Neustadt „Nur babble duud er annerschder“

Der Mann mit dem Barett hat einen verschollenen Bruder entdeckt: Wirt Jacques, alias Detlef Schönauer, tauscht auf der Bühne sei
Der Mann mit dem Barett hat einen verschollenen Bruder entdeckt: Wirt Jacques, alias Detlef Schönauer, tauscht auf der Bühne seine Weste gegen ein Cordsakko und schlüpft in die Rolle des Mainzer Biolehrers Jakob.

«Hassloch.» Saarländer und Pfälzer, ein schier unerschöpfliches Thema – auch für Kabarettist Detlev Schönauer. In seinem Programm „Doppelhirn“ stellte er im Kulturviereck nicht nur die neuesten Beobachtungen seiner Figur Jacques vor, der französische Kneipenwirt im Saarland hat auch noch einen verschollenen Zwillingsbruder entdeckt: Biologielehrer Jakob hat längst Berühmtheit in der Mainzer Fastnacht erlangt.

„Seid mir ganz `erzlisch begrüßt, `ier in die Hassediloch!“ Mit der gewohnt saarländisch-französischen Begrüßung strapazierte Detlev Schönauer die Lachmuskeln seines Publikums in Haßloch, das kurz vor Jahresende noch einmal für ausverkaufte Sitzreihen im Kulturviereck gesorgt hatte. Er kommt also noch immer gut an, der gepflegte Vergleich zwischen Saarländern und Pfälzern, bei denen der Mann mit dem Barett beim Fabulieren gekonnt vom saarländischen „Krümmelkuchen“ über den hochdeutschen Streuselkuchen zum Pfälzer „Riwwelkuche“ überleitet. Schönauers Dialektmix ist dabei schon per se ein Lachgarant: „Bei uns gebbt`s so än gonz akkurat Hausfrau, es Renate, die backt denne so guud, dass alle den noch fer ihr Trauerfeier hawwe wollen. Weil, ohne Krümmelkuchen ist mer einfach net richtig gestorbt.“ Bevor aber der Eindruck aufkeimen konnte, dass es beim Thekenwitz in „Jacques` Bistro“ bleiben würde, stellte der Gastgeber schnell klar, dass Intelligenz bestimmendes Thema sein würde: Kein Wunder, ist doch Kabarettist Schönauer im wahren Leben Diplom-Physiker und sogar Mitglied im Mensa-Verein für Hochbegabte. Dass Wirt Jacques viele Lehrer in der Verwandtschaft seiner Frau hat, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Doch nun kann er mit einem in der eigenen Familie punkten: Seine Frau hat unlängst in der Mainzer TV-Bütt entdeckt, dass Biolehrer Jakob ihrem Göttergatten nicht nur ähnlich sieht. „Er hat die gleich Stimm` wie isch, unn sieht schun aach so aus, nur babble duud er annerschder“, verkündet Jacques. Gewohnt abenteuerlich folgte die Erklärung, wie er auf einmal zu einem Zwillingsbruder gekommen ist, von dem er nach der Geburt auf wüste Weise getrennt worden sei. Wenn Schönauer fröhlich plaudernd die Franzosenweste gegen das Cordsakko von Lehrer Jakob eintauscht, was bei ihm schneller geht als ein Reifenwechsel in der Formel 1, redet er ad hoc im Mainzer Dialekt weiter. „Bruder Jakob“ hat demnach im Dienst schon so einiges mitgemacht, wie das biologische Nichtwissen seiner Schüler belege. Politisch wurde Schönauer auch, wie es sich für einen Kabarettisten gehört. In der zweiten Hälfte bedauerte Kneipenwirt Jacques die Rentner, denen die Anpassung ihrer Bezüge von einem Euro pro Tag nicht reiche: Wenn man die Senioren besuchen wolle, seien sie „einfach nie dehämm“, sondern „immer irgendwo bei die Tafel oder noch mehr Flasche einsammle, oh là là“. Der Umgang mit dem Islam wurde thematisiert und „es Gretel aus die Saarland“ bestaunt, das nun CDU-Chefin ist: „Wir schlage uns doch net mit die lange Name herum, oh leck! Bei uns ist die Kramp-Karrenbauer es Gretel, fertisch.“ Wer Schönauer kennt, weiß genau, dass ein Piano auf seiner Bühne niemals nur der intellektuellen Dekoration dient: Das Publikum klatschte Beifall und forderte Zugaben, wenn er „In the Ghetto“ von Elvis Presley nach Deidesheim importierte, Warteschleifenmusik interpretierte oder Trump-Witze über Kallstadt erzählte. Seine in die Gegenwart übertragene Weihnachtsgeschichte mit einer „etwas muckelisch gewordenen“ und bei „McFit“ sportelnden Maria, die sich ihre Männer jetzt selbst aussucht, und einem „wegen akuten Dachstuhlmangels im Heiligen Land nur schwer von der Arbeitsagentur vermittelbaren Zimmermann“ Josef kam auch nach dem Fest prima an.

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