Neustadt Mama macht Business: Wie sich selbstständige Frauen aus der Pfalz vernetzen

Starkes Netzwerk: Carmen Hübler-Bartholomä (Zweite von links) ist stolz auf den Zulauf beim Pfalzmama Business-Treff, der diesma
Starkes Netzwerk: Carmen Hübler-Bartholomä (Zweite von links) ist stolz auf den Zulauf beim Pfalzmama Business-Treff, der diesmal am Königsbacher Bahnhof stattfand.

Sie sind Mütter – und sie führen ihr eigenes Geschäft. Der „Pfalzmama Business-Treff“ bringt selbstständige Frauen zusammen. Was haben sie vom Netzwerk?

Das Pfalzmama-Sommertreffen am Mittwochabend am Königsbacher Bahnhof wirkt auf den ersten Blick wie eine gemütliche Gartenparty: Zwischen bunten Stühlen und Tischen tummeln sich rund drei Dutzend Frauen aus der Pfalz, die mit einem Glas Sekt anstoßen, während im Hintergrund der Grill angefeuert wird. Was sie alle eint: Sie haben Kinder, sind selbstständig tätig und gehören zum Pfalzmama-Netzwerk, das rund um die Neustadterin Carmen Hübler-Bartholomä entstanden ist.

Hübler-Bartholomä schreibt seit 2016 als „Pfalzmama“ einen Blog im Internet, auf dem sie zunächst vor allem Wander- und Ausflugstipps für Familien teilt. „Der Blog entstand in meiner Elternzeit, als ich neben dem Babyalltag etwas kreativen Ausgleich gesucht habe“, erklärt die 39-Jährige. In der Krabbelgruppe und bei Spielplatzbesuchen lernt sie andere Mütter kennen, die selbstständig sind oder sich nebenberuflich etwas aufbauen wollen. So kommt Hübler-Bartholomä, die beruflich im Bereich Kommunikation und Kontaktmanagement tätig ist und Erfahrung im Veranstaltungsbereich sowie im Netzwerkaufbau hat, auf die Idee, ein Netzwerk für selbstständige Mütter zu gründen. Nach virtuellen Zusammenkünften während der Pandemie treffen sich die Mitglieder seit 2022 etwa einmal im Quartal, „um sich gegenseitig zu stärken, zu motivieren und zu helfen“. Mittlerweile gehören laut Hübler-Bartholomä rund 100 Frauen zum Netzwerk.

Gemeinsam stark

Für das Sommertreffen hat Sarah Forger ihren Garten zur Verfügung gestellt. „Wir sind alle in der gleichen Situation und gemeinsam stärker als als Einzelkämpferin“, sagt sie. Die 39-Jährige bietet hier normalerweise Permakultur-Workshops an, heute laden Stephanie Mohl und Bettina Häußler vom Kolorit Keramikstudio an den Tischen zum Bemalen von kleinen Schälchen ein. Schnell kommt man ins Gespräch, tauscht Flyer und Kontaktdaten aus. „Wir müssen unbedingt in Kontakt bleiben“, sagt etwa Ines Pitthan aus Ludwigshafen, die im August 2022 das Label „Meer und Magie“ für maritimen Modeschmuck gegründet hat, zu ihrer Sitznachbarin. Das Pfalzmama-Netzwerk habe der 37-Jährigen beim Aufbau von Reichweite „viel gebracht“.

Annabelly da Silva Ferreira betreibt mit ihrer Mutter Cristiane Mylonas den Laden Everybody’s Closet Second Hand in Landau. Die 25-Jährige hält das Netzwerken für Selbstständige für unverzichtbar: „Vieles funktioniert über Mund-zu-Mund-Propaganda, aber ohne Kooperationen geht heute nichts mehr.“ Damit meint sie Verlinkungen und Beiträge in den sozialen Netzwerken, aber auch Möglichkeiten, sein Geschäft zu präsentieren. So konnte sie zum Beispiel schon eine Modenschau im Lavendelhof veranstalten und lädt Geschäftspartnerinnen in ihren Laden ein.

Aus Erfahrungen lernen

„Reisedesignerin“ Jasmina Langzettel aus Impflingen hilft ihren Kunden, die passende Reise zum günstigsten Preis zu bekommen. Über Instagram ist die 29-Jährige auf die Pfalzmama gestoßen, bei einem Treffen ist sie heute zum ersten Mal. „Ich finde es gut, Erfahrungen auszutauschen, zum Beispiel was Datenschutzformulare angeht“, erklärt sie.

Als Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins Familie in Bewegung ist Beate Eisensteck von Ludwigshafen nach Königsbach gekommen. „Wir begleiten Familien von der Schwangerschaft bis in die Pubertät. Ich kenne die Bedarfe und suche hier Kontakte, um dem gerecht zu werden“, sagt die 60-Jährige. Mit Stillberaterin Carmen Kittelsberger aus Gönnheim tauscht sie Visitenkarten. Über solche Kooperationen lassen sich Bekanntheit und Ruf verbessern, weiß die 41-Jährige, die seit Oktober 2022 ihr Unternehmen aufzieht.

Frauen brennen für Geschäft

Miriam Ruberg von der Yogawerkstatt in Neustadt ist nicht die einzige Yoga-Lehrerin beim Treffen, Konkurrenzgedanken gebe es aber trotzdem nicht. „Jeder hat seinen eigenen Ansatz“, erklärt die 43-Jährige Neustadterin, „man kennt sich, und ich freue mich, wenn es bei den anderen läuft.“ Durch das Netzwerk komme man leicht an Dienstleistungen oder Produkte und könne selbst für sich werben. Das schätzt auch die 38-jährige Susi Kimmel, die seit April Selbstgenähtes in ihrem Laden Handgemacht Pfalz in Hambach anbietet.

„Diese Frauen machen, wofür ihr Herz brennt“, ist Hübler-Bartholomä überzeugt. Dabei gehe es darum, sich gegenseitig beim Wachstum zu helfen statt um Konkurrenzdenken. „Niemand würde seine Kinder von jemand anderem ins Bett bringen lassen, wenn so ein Abend nichts bringen würde.“ Die „Pfalzmama“ stellt auf ihrem Blog Netzwerkpartner vor, die so schneller ihre Zielgruppe erreichen sollen. Sie selbst profitiert durch eine Provision, wenn über ihr Netzwerk Kooperationen entstehen. In den kommenden Monaten bieten Netzwerkmitglieder Workshops an zu Themen wie Social-Media, Steuertipps, Kontaktmanagement oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Interessierte können sich per E-Mail an info@pfalz-mama.de anmelden.

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