Neustadt „Muss Düngung überwachen“

Meinung am Montag: Nach dem jüngsten Nitratbericht des Bundesumweltamts ist in Rheinland-Pfalz teilweise immer noch zu viel davon im Grundwasser. Wie die Lage in Neustadt ist, erklärt Holger Mück, Geschäftsführer der Stadtwerke.

Herr Mück, wie sieht es aus mit der Nitratbelastung rund um die Neustadter Trinkwasserbrunnen?

Im Trinkwasser der Tiefbrunnen im Ordenswald ist bisher noch kein Nitrat nachweisbar gewesen. Lediglich im Wasser aus dem Pumpwerk West, das aus dem Pfälzerwald kommt, konnten schon mal geringfügige Mengen an Nitrat festgestellt werden. Die lagen aber deutlich unter dem Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter. Wir messen aber auch im Vorfeld der Brunnen, und da haben wir durchaus erhöhte Nitratgehalte ermittelt. Das geht auf Altlasten und möglicherweise erhöhten Düngemitteleinsatz zurück. Wenn an den Vorfeld-Messstationen jetzt schon zu viel Nitrat gemessen wird, wann wird das Problem denn bei den Neustadter Trinkwasser-Brunnen ankommen? Wir haben an einer Vorfeldmessstelle in der Friedrich-Olbricht-Straße im vergangenen Jahr einen Nitratgehalt von 75 Milligramm pro Liter festgestellt. Also einen Wert, der über dem Grenzwert für Trinkwasser liegt. Die Fließzeit des Wassers von dieser Messstelle zu den Tiefbrunnen im Ordenswald beträgt aber mindestens 25 Jahre. Man kann davon ausgehen, dass sich die Nitratkonzentration in dieser Zeit durch natürliche Abbauprozesse und Verdünnung noch verringern wird. An einer anderen Messstelle haben wir einen Wert von 15 Milligramm pro Liter ermittelt, auch dieser Wert wird sich noch verringern, bis das Wasser im Ordenswald ist. Im Moment geht also vom Nitrat keine unmittelbare Gefahr für die Trinkwassergewinnung aus. Vorausgesetzt, dass künftig keine größeren, zusätzlichen Nitratmengen ins Grundwasser gelangen. Sind an irgendeiner Stelle in Neustadt schon einmal bedenkliche Nitrat-Werte gemessen worden? Es gab Tiefbrunnen in Hambach und Diedesfeld, die in den 1980er Jahren unter anderem wegen zu hoher Nitratgehalte stillgelegt wurden. Bei einer Untersuchung im Jahr 2013 wurden in dem Hambacher Brunnen, der mittlerweile zurückgebaut wurde, 135 Milligramm pro Liter festgestellt. So etwas darf uns im Ordenswald nicht passieren. Deshalb ist die Überwachung der Düngung wichtig. Werden denn Messungen gemacht, die Rückschlüsse über die aktuelle Verwendung von nitrathaltigem Dünger zulassen? Die Stadtwerke führen zweimal jährlich auf eigene Kosten Stickstoff-Messungen auf etwa 70 ausgesuchten landwirtschaftlichen Flächen südwestlich der Wassergewinnung im Ordenswald durch. Nitrat entsteht ja durch Stickstoff. Die Ergebnisse geben wir weiter an das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum, das diese für seine Düngeempfehlungen an die Landwirte nutzt. Ziel ist eine grundwasserschonende Düngung. Die Ergebnisse können auch aufgrund der Witterung variieren. Im Herbst 2015 sind beispielsweise relativ hohe Stickstoff-Werte festgestellt worden, was wahrscheinlich mit der Trockenheit zusammenhing. Pflanzen können Nährstoffe dann nur schlecht aufnehmen und die erhöhten Stickstoffmengen ins Grundwasser ausgewaschen werden. Die Herbstwerte 2016 fielen dagegen niedriger aus. Was würde es denn für die Stadtwerke bedeuten, wenn direkt bei den Brunnen zu hohe Nitratwerte auftreten würden? Falls eine zu hohe Konzentration auftreten würde, müsste das Nitrat mit technischen Maßnahmen entfernt werden. Stand der Technik ist heute eine sogenannte Umkehr-Osmose-Anlage, mit der sich auch die Härte des Wassers verringern lässt. Das brauchen wir aber hier in Neustadt nicht, unser Wasser ist relativ weich. Eine solche Anlage würde erhöhte Betriebskosten nach sich ziehen und somit eine Erhöhung des Wasserpreises. Was heißt das konkret für den Wasserpreis? Im Extremfall kann dies nach Aussage eines Technologiezentrums in Karlsruhe eine Erhöhung von etwa 40 Cent pro Kubikmeter sein. Aber, wie gesagt: In den kommenden Jahren wird das kein Thema sein. Hat der Nitrateintrag darüber hinaus weitere negative Folgen? Zu viel Nitrat im Boden kann ein erhöhtes Algenwachstum zur Folge haben, was sich unter anderem negativ auf die Artenvielfalt auswirkt. Das ist also ein Problem, das nichts mit dem Trinkwasser zu tun hat. Herr Mück, noch eine Frage zur Neuausweisung des Wasserschutzgebiets Ordenswald. Wie ist der Stand der Dinge in dem Verfahren, das auch schon die städtischen Gremien beschäftigt hat? Das Verfahren läuft noch. Die Stadtwerke haben den Antrag zur Neuausweisung ja 2015 bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd eingereicht. Laut Antrag soll das Wasserschutzgebiet aus den Zonen I, IIIA und IIIB bestehen. Es gibt aber, wie Sie wissen, Überlegungen, statt der Ausweisung einer Schutzzone IIIB, die 1776 Hektar groß sein soll, eine Kooperationsvereinbarung mit den Landwirten zu schließen. Die Entscheidung darüber ist aber noch nicht gefallen. Mehr kann ich dazu im Moment nicht sagen. | Interview: Kathrin Keller

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