Neustadt Nabu-Helfer im Glück

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„Die Leute hatten ein Riesenglück. Ein falscher Schritt im falschen Moment und es hätte einen tödlichen Stromschlag geben können.“ Das sagt Holger Mück, Geschäftsführer der Stadtwerke, über die Helfer des Naturschutzbundes (Nabu), die am Samstagmorgen bei Arbeiten für die Aufstellung von Warnschildern zur Krötenwanderung aus Versehen ein Stromkabel aufgeschlitzt hatten.

Wie am vergangenen Montag berichtet, ereignete sich der Vorfall im Kaltenbrunner Tal. Mitarbeiter des Nabu bereiteten die Sperrung eines Waldwegs vor. „An der Stelle liegt das 20.000-Volt-Kabel, das zur Hellerhütte führt“, erklärt Mück. Die sogenannte Schrittspannung, bei der ein Mensch an zwei unterschiedlichen Punkten einen durch Strom durchflossenen Bereich berührt, sei lebensgefährlich. „Bei uns in der Schaltzentrale gingen alle Warnlichter an“, so Mück. Um die Netzunterbrechung lokalisieren zu können, mussten die Stadtwerke um 11.17 Uhr für zwei Minuten den Strom für mehrere Neustadter Stadtteile abstellen. Die Hellerhütte und die Totenkopfhütte hatten erst nach der Reparatur des Kabels am Nachmittag wieder Strom. Das Kabel liegt 80 Zentimeter tief im Erdreich. „Wer denkt denn daran, dass da einer im Wald so tief einen Erdspieß in den Boden rammt“, so Mück. Wer auf öffentlichem Grund Erdarbeiten ausführe, müsse vorher bei den Stadtwerken eine sogenannte Planauskunft tätigen. Durch ein Brummen hätten die Naturschützer sofort merken müssen, was sie angerichtet haben. Ein zufällig vorbeikommender Wanderer habe die Polizei alarmiert. Laut Mück wird die Haftung für den Schaden, der sich in Grenzen halte, noch geprüft. Er habe sich noch keine Meinung darüber gebildet, wie mit dem Vorfall umzugehen ist: „Das war ja kein Vorsatz.“ Die Polizei hat nach Angaben einer Sprecherin lediglich die Personalien aufgenommen: „Es gibt keinen Anfangsverdacht für eine Straftat.“ Das Aufstellen der Schilder war mit Revierförster Jens Bramenkamp abgesprochen. „Dass die so tief in den Boden graben, hätte ich für ausgeschlossen gehalten“, so sein Kommentar. Der Bereich zwischen Finstertal in Richtung Woogwiese werde seit Jahren in der Laichzeit vom Nabu abgesperrt. „Das ist nur ein kleines Teilstück auf dem Weg zur Hellerhütte, es gibt da noch parallel eine Zufahrt“, erklärt der Förster. Es gehe darum, für die drei bis vier Wochen der Hauptwanderungszeit Kröten, Salamander, Molche und Lurche zu schützen. Deshalb sollten keine Autos und Radfahrer den Bereich passieren. Bramenkamp rechnet damit, dass die Krötenwanderung in wenigen Tagen beginnt: „Es muss noch etwas wärmer werden, ab etwa zehn Grad ziehen sie zu den Fischweihern, um dort zu laichen.“ Eine Nabu-Mitarbeiterin, die ungenannt bleiben will, erklärte gestern: „Wir haben eine Erdschraube in den Boden gedreht, um ein zwei Meter hohes Schild zu befestigen. Da der Stromkasten an der gegenüberliegenden Seite steht und neben der Bohrstelle weitere Stangen befestigt sind, haben wir dort nicht mit Leitungen gerechnet.“ Es tue ihr leid, sie wisse mittlerweile auch, dass sie viel Glück gehabt habe, so die Nabu-Mitarbeiterin. (wkr)

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