Neustadt Maßarbeit im XXL-Format

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Christian Schäfer und Oliver Zepp haben eine Fangemeinde. Genau genommen nicht die beiden persönlich, sondern ihre Arbeit. So wie es Menschen gibt, die Eisenbahnen und Schiffe fotografieren, versammelt sich regelmäßig ein interessiertes Grüpplein Menschen, wenn außerhalb des BASF-Werks Schwertransporte rollen. So war es auch Anfang März, als in Ludwigshafen die Brunckstraße gesperrt werden musste, damit zwei Reaktoren von Tor 15 ganz im Norden nach Süden an Tor 3 transportiert werden konnten. Tatsächlich ist es eine faszinierende, beeindruckend-große Arbeit, während dem Laienbetrachter die Detaildenke dahinter verborgen bleibt. Schäfer, Zepp und ihre Kollegen sind für den Transport aller BASF-Anlagenteile zuständig, die mehr als 20,75 Meter lang, mehr als drei Meter breit, 4,2 Meter hoch oder 60 Tonnen schwer sind. Diese Maße definieren bei der BASF einen Schwertransport. Einen solchen gab es im vergangenen Jahr laut Unternehmen etwa 250-mal, 50-mal davon werksintern. Nach einem besonders schwierigen Transport oder einem sehr heiklen gefragt, sagt der 36-jährige Zepp: „Jeder Transport ist besonders.“ Dann fällt den beiden doch ein spezielles Erlebnis ein. Fotos haben sie mitgebracht von einer Kolonne – 85 Tonnen schwer, 41 Meter lang. Eine Kolonne ist ein spezielles, säulenförmiges Anlagenteil, meist aus Metall. Gleich mehrere Sonderfahrzeuge und etwa 80 Personen waren innerhalb des Werks im Einsatz, um es sicher zu transportieren. Zentimeterarbeit war nötig, um unter einigen Rohrbrücken im Werk hindurchzukommen. Die Kolonne auf einen Lader aufzulegen kam nicht infrage. Die Gesamthöhe wäre zu groß gewesen. Nur wenige Finger breit über dem Boden, mit zwei bis vier Kilometern pro Stunde dahinschwebend, bewegte sich die Kolonne stattdessen mit einem Sonderfahrzeug vorwärts. Auf einem Hubsteiger kontrollierte ein Mitarbeiter von oben, einer robbte am Boden hinterher, einer lief mit einer Fernbedienung an der Seite, um minimale Korrekturen der Höhe vorzunehmen, erzählt Zepp. Denn sollte ein Transport eine BASF-Rohrbrücke beschädigen, kann es nicht nur teuer, sondern auch gefährlich werden. Die Arbeit von Christian Schäfer und Oliver Zepp – beide übrigens Ludwigshafener – setzt maximale Planung und Organisation voraus. Vier bis fünf Wochen Vorlauf braucht es, wenn sie mit großem Gefährt außerhalb des Werks unterwegs sind. Dann sind genaue Absprachen mit Stadt, Polizei und den externen Unternehmen, die die BASF als Dienstleister hinzuholt, erforderlich. „Immer nachts, oder samstagvormittags“ sei man außerhalb des Werks auf der Straße, erklärt Zepp. Das sind verkehrsarme Zeiten, in denen benötigte Sperrungen und Umleitungen weniger Menschen betreffen. Damit der Schwertransport auch sicher dort durchkommt, wo er durch soll, müsse auch mal das eine oder andere Straßenschild oder ein Baum weichen. „Wird aber alles wieder angepflanzt“, sagt Zepp. Weil auch auf normaler Straße für manche Teile die Brücken zu tief oder nicht für so viel Übergewicht ausgelegt sind, ist so ein Schwertransport auch mal gegen die Fahrtrichtung unterwegs. Für eine zusätzliche Absicherung sorgen vorausfahrende Polizisten. Innerhalb des Werks ist immer der Werkschutz dabei. „Dort müssen wir die Folgeprozesse genauer planen“, sagt Schäfer (38) und spricht dann noch von „Just-in-Time-Lieferung“. Bedeutet: Weil Teile in der Regel direkt bis an die Anlage geliefert werden, sollten sie dort auch umgehend montiert werden. Im Gegensatz zu „draußen“, wo es darum geht, den Verkehr möglichst wenig zu stören, richten sich die Transporte BASF-intern nach den anderen Gewerken. Und worauf ist ganz grundsätzlich zu achten? Schäfer spricht von Achsenlast und Schleppkurven. Es sei gut, ein großes Gewicht auf möglichst viele Achsen des Wagens zu verteilen. Nicht nur zum einfacheren und gleichmäßigen Transport, sondern auch, um die Straßen zu schonen. Aber: Je mehr Achsen, desto unvorteilhafter die Schleppkurven. Das Fahrzeug ist weniger flexibel, wenn es um Kurven fährt. Zwischen diesen Aspekten die richtige Balance zu finden, nennt Christian Schäfer eine der Aufgaben seines Jobs. Eine Arbeit, die große Teile bewegt, aber bis ins kleinste Detail zu planen ist.

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