Neustadt Kamera läuft

Am Bahnhofsvorplatz hat die Überwachung begonnen.
Am Bahnhofsvorplatz hat die Überwachung begonnen.

Die Videoüberwachung bestimmter Straßen und Plätze in Mannheim hat begonnen. Polizeipräsident Thomas Köber, Sicherheitsdezernent Christian Specht (CDU) und Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) erklärten im Polizeipräsidium noch einmal die Hintergründe. Eine Software soll die Polizei künftig auf mögliches kriminelles Verhalten aufmerksam machen. Neben der Stadt, die für das Pilotprojekt 900.000 Euro aufbringt, beteiligt sich das Land mit 700.000 Euro. Da die Videoüberwachung in den Mannheimer Quadraten in den Jahren 2001 bis 2007 zu einem erheblichen Rückgang der Straftaten geführt hat, versuchen die Behörden es jetzt erneut. Hintergrund ist, dass die Straßenkriminalität zuletzt spürbar zugenommen hat. Die heutige Technik ist allerdings nicht mit der von früher zu vergleichen. Statt acht Kameras wie damals sollen in der Breiten Straße, am Alten Messplatz in der Neckarstadt und am Bahnhofvorplatz 65 montiert werden. Möglicherweise folgen elf weitere Kameras am Eingang der Planken gegenüber des Wasserturms, wo derzeit Bauarbeiten stattfinden. Mit der größeren Anzahl an Kameras sei es nun möglich, die gesamten Flächen aus mehreren Blickrichtungen zu erfassen, sagt Köber. Es gebe keine „toten Winkel“ mehr. „Wesentlich für den damaligen Erfolg der Videoüberwachung war, dass wir eine Interventionszeit von zweieinhalb Minuten bis zum Erscheinen von Polizisten hatten. Da wollen wir wieder hin“, betont er. Das eigentlich Neue und Wegweisende am Projekt ist das Programm zur computergestützten Bildauswertung, das hier künftig zusammen mit einem Fraunhofer-Forschungsinstitut entwickelt und verfeinert werden soll. Erste Programmversionen für andere Anwendungen gibt es bereits. Die Software, die zum Einsatz kommt, kann menschliche Personen als „relevante Objekte“ und Bewegungsmuster erkennen. „Das Programm erkennt, wenn Personen schlagen, treten, rennen oder am Boden liegen“, sagt Klaus Pietsch, Projektleiter der Mannheimer Polizei. Das System mache jedoch nur den Beobachter auf ein „Ereignis“ aufmerksam – etwa auf eine rennende Person. Der Polizist entscheide nach Ansicht der Bilder, ob jemand nur schnell die Straßenbahn erwischen wollte oder vielleicht eine kriminelle Tat vorausgegangen ist. „Am Anfang wird es sicher Vorfälle geben, die dem Programm durch die Lappen gehen. Diese werden wir dann als Lernmaterial verwenden“, kündigt Fraunhofer-Mitarbeiter Markus Müller eine weitere Verbesserung der Software an. Die Kameraüberwachung hat laut Pietsch am Bahnhofsvorplatz begonnen, dann würden die Kameras am Paradeplatz sowie 2019 an der Breiten Straße und 2020 am Alten Messplatz folgen. Wie Köber in Sachen Datenschutz versichert, sollen alle Bilddaten ohne Vorkommnisse nach 72 Stunden gelöscht werden. Einen Internetzugang zum System gebe es nicht, daher sei es nicht möglich, die Daten zu „hacken“. Im Zuge der Weiterentwicklung der Software sollen die Personen auf den Bildern verpixelt, unkenntlich gemacht werden, solange kein „Ereignis“ gemeldet werde, so der Polizeipräsident. Eine Gesichtserkennung gebe es bei diesem System nicht. Bei Demonstrationen werde es zudem abgeschaltet. Wie Strobl sagt, ist die Überwachungstechnik europaweit Neuland: „Das Vorhaben ist ein Pionierprojekt.“

Der Polizist vor den Bildschirmen im Polizeipräsidium soll mithilfe von Computertechnik verdächtige Bewegungen erkennen.
Der Polizist vor den Bildschirmen im Polizeipräsidium soll mithilfe von Computertechnik verdächtige Bewegungen erkennen.
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