Kirrweiler Seniorenwohnanlage mit Wohn-Pflege-Gemeinschaft

Erster Spatenstich an der Ecke Kirchstraße/Schlossstraße in Kirrweiler: Hier entsteht das lange geplante Mehrgenerationenprojekt
Erster Spatenstich an der Ecke Kirchstraße/Schlossstraße in Kirrweiler: Hier entsteht das lange geplante Mehrgenerationenprojekt.

Von einem Projekt mit Vorbildcharakter war am Freitag in Kirrweiler die Rede: Mit dem symbolischen ersten Spatenstich startete der Bau eines ganz besonderen Mehrgenerationenprojektes. Auch Pflegebedürftige werden dort ihren Platz finden.

Dass Senioren im Dorf bleiben können statt ins Pflegeheim wechseln zu müssen, das war der Wunsch der 2018 verstorbenen Kirrweilerer Bürgerin Herta Kuhn. Dafür hat sie einen Großteil ihres Vermögens zur Verfügung gestellt. Nach etlichen Jahren der Planung geht es nun an die Umsetzung eines Mehrgenerationenprojektes: An der Ecke Kirchstraße/Schlossstraße entsteht eine Wohnanlage mit einer Wohn-Pflege-Gemeinschaft. Im Obergeschoss wird es sieben Wohnungen mit einer Größe zwischen 50 und 80 Quadratmetern geben, im Erdgeschoss ist eine Wohn-Pflegegruppe geplant, die von der Caritas betrieben wird. Bauträgerin des Projektes ist eine Bauherrengemeinschaft, die aus der Gemeinnützigen Siedlungswerk Speyer GmbH (GSW) und der Herta-Kuhn-Stiftung besteht. Die GSW rechnet mit 15 Monaten Bauzeit.

Im Mai 2016 sei Kuhn auf die Gemeinde zugekommen, erinnert sich Ortsbürgermeister Rolf Metzger (parteilos). Damals war Kirrweiler gerade mit der Lokalen Agenda beschäftigt, Kuhn beteiligte sich daran. „Sie war immer sehr sozial engagiert“, so Metzger. In diesem Fall hatte sie eine Idee und eine Mission: Sie wollte einen Beitrag dazu leisten, dass alte, pflegebedürftige Senioren nicht vereinsamen und zumindest in ihrem Dorf bleiben können, wenn sie nicht mehr selbstständig leben können. Kuhn, die selbst viele Schicksalsschläge hinnehmen musste, kaufte dafür ein Gebäudeensemble nahe der Kirche, das lange Zeit leer gestanden hatte, und vermachte es der Bürgerstiftung Kirrweiler.

Rührige Bürgerstiftung

Für die Umsetzung des Projektes war also zum einen die großzügige Spenderin, zum anderen die rührige Bürgerstiftung nötig. Diese habe eine lange Vorgeschichte, erzählte Landschaftsarchitekt Norbert Schäfer (Annweiler) beim symbolischen ersten Spatenstich am Freitag. Mit einem Spielplatz habe alles angefangen, ein paar Mütter hatten sein Büro, das seinen Sitz in Annweiler hat, damals ins Spiel gebracht. 2009 war das. Nächstes Projekt war die Spielleitplanung. Er habe dann gemerkt, dass in Kirrweiler das Potenzial da sei, mehr zu bewegen, berichtet Schäfer. Damit war der Anstoß zur Gründung der Bürgerstiftung gegeben, zu deren Mitbegründern auch Herta Kuhn gehörte.

Die Bürgerstiftung Kirrweiler sei eine Unterstiftung der Bürgerstiftung Pfalz, und als solche nicht rechtsfähig, erklärte Hermann-Josef Marx, Vorsitzender der Bürgerstiftung Kirrweiler. Für den Bau der Seniorenanlage sei deshalb 2021 die Herta-Kuhn-Stiftung gegründet worden. 2018 gab es einen Architektenwettbewerb, bei dem auch ein Sieger-Entwurf ermittelt wurde. Dennoch wäre das Projekt fast gescheitert, so Marx. Die Kosten waren zu hoch, dann kamen überdies durch die Pandemie und die Kostensteigerungen im Bausektor weitere Probleme hinzu.

GSW als Partner

Umplanungen, Kosteneinsparungen und die Akquirierung von Zuschüssen seien schließlich mit Hilfe des Gemeinnützigen Siedlungswerks gelungen. Geplant ist nun ein Anwesen mit einer Wohnfläche von insgesamt 1050 Quadratmetern, erklärte Christian Rohatyn, Geschäftsführer der GSW. Davon entfielen 450 Quadratmeter auf die Wohn-Pflegegruppe, die zehn Plätze umfasse. Die Wohnungen im Obergeschoss seien seniorengerecht, gedacht sei aber an ein Mehrgenerationen-Wohnen. „Wir wollen eine gute Durchmischung“, so Rohatyn.

Für die zehn Plätze der Wohnpflegemeinschaft werde es ein Team mit voraussichtlich fünf Mitarbeitern geben, erläuterte Timo Kittler, Leiter der Caritas-Altenhilfe. Dieses sei zuständig für die Begleitung im Alltag, nicht aber für die Pflege. „Dafür haben wir externe Kräfte, die je nach Bedarf eingesetzt werden“, so Kittler. Eigentlich hätten die Herta-Kuhn-Höfe das erste Projekt dieser Art für die Caritas sein sollen. Durch die diversen Verzögerungen gehe nun ein ähnliches Projekt in Speyer früher an den Start.

Nachbarschaftshilfe unterstützt

Darüber hinaus soll das Wohnprojekt jedoch auch von der Nachbarschaftshilfe vor Ort unterstützt werden, die bei der Dorfmoderation entstanden ist und zum Verein Kirrweiler. Kann’s gehört. „So greift ein Projekt ins andere“, unterstreicht Metzger. Und Martin Theodor, der seinerzeit die Spielleitplanung für Kirrweiler gemacht hat, ergänzt: „Hier zeigt sich, was sich in 13, 14 Jahren alles entwickeln kann.“

Unterstützung bekommt der Bau der Wohnanlage auch vom Land. Sozialminister Alexander Schweitzer kam denn auch persönlich zum ersten Spatenstich und lobte den innovativen Ansatz des Projektes. Mit dem Programm WohnPunkt RLP bezuschusse das Land Ortsgemeinden und Kleinstädte bei der Umsetzung solcher Vorhaben. Den Vorbildcharakter des Ansatzes hob auch Dietmar Seefeldt, Landrat des Kreises Südliche Weinstraße, hervor. Laut GSW hat die Investition inklusive Grundstück ein Volumen von 4,8 Millionen Euro.

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