Neustadt Mit Omas Gedankengut auf Europatournee

Heizten ein in Hambach: Amanda Rheaume und Anders Drerup.
Heizten ein in Hambach: Amanda Rheaume und Anders Drerup.

«Neustadt-Hambach.» Seit 19. März ist die kanadische Roots-Rock-Musikerin Amanda Rheaume auf Tour durch Mitteleuropa. Den letzten Gig dieser Konzertreise absolvierte sie am Mittwoch in der gut besuchten Vinothek des Hambacher Weinguts Schäffer.

Begleitet wurde die Sängerin und Gitarristin dabei von Anders Drerup an der Gibson Les Paul, Tyson Galloway am Bass und Josse Sharrad am Schlagzeug. Letzterer ist Niederländer und verdingt sich als Tour- und Sessionschlagzeuger. Galloway kommt aus Cobourg in der kanadischen Provinz Ontario, arbeitet neben seiner Tourtätigkeit als Bass- und Gitarrenlehrer und ist derzeit erstmals in Europa. Drerup, ebenfalls Kanadier, lebt in Austin/Texas und behauptet von sich, dass das Intro von „Wish You Were Here“ sein Leben verändert habe und er jede Musik von Ray Charles bis Mastadon liebt. In Hambach fiel er besonders durch seine stilistische Nähe zu den Allman Brothers auf. Während eines Solos zu „Landslide“ von Fleetwood Mac, das Amanda Rheaume neben Neil Youngs „Heart Of Gold“ als eines von zwei Coverstücken auf ihrer Spielliste stehen hatte, streute er sogar ein Riff des Allman Brothers Band-Klassikers „Jessica“ ein. Amanda Rheaume selbst stammt aus Ottawa, lebt aber in Toronto und ist stolz darauf, dass Blut der „first nations“ durch ihre Adern fließt, was darauf zurückzuführen ist, dass ihre Großmutter Stella mit einem Indianer verheiratet war. Diese hat mit ihrer Lebensweise und ihrer aus der Situation heraus entstandenen Philosophie Amandas Leben und Wirken stark beeinflusst. In dem Country-geprägten „Get To The Part“ kommt das deutlich zur Geltung: „Sei gut zu dir und zu anderen Menschen“ ist die Botschaft, die der Song vermittelt und Stellas Ratschläge perfekt reflektiert. Amanda Rheaume hat es verstanden deren Lebensweisheiten in sich aufzunehmen und zu verstehen. Für all das, was sie von ihr gelernt hat, ist sie bis heute sehr dankbar. Das in einem düsteren 1970er-Jahre-Sound gehaltene Lied „Keep A Fire In The Rain“, ein musikalischer Trip in die eigene Familiengeschichte der Künstlerin, erzählt auch vom Schicksal ihrer Großmutter die bereits mit 16 verheiratet wurde und neun Kinder großgezogen hat. Es ist als eine Hommage an diese zu verstehen. Aber nicht nur Oma Stella hat Rheaume Weisheiten mit auf ihren Lebensweg gegeben. Auch ihr Großvater hat es, wenn auch auf etwas derbere Art als seine Frau, verstanden, seiner Enkelin durchaus wichtige und richtige persönliche Erfahrungen zu vermitteln. Ein Beispiel: Als Amanda neun Jahre alt war, sagte er zu ihr: „Pass gut auf, sonst wird dich der Wolf der Zeit eines Tages am Arsch packen“. Daraus entstanden ist das Lied „The Wolf Of Time“, zu finden auf Rheaumes Album „Holding Patterns“ aus dem Jahr 2016. Auch auf ihrem aktuellem Longplayer „The Skin I’m In“ geht die Künstlerin wieder Themen mit Tiefgang an. Im Titelstück geht es zum Beispiel darum, dass jeder Mensch, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe oder Religion die Möglichkeit haben muss, sich in seiner Haut wohlzufühlen. Rheaume, selber bekennende Lesbe, hat dieses Ziel für sich inzwischen erreicht, auch wenn sie in „Dead Horse“ über die zerbrochene Beziehung zu einer ehemaligen Partnerin singt. Beruflich könnte es für sie aber nicht besser laufen. 2014 gewann sie den „Canadian Folk Music Award“ als „Aboriginal Songwriter of the Year“ und wurde für den „Juno“, den kanadischen „Grammy“ nominiert. Fünf Langspielplatten gehen inzwischen bereits auf ihr Konto. Bei Schaeffer stellte sie alle neun Songs der aktuellen Scheibe „The Skin I’m In“ vor und füllte den Rest ihrer Spielzeit mit ihren bekanntesten Stücken auf.

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