Neustadt Schüler erinnern an die NS-Opfer

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Die Stadt Neustadt erinnert am Mittwoch, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, an die Opfer des Nationalsozialismus und im Besonderen an die Opfer der Gestapo Neustadt. Einzelne Schicksale von Opfern werden von Schülern vorgetragen.

Neustadt spielte in der Zeit des Nationalsozialismus eine wichtige Rolle als Sitz der Gauleitung und weiterer für die NS-Herrschaft wichtiger Stelle. So war von 1937 bis 1945 hier die für den Gau Saarpfalz zuständige Gestapo-Stelle angesiedelt. Sie befand sich im ehemaligen Finanzamtsgebäude Ecke Konrad-Adenauer-Straße/Karl-Helfferich-Straße. Die Verlegung der Gestapo-Stelle von Ludwigshafen nach Neustadt stand nach Auffassung von Walter Rummel, dem Leiter des Landesarchivs in Speyer, „klar in Verbindung mit dem Sitz der Gauleitung“ und damit mit der Person von Gauleiter Josef Bürckel. Leiter der Gestapo-Stelle Neustadt war von 1937 bis 1941 Otto Bradfisch, promovierter Volkswirt und Jurist. 1961 und 1963 wurde er wegen Beihilfe zu mindestens dreißigtausendfachem Mord zu einer Haftstrafe von 13 Jahren verurteilt. Bradfisch leitete ab 1941 als SS-Obersturmführer ein eigenes Exekutionskommando im Osten. Das Ausmaß der Gewalt gegen die in der Konrad-Adenauer-Straße inhaftierten Menschen hat vor allem der Pfälzer Historiker Eginhard Scharf beschrieben. Er wertete Dokumente des Speyerer Landesarchivs aus, die Zeugenaussagen ehemaliger Häftlinge aus Nachkriegsprozessen enthalten. Daraus geht hervor, dass in der Konrad-Adenauer-Straße Menschen zu Tode geprügelt wurden, und dass es zum „Standard-Programm“ gehörte, dass ihnen bei der Ankunft die Zähne ausgeschlagen wurden. Viele Häftlinge wurden von Neustadt aus ins KZ verlegt, besonders „Fremdarbeiter“ aus Polen. (kkr) Info Die Gedenkveranstaltung beginnt am Mittwoch um 18 Uhr in der Stiftskirche. Zu den Organisatoren gehören neben der Stadt das protestantische Dekanat, die katholische Erwachsenenbildung im Bistum Speyer und die Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt. Im Anschluss wird eine Ausstellung mit Werken von Emil Ohser eröffnet, der unter dem Pseudonym e.o.plauen mit seinen Zeichnungen über „Vater & Sohn“ weltbekannt wurde. Ohser wurde Opfer der Gestapo und nahm sich 1944 unter dem Druck des Naziregimes das Leben.

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