Neustadt Mit Trester und Pferdemist

100 Prozent Haßlocher Leisböhl: Das Meckenheimer Weingut Braun erzeugt jährlich etwa 10.000 Liter Weißburgunder, der auf Haßlocher Gemarkung gewachsen ist. Das Weingut, das seit diesem Jahr von den Brüdern Martin und Michael Braun geführt wird, ist zwar kein zertifiziertes Öko-Weingut, hat sich aber in den vergangenen Jahren laut Martin Braun schrittweise hin zu einer naturnäheren Bewirtschaftung seiner Weinberge bewegt. Zum Beispiel durch systematische Begrünung und Düngung mit einer Mischung aus kompostiertem Trester und Pferdemist. Braun sieht sich ausdrücklich nicht als Ökowinzer: „Biodynamisch ist eine andere Betriebsphilosophie“, unterstreicht er. Dennoch seien für einen qualitätsbewussten Erzeuger wie ihn Ökologie und Ökonomie untrennbar miteinander verbunden. 40 Hektar Rebfläche hat der Betrieb, vier Hektar davon auf Haßlocher Gemarkung. Dort wachsen Riesling, der Weißburgunder für die Haßlocher Leisböhl-Edition und eine noch junge, 2009 gepflanzte Anlage mit Gänsfüßer, eine alte rote Rebsorte, die vor 500 Jahren in der Pfalz verbreitet war. „Im Moment habe wir viel eingesät, um die Winterbegrünung zu schaffen“, so Martin Braun. Jeder zweite Gang in den Weinbergen sei begrünt, und zwar mit einer Mischung aus Ölrettich und Roggen. Das solle den Boden nicht nur mit Stickstoff und anderen Nährstoffen versorgen, sondern diene auch als Erosionsschutz und zur besseren Befahrbarkeit des Wingerts. Der Ölrettich, eine Pflanze aus der Familie der Kreuzblütler, entwickelt große Pfahlwurzeln, die das Erdreich in etwa einem Meter Tiefe durchziehen und somit festigen. Zusätzlich gedüngt werde nicht wie noch bis vor acht Jahren mit herkömmlichem Mineraldünger, sondern mit „natürlichem Kompostdünger“. Um diesen herzustellen, werde im Betrieb „ein riesengroßer Aufwand“ betrieben, stellt Michael Braun fest. Im Vergleich zu Mineraldünger sei durch die vielen erforderlichen Arbeitsschritte der Kostenaufwand etwa drei- bis viermal so hoch, schätzt Martin Braun. Und der Seniorchef Fritz Braun erklärt, wie’s geht: Bei drei verschiedenen Pferdehaltern im Bereich Neustadt/Haßloch werde der Pferdemist abgeholt und zusammen mit Traubentrester mit Hilfe von Kalk kompostiert. Dafür müssten Flächen vorgehalten werden, der Dünger immer wieder gewendet und schließlich mit der Rolle in den Weinberg gebracht werden. Unkompostierten Trester auszubringen, würde die Böden versauern lassen, ergänzt er. „Viel hilft viel“ – nach diesem Motto sei früher im Weinbau viel Mineraldünger zum Einsatz gekommen. Heute werde stattdessen eine sogenannte „Erhaltungsdüngung“ betrieben: „Das wieder reingeben, was ich entnehme“, so Martin Braun. Damit die Qualität der Böden auch stimmt, lassen die Brauns sowohl den Boden als auch ihren selbsthergestellten Dünger regelmäßig analysieren. Die optimale Bodengestaltung sei ein jahrelanger Prozess, so Martin Braun. Die Mühe der letzten Jahre habe sich ausgezahlt, freut er sich: „Die Böden sind lebendiger.“ Und das sei wichtig, um einen guten Wein zu machen, für den auch so weit wie nur eben möglich auf Pestizideinsatz verzichtet werde. Die Kunden seien durch die diversen Lebensmittelskandale stark sensibilisiert, interessierten sich dafür, wie naturnah produziert werde, berichtet er. „Regionalität ist aber fast noch wichtiger: zu wissen, wo die Produkte herkommen“, stellt er fest. Die Kunden verließen sich lieber auf den direkten Kontakt zum Erzeuger. „In den Discountern klebt auf vielen Billigprodukten aus Spanien und Italien ein Öko-Label. Da bekommt man ein Glaubwürdigkeitsproblem.“ Das Weingut Braun setzt dagegen auf Kunden, die für regionale Qualität etwas tiefer in die Tasche zu greifen bereit sind.

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