Neustadt Mit „Lilienthal“ immer hart am Wind

Freiflugmodelle steigen in die Luft, fallen vereinzelt zu Boden, Kinder verfolgen rennend ihre Flugbahn, drehen sich nach der Windfahne um. Vereinzelter Jubel ist zu hören. Die Fünft- und Sechstklässler treten beim Freiflugwettbewerb der Arbeitsgruppe „Modellbau“ des Haßlocher Hannah-Arendt-Gymnasiums (HAG) auf dem Modellfluggelände Ruppertsberg an.

Am Morgen sieht es bei Regen und starkem Wind nicht so aus, als könnte die Veranstaltung überhaupt stattfinden. „Wir wollen das durchziehen“, bleibt Kurt Herrmann vom Segelflugsportverein Haßloch optimistisch. Gemeinsam mit seinem Vereinskameraden Peter Winklmüller unterstützt er Gregor Stengel, der als Lehrer die AG leitet. Und tatsächlich: Um halb eins, dem Beginn des Wettbewerbs, scheint die Sonne. Die Gruppe, deren Modell am längsten in der Luft bleibt, gewinnt. „Die Flugzeit wird gestoppt vom Austreten bis zur Landung“, erinnert Winklmüller. Immer zu zweit haben die 33 Schüler ein Modell in traditioneller Holzbauweise angefertigt. „Das war eine Heidenarbeit“, berichtet Stengel. Die AG bietet er seit fünf Jahren an, 2010 kam Winklmüller dazu, 2011 Herrmann. Ein Wettbewerb findet jedes Jahr statt. Es sei wichtig, Phasen der Entspannung in den langen Schultag des Ganztagesgymnasiums zu integrieren, erläutert der Lehrer. „Mit unserer AG fördern wir Durchhaltevermögen, Ausdauer und Konzentration. Modelle zu bauen, ist ein langwieriger Prozess. Es geht nur Schritt für Schritt.“ An den Flugmodellen arbeiteten sie über ein halbes Jahr. Die Materialien werden von der Schule gestellt, eine Spende gab es von der Firma Aero-Naut. Sie entwickelt Modelle und vertreibt Baukästen. Die Schüler konnten zwischen zwei Modellen wählen: dem freifliegenden Gummimotormodell „Boogie“ und dem hochstartfähigen Segelflugmodell „Lilienthal“. Wie vier andere Paare haben sich Leonard und Christian für „Boogie“ entschieden. „Alle Teile müssen zusammenpassen – das war besonders schwierig“, berichtet Christian. „Wir haben nicht gedacht, dass er fliegt“, fügt Leonard hinzu. Doch jetzt wollen sie auch gewinnen. Das gleiche Ziel haben Sven und Victoria. Sie ist das einzige Mädchen in der AG: „Ich habe mich schon immer für Modellbau interessiert.“ Als ihr Flieger auf der Seite landet, analysiert Sven: „Zu viel Seitenwind.“ „Man muss immer beachten, woher der Wind kommt“, berichtet auch Malek. „Sonst kommt der Flieger zurück oder überschlägt sich.“ Er und sein Freund Cedric sind aufgeregt: „Wir müssen ein bisschen zittern. Heute Morgen ist ein Teil abgebrochen.“ Jetzt überlegen sie, ob an der Schnauze zu viel Gewicht ist und sie einige Bleikugeln entfernen müssen. Auch andere Gruppen bringen ihre Modelle in flugfähige Form. Den Ersten winkt heute ein ferngesteuertes Auto. „Aber keiner geht leer aus, jeder bekommt einen Preis“, freut sich Herrmann, während auf dem Flugplatz weitere Modelle in die Luft steigen. (kitj)

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