Neustadt Stars am laufenden Band

Neustadt. Der Geiger Gidon Kremer, der Pianist Alexei Volodin und der Klarinettist Jörg Widmann – drei echte Weltstars bringt die städtische Konzertreihe im Saalbau in der Saison 2015/16 als Solisten nach Neustadt. Insgesamt fünfmal stehen zwischen September 2015 und Mai 2016 große Sinfonieorchester auf dem Spielplan. Und auch das „Trio Wanderer“, ARD-Preisträger von 1988, das den einzigen Kammermusiktermin bestreitet, darf wohl zur Weltspitze gerechnet werden.

Die geschickte Kombination von populären „Krachern“ und anspruchsvollen modernen Werken, die das Potential zum Klassiker haben, bildet dabei neben der Güte des „Personals“ das zweite Charakteristikum der Saison, der ersten, für die Fritz Burkhardt als neuer ehrenamtlicher Berater der Stadt die inhaltliche Verantwortung obliegt. Das zeigt sich schon gleich beim ersten Termin am 10. September, der traditionell von der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz bestritten wird und mit Gidon Kremer den wohl bedeutendsten Violinisten der Gegenwart nach Neustadt bringt. Der 1947 in Riga geborene Musiker deutsch-jüdischer Herkunft spielt das 1987 uraufgeführte Violinkonzert des von ihm sehr geschätzten US-Komponisten Philip Glass. Die Neustadter Saisoneröffnung ist ein Vorkonzert des Festivals „Modern Times“ und widmet sich ganz der „Minimal Music“, einer vor allem durch repetitive Strukturen, Überlagerungen und Akzentverschiebungen geprägten Richtung der Neuen Musik. Neben dem Violinkonzert von Glass, einem der Hauptvertreter der Richtung, erklingen die „Harmonielehre“ (1985) seines Landsmanns John Adams sowie die „3 Gymnopedies“ des Franzosen Erik Satie (1866–1925), der als wichtiger Vorläufer der Neuen Musik gilt. Das populäre „Bonbon“ bei diesem Programm ist Maurice Ravels „Boléro“ (1928), der ja gleichfalls von immer wiederkehrenden Mustern geprägt ist. Dirigieren wird der Chef selbst: Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens. Ein Wiedersehen mit der „Smetana Philharmonie Prag“, die schon einmal 2012 unter Leitung ihres Chefdirigenten Hans Richter in der Neustadter Konzertreihe zu hören war, gibt es am 17. November. Neben der großen Sinfonie Nr. 9 e-Moll („Aus der neuen Welt“) und der „Carneval“-Ouvertüre des tschechischen Nationalkomponisten Antonin Dvorak stehen zwei impressionistische Harfen-Konzerte von Camille Saint-Saëns und Claude Debussy auf dem Programm. Solistin ist die junge Französin Louise Augoyard. Der Dirigent Hans Richter entstammt einer alten Musikerfamilie: Der große Wagner-Dirigent gleichen Namens war sein Urgroßvater. Mit der „Rheinischen Philharmonie Koblenz“ startet die Konzertreihe dann am 19. Januar ins neue Jahr und bringt dabei einen Solisten nach Neustadt, bei dem Klassik-Kenner mit der Zunge schnalzen: Der Russe Alexei Volodin, der bei Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 zu erleben sein wird, gilt als einer der weltweit angesagtesten Pianisten unserer Zeit und wäre unter normalen Umständen „für uns völlig unbezahlbar“, wie Fritz Burkhardt unumwunden einräumt. Außerdem stehen Beethovens Ouvertüre zu „Die Geschöpfe des Prometheus“, eine Auswahl aus den „Ungarischen Tänzen“ von Brahms sowie – Reverenz an die Moderne – die Háry-János-Suite von Zoltán Kodály (1927) auf dem Programm. Es dirigiert der Chefdirigent der Koblenzer, Daniel Raiskin, den das Neustadter Publikum 2014 mit dem Landesjugendorchester im Saalbau erleben konnte. Dieses Auswahlorchester des musikalischen Nachwuchses in Rheinland-Pfalz wird am 3. April dann ebenfalls erneut in Neustadt zu hören sein – diesmal unter Leitung des Pforzheimer Generalmusikdirektors Markus Huber. Das Programm bietet Beethovens erste und Tschaikowskys vierte Sinfonie sowie das Konzert für Posaune des Dänen Launy Grøndahl. Solist ist hier ein Lokalmatador: der Neustadter Henning Wiegräbe. Dieses Konzert fällt auf einen Sonntag und beginnt ausnahmsweise schon um 18 Uhr (Einführung: 17 Uhr). Zuvor steht am 16. Februar allerdings noch ein Kammermusikabend mit dem eingangs erwähnten „Trio Wanderer“ auf dem Spielplan. Die drei Franzosen drücken schon durch den Namen ihres Ensembles ihre besondere Affinität zur Musik Schuberts aus, und so bildet dessen großes Klaviertrio op. 100 auch das Hauptwerk des Abends. Zuvor gibt’s das späte g-Moll-Trio von Haydn und das Trio op. 66 von Mendelssohn. Hier kommt die Moderne also ausnahmsweise einmal nicht zu ihrem Recht. Das ist dann beim Saisonabschluss am 12. Mai wieder ganz anders: Die Staatsphilharmonie, bei der erneut Karl-Heinz Steffens am Pult stehen wird, stellt dabei den beiden wohl bekanntesten Klarinettenstücken der Musikgeschichte, denen von Mozart und Carl Maria von Weber, zwei Kompositionen von Jörg Widmann gegenüber, der zwar erst 41 ist, aber schon zu den weltweit gefragtesten Komponisten unserer Zeit gehört. Nebenbei ist er auch noch ein erfolgreicher Klarinettist – und als solcher tritt er an diesem Abend auch mit Mozart und Weber auf. Auch bei seinen eigenen Stücken „Armonica“ und „Con Brio“, die an diesem Abend erklingen, ist er mit dabei. Der Bayer wird 2015/16 Gastkomponist der Staatsphilharmonie und rund ein Dutzend Mal in der Region zu hören sein. Seine Musik wird umschrieben als eine, die gefällt, ohne gefällig zu sein. Karten Alle Konzerte beginnen, sofern nicht anders angegeben, um 20 Uhr und finden im Neustadter Saalbau statt. Abonnements sind ab sofort zu buchen über die städtische Kulturabteilung (06321/855447, karin.jakob@ stadt-nw.de). Der Preis richtet sich nach dem Sitzplatz und beträgt zwischen 45 und 90 Euro. Ermäßigungen gibt es für Schüler, Studenten, Auszubildende und Hartz4-Empfänger. Einzelkarten sind ab 1. September über die Theaterkasse (06321/855404) und unter www.ticket-regional.de erhältlich. Vor den Konzerten gibt es jeweils um 19 Uhr im Beethovensaal eine Einführung, die entweder Jörg Sebastian Schmidt oder Fritz Burkhardt übernehmen. (hpö)

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