Neustadt Mehr Luft für die Visitenkarte

Ein großer Platz – die eine Hälfte aus Granit, die andere eine Rasenfläche – als eine Art Insel, die von einem Einbahnstraßenring umgeben ist, den nur Busse und Taxis befahren dürfen. So stellen sich die Landschaftsarchitekten Bierbaum und Aichele aus Mainz und die Verkehrsplaner von Senger Consult aus Treis-Karden den künftigen Bahnhofsvorplatz von Neustadt vor. Mit 7:0-Stimmen setzte sich dieses Konzept gegen die beiden Mitbewerber durch. Oberbürgermeister Hans Georg Löffler sprach gestern nach der fünfstündigen Jurysitzung von einem Plan, „der Neustadt bei der Ankunft mit dem Zug luftig und großzügig ausschauen lässt“. Erfreulicher Nebeneffekt: Es war der einzige Vorschlag, der den Erhalt des großen Kastanienbaums vor dem Bahnhof vorsieht. Die Anzahl der Kurzzeitparkplätze vor dem Bahnhof wird von 60 auf 15 reduziert. Das ist aber kein Vorschlag der Arbeitsgemeinschaft Bierbaum-Aichele/Senger, sondern war Wettbewerbsbedingung. Im Westen des Bahnhofs – dort, wo die Wohnungsbaugesellschaft auf dem ehemaligen Postgelände ein Gebäude für Gewerbe und Parken bauen soll – ist eine Stichstraße mit einem kleinen Wendehammer vorgesehen. Dort können Autofahrer Bahngäste ein- oder aussteigen lassen. „Kiss-and-ride“ nennen Verkehrsplaner dieses Konzept. Kurzzeitparkplätze sollen entlang des WBG-Gebäudes eingerichtet werden. Wer länger parken will, soll das Parkhaus oder Parkdeck der WBG nutzen. Im Vergleich zur Planung, die noch bei den Bürger-Workshops vorgestellt wurde, rückt das WBG-Gebäude um acht Meter zurück, steht damit fast auf einer Höhe mit dem Saalbau, was den Platz noch weiträumiger aussehen lässt. „Das ist die Visitenkarte von Neustadt, wir müssen da einfach mehr Raum schaffen“, begründet Martina Pauly vom Stadtplanungsamt die neue Planungsvorgabe. Die beiden anderen Wettbewerbsvorschläge hatten den Platz dreigeteilt, ähnlich wie der aktuelle Zustand ist: im Westen der Busbahnhof und im Osten die Parkplätze. Der Vorschlag der Arbeitsgemeinschaft Bauer/Stete-Planung wurde aussortiert, weil er die Bahnhofsstraße in beiden Fahrtrichtungen freigab, also die Einbahnstraßenregelungen in Höhe der Post aufgab. „Das hätte beim Übergang in die Landauer Straße zu Kreuzungsproblemen geführt“, so Pauly. In einer zweiten Runde verabschiedete sich die Jury dann auch von der Arbeitsgemeinschaft Palm/von Örner. „Diese Dreiteilung des Platzes hat uns nicht angesprochen, das ist alles viel zu eng“, erklärte Oberbürgermeister Löffler, der betonte, dass alle drei Varianten Stärken und Schwächen hätten. Der Jury-Vorsitzende, Professor Rolo Fütterer von der Universität Kaiserslautern, habe dafür geworben, nicht nur auf Funktionalität zu achten, sondern auch städtebauliche Akzente zu setzen. Auch das Weinlesefest könne weiter vor dem Bahnhof veranstaltet werden, komme der Jury-Vorschlag zur Umsetzung. Kostenmäßig gab es kaum Unterschiede. Der Siegervorschlag ist mit 2,7 Millionen Euro kalkuliert, die Konkurrenzkonzepte mit 2,5 und 2,85 Millionen Euro. Die Stadt hofft auf eine Förderquote von 85 Prozent. Allerdings weiß Volker Klein, Chef der Bau- und Planungsabteilung bei der Stadt, dass die Zuschüsse beim Land bis 2019 verplant sind: „Wir müssen uns da hinten anstellen und hoffen, dass die Förderrichtlinien so bleiben, wie sie sind.“ Bestandteil der Planung war nur der unmittelbare Bahnhofsvorplatz bis zur Bahnhofsstraße. Der Bereich vor dem Saalbau und auch die Unter- oder mögliche Überquerung der B 39 auf dem Weg in Richtung Altstadt soll später angegangen werden. Die Bahn spricht dann nicht mehr mit – dafür wegen der B 39 der Landesbetrieb Mobilität. Vertreter der Stadtratsfraktionen nahmen als Berater ohne Stimmrecht an der Sitzung teil. Die Pläne kommen nun in den Bauausschuss und den Innenstadtbeirat. Am 15. März entscheidet der Stadtrat. Die Bahn, neben der Stadt Grundstückseigentümer, hat laut Oberbürgermeister Löffler bereits ihre Zustimmung signalisiert. Einwurf Ausstellung Die drei Wettbewerbsvorschläge werden ab Montag, 29. Februar, bis 18. März im Foyer der Sparkasse Rhein-Haardt im Klemmhof ausgestellt. (wkr)

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