann er sich nicht erklären. Daldrup-Sprecher Falk von Kriegshaus ließ auf Anfrage der RHEINPFALZ offen, was aus der dritten Bohrung zum Betrieb des Kraftwerks wird. Wie wiederholt berichtet, ist neben der Förderbohrung, durch die heißes Tiefenwasser nach oben geholt wird, und der zweiten, durch die es wieder in den Untergrund zurückgepresst wird (Injektionsbohrung), eine dritte geplant. Ziel war es, künftig mit weniger Druck injizieren zu können. Das würde die Wirtschaftlichkeit des Kraftwerksbetriebs erhöhen. Das war seit Jahren nur mit gedrosselter Leistung gefahren worden, um Erdbeben zu vermeiden. Diese dritte Bohrung sei genehmigt und der Bund stehe zu seiner Förderzusage, so der Sprecher. Das Unternehmen erhebt schwere Vorwürfe gegen den früheren Kraftwerksbetreiber und spricht von „fragwürdiger Leckageüberwachung“. Ein Gutachten habe zudem gezeigt, dass „Teile der Anlage in der Vergangenheit nicht ordnungsgemäß gewartet worden sind. Die Folgen der Leckage (Bodenveränderungen) wären laut Gutachten vermeidbar gewesen“.

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