Neustadt Stadtleben: Obstbäume für Wild und Wanderer

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„Es ist ein Experiment“, sagt Forstrevierleiter Jens Bramenkamp und setzt gemeinsam mit Jagdpächter Christian Teepe einen vier Meter langen Mehlbeerbaum in das tiefe Loch, das Helfer bereits vergangene Woche auf der Woogwiese ausgehoben hatten. Der Mehlbeerbaum ist der erste von 16 Obstbäumen, die die Truppe um Förster Bramenkamp seit gestern auf Wildwiesen pflanzt, um die Wiesen ökologisch aufzuwerten. Gepflanzt werden neben Mehlbeeren auch Apfel-, Birn-, Kirsch- und Walnussbäume. Der eine oder andere Wanderer oder hungrige Jäger wird sich sicherlich über das Obst freuen. Gedacht ist es vor allem als Futtermittel für Rehe und andere Wildtiere. Denn fressen die Tiere Obst, schützt das zugleich Jungpflanzen und junge Triebe im Forst, die dem Wild ebenfalls als Nahrung dienen, wie Bramenkamp und Teepe erklären. Beide sind sichtlich begeistert von dem Projekt, das zeige, wie gut Forst, Jagd und Naturschutz ineinandergreifen: Auch die Jäger profitieren davon, dass das Obst Wildtiere anlockt. Aber nicht nur deshalb beteiligt sich Jagdpächter Teepe an dem Projekt und den Kosten von insgesamt 500 Euro. Er habe den Eindruck, dass das Verständnis vieler Menschen für das Jagen nachlasse. Durch die Zusammenarbeit mit der Forst- und der Naturschutzbehörde möchte er dazu beitragen, „die Jagd in der Mitte der Gesellschaft zu halten“, so Teepe. Forstrevierleiter Bramenkamp ist gespannt, wie die Obstbäume im Wald zurechtkommen und wann sie Früchte tragen werden – beziehungsweise wie reichlich sie Früchte bilden. Denn Obstbäume im Wald zu pflanzen, sei für ihn neu, ein Experiment eben: „Der Waldboden ist nährstoffarm, das ist nicht gerade die ideale Ausgangsbedingung“, erklärt er. Deshalb erlebten alte Bäume, die lange in der Baumschule aufgezogen und regelmäßig gedüngt wurden, einen regelrechten Pflanzschock, wenn sie in den Wald umgesiedelt und Wind und Wetter ausgesetzt werden. Er sei aber zuversichtlich, dass die Bäume das bewältigen und mit ihrer Blütenpracht schon bald die Wanderer im Kalten-brunner Tal erfreuen werden. |sba

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